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Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

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Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 16<br />

Vergleich zur Gesamtbevölkerung generell e<strong>in</strong> höheres Alter und e<strong>in</strong> niedrigeres<br />

Bildungsniveau auf und der Frauenanteil ist leicht höher. All <strong>die</strong>se Merkmale wirken<br />

sich für sich genommen ungünstig auf <strong>die</strong> <strong>in</strong>dividuelle Beschäftigungssituation aus,<br />

kommt dann noch e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong>derung h<strong>in</strong>zu, lässt sich von e<strong>in</strong>er „doppelten<br />

Benachteiligung“ sprechen. 51 Im H<strong>in</strong>blick darauf, dass Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />

Beh<strong>in</strong>derung, <strong>die</strong> im Besitz e<strong>in</strong>er höheren Ausbildung s<strong>in</strong>d, deutlich häufiger<br />

erwerbstätig s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Ergebnisse der aktuellen OECD Stu<strong>die</strong> über Norwegen sehr<br />

<strong>in</strong>teressant, <strong>die</strong> zeigen, dass dort <strong>die</strong> Altersgruppe der 20 bis 34jährigen Personen mit<br />

e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung kaum noch Unterschiede im Bildungsstand zu den Personen ohne<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung aufweisen. 52 Es kann vermutet werden, dass <strong>die</strong> konsequente<br />

Umsetzung schulischer <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> Norwegen 53 <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Ergebnissen ihren<br />

Niederschlag f<strong>in</strong>det. Gemäss den Daten der OECD s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Altersklasse <strong>die</strong><br />

Beschäftigungsquoten von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung und solchen ohne Beh<strong>in</strong>derung<br />

ähnlich hoch. Ob <strong>die</strong>se Zahlen jedoch auf den Faktor Bildung zurückzuführen s<strong>in</strong>d oder<br />

ob dar<strong>in</strong> schlicht <strong>die</strong> besseren Chancen von jüngeren gegenüber älteren Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung ausgedrückt s<strong>in</strong>d, lässt sich den OECD Daten nicht abschliessend<br />

entnehmen. 54<br />

2.20 Die Chancen, e<strong>in</strong>er regulären Erwerbstätigkeit nachzugehen, hängen im Weiteren sehr<br />

stark von der Art der Beh<strong>in</strong>derung ab. E<strong>in</strong>e physische Beh<strong>in</strong>derung ist e<strong>in</strong>e weitaus<br />

günstigere Voraussetzung für e<strong>in</strong>e Erwerbsbeteiligung als e<strong>in</strong>e geistige Beh<strong>in</strong>derung,<br />

e<strong>in</strong>e Lernbeh<strong>in</strong>derung oder e<strong>in</strong>e Mehrfachbeh<strong>in</strong>derung. Länderübergreifend stellen<br />

Stu<strong>die</strong>n fest, dass Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Beh<strong>in</strong>derung ebenfalls e<strong>in</strong>e sehr<br />

ger<strong>in</strong>ge Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit haben, e<strong>in</strong>e Arbeitstelle zu f<strong>in</strong>den. 55 So zeigt e<strong>in</strong>e<br />

Umfrage bei kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen (KMU) der Schweiz, dass <strong>die</strong><br />

Bereitschaft der Betriebe, Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Beh<strong>in</strong>derung e<strong>in</strong>zustellen,<br />

deutlich niedriger ist als bei anderen Beh<strong>in</strong>derungsformen. Die grossen Zweifel der<br />

Arbeitgeber, Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Beh<strong>in</strong>derung zu beschäftigen, könnten<br />

jedoch <strong>durch</strong> gezielte Anreize gesenkt werden, wie <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> ebenfalls aufzeigt. 56 Im<br />

H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> weiterh<strong>in</strong> steigende Anzahl von Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen<br />

Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> der Schweiz 57 s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s sicherlich wichtige Erkenntnisse, <strong>die</strong> es zu<br />

berücksichtigen gilt, will man <strong>die</strong> berufliche <strong>Integration</strong> vorantreiben. E<strong>in</strong> weiteres<br />

Merkmal, das festgehalten werden kann, ist, dass Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong><br />

allen Ländern deutlich mehr Teilzeit arbeiten als Menschen ohne Beh<strong>in</strong>derung. 58<br />

2.21 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung im Vergleich<br />

zu Menschen ohne Beh<strong>in</strong>derung auf dem Arbeitsmarkt deutlich unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d<br />

und dass <strong>die</strong> Chance, e<strong>in</strong>e Stelle zu f<strong>in</strong>den, sich verschlechtert, je stärker <strong>die</strong><br />

Beh<strong>in</strong>derung ist. Negativ wirken sich auch Faktoren wie das <strong>durch</strong>schnittlich tiefere<br />

Bildungsniveau und das höhere Alter von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung aus. Bei e<strong>in</strong>er<br />

51 EUROPEAN COMMISSION (Employment situation), S. 25f. ; OECD (Hemmnisse) S.60 f.; vgl. auch NOLÉN, S.<br />

36.<br />

52 OECD (Hemmnisse), S. 60.<br />

53 vgl. FLEM/KELLER.<br />

54 OECD (Hemmnisse), S. 8.<br />

55 vgl. z.B. OECD (Hemmnisse); NOLÉN, S. 36.<br />

56 MASCHKE, S. 169; EUROPEAN COMMISSION (Employment situation), S. 25; TA; NZZ (<strong>die</strong> Veröffentlichung<br />

der Stu<strong>die</strong> über <strong>die</strong> KMU-Umfrage ist zurzeit <strong>in</strong> Vorbereitung, erste Ergebnisse wurden an der Jahrestagung der<br />

schweizerischen Stiftung Pro Mente Sana vorgestellt.).<br />

57 FLÜCKIGER; OECD (Hemmnisse) S. 15f.<br />

58 BAUMGARTNER/GREIWE/SCHWARB, S. 6 (2004); OECD (Hemmnisse) S. 61.

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