29.11.2014 Aufrufe

Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 23<br />

Aufmerksamkeit gewidmet werden. 92 Für <strong>die</strong> berufliche <strong>Integration</strong> von Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung sche<strong>in</strong>t deshalb e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegratives Schulsystem von grosser Bedeutung<br />

zu se<strong>in</strong>. Die Herstellung von Chancengleichheit sollte <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem S<strong>in</strong>ne auch im<br />

Bildungssystem vorangetrieben werden. Auch zeigen Daten der OECD, dass es <strong>durch</strong>aus<br />

s<strong>in</strong>nvoll sche<strong>in</strong>t, Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> Massnahmen der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Arbeitsmarktpolitik mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

2.37 Wie gezeigt wurde lassen sich <strong>in</strong> der Beh<strong>in</strong>dertenpolitik idealtypisch zwei Richtungen<br />

herausschälen. <strong>Integration</strong>spolitik basiert jedoch <strong>in</strong> der Realität nie nur auf <strong>die</strong>sen beiden<br />

Polen, sondern es existieren viele verschiedene Nuancen und Mischformen, mit denen <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen Ländern versucht wird, <strong>die</strong> Erwerbsbeteiligung von Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />

Beh<strong>in</strong>derung zu erhöhen. Im Folgenden wird untersucht, welche unterschiedlichen<br />

Ansätze e<strong>in</strong>er beschäftigungsorientierten Beh<strong>in</strong>dertenpolitik zurzeit diskutiert werden<br />

und wie <strong>die</strong>se im E<strong>in</strong>zelnen aussehen.<br />

2 <strong>Integration</strong>smodelle<br />

a) Ausgangssituation<br />

aa)<br />

Allgeme<strong>in</strong><br />

2.38 Die Frage, welche Massnahmen besonders geeignet s<strong>in</strong>d für <strong>die</strong> (Re-)<strong>Integration</strong> von<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt, ist zurzeit Bestanteil e<strong>in</strong>er<br />

länderübergreifend kontrovers geführten Diskussion <strong>in</strong> der Beh<strong>in</strong>dertenpolitik. 93 Laut<br />

OECD wird dabei der gesetzliche Ansatz zur Förderung von beruflicher <strong>Integration</strong> am<br />

heftigsten diskutiert. In den meisten Ländern lag vor ungefähr 15 Jahren der<br />

Schwerpunkt der Beh<strong>in</strong>dertenpolitik auf E<strong>in</strong>kommensersatzleistungen. Der verstärkte<br />

E<strong>in</strong>fluss der Beh<strong>in</strong>dertenbewegung und <strong>die</strong> Entwicklung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em sozialen Modell<br />

von Beh<strong>in</strong>derung auf der e<strong>in</strong>en Seite sowie <strong>die</strong> schlechten Erfahrungen mit bisherigen<br />

Politikansätzen und <strong>die</strong> zunehmend schwierigere F<strong>in</strong>anzierbarkeit der Sozialwerke auf<br />

der anderen Seite führten <strong>in</strong> den neunziger Jahren <strong>in</strong> vielen Ländern zu Reformen. In<br />

allen 20 von der OECD untersuchten Ländern kam es zu e<strong>in</strong>er deutlichen Verschiebung<br />

<strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er auf <strong>Integration</strong> ausgerichteten Politik. Die stärkste Neuorientierung<br />

fand <strong>in</strong> den Niederlanden statt, <strong>in</strong> der Schweiz waren <strong>die</strong> Veränderungen zum Zeitpunkt<br />

der Stu<strong>die</strong> am ger<strong>in</strong>gsten. Mittlerweile s<strong>in</strong>d auch hier Veränderungen e<strong>in</strong>getreten. 94<br />

2.39 Bei der Betrachtung der Wirksamkeit e<strong>in</strong>zelner <strong>Integration</strong>smodelle ergibt sich das<br />

grundlegende Problem, dass es weitgehend an aussagekräftigen und fun<strong>die</strong>rten<br />

Evaluationen fehlt, 95 welche Befunde über Ergebnisse unterschiedlicher<br />

Politikmassnahmen und <strong>Integration</strong>sprogramme liefern. E<strong>in</strong>erseits hat <strong>die</strong>s damit zu tun,<br />

dass der Arbeitsmarkt e<strong>in</strong> sehr komplexes Geschehen mit vielen unterschiedlichen<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren ist. E<strong>in</strong>fache Kausalzusammenhänge herzustellen, gestaltete sich als<br />

nicht ganz leicht. 96 Anderseits liegt aber der Grund wohl auch dar<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> <strong>Integration</strong><br />

von Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt noch nicht allzu lange auf der<br />

92 siehe dazu auch Hauptschlussfolgerungen e<strong>in</strong>er Konferenz zum europäischen Tag der Menschen mir<br />

Beh<strong>in</strong>derung 2004, organisiert von der Europäischen Kommission und dem Europäischen Beh<strong>in</strong>dertenforum,<br />

EUROPÄISCHE KOMMISSION (Tag), S. 22.<br />

93 vgl. RÜST/DEBRUNNER, S. 31.<br />

94 OECD (Beh<strong>in</strong>dertenpolitik), S. 191f. und S. 259ff.; <strong>in</strong> den Niederlanden war <strong>die</strong> Beh<strong>in</strong>dertenpolitik früher<br />

stark auf <strong>die</strong> Versorgung <strong>in</strong> Beh<strong>in</strong>dertenwerkstätten ausgerichtet.<br />

95 EUROPÄISCHE KOMMISSION (Benchmark<strong>in</strong>g), S. 3; vgl. auch OECD (Hemmnisse).<br />

96 siehe auch HOWARD.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!