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Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

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Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 47<br />

cc)<br />

Charakter mit Leistungskürzungen bei Verweigerung haben <strong>die</strong> Programme jedoch nur<br />

für Jugendliche und Langzeitarbeitslose. Im Rahmen von Pilotprojekten wurden <strong>in</strong><br />

England vor kurzem obligatorische Elemente <strong>in</strong> <strong>die</strong> New Deal-Programme für Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong>derung e<strong>in</strong>geführt. 198 Interessanterweise ist z.B. <strong>in</strong> den USA wo - wie erwähntlaut<br />

OECD für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen ke<strong>in</strong>e Verpflichtung besteht, an<br />

Rehabilitationsprogrammen teilzunehmen, der Anteil der Personen, <strong>die</strong> an e<strong>in</strong>er<br />

Rehabiltiationsmassnahme teilnehmen im Vergleich mit Ländern, <strong>die</strong> e<strong>in</strong><br />

Verpflichtungspr<strong>in</strong>zip verfolgen, sehr ähnlich. 199<br />

Wirkung und E<strong>in</strong>ordnung<br />

2.111 In Bezug auf den Erfolg von Workfare-Programmen bei der E<strong>in</strong>gliederung von<br />

arbeitslosen Personen analysiert <strong>die</strong> IAB-Stu<strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Untersuchung, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>ternationalen Überblick über Workfare-Programme zu geben versucht, und kommt zu<br />

dem Schluss, dass es kaum systematische Evaluationsstu<strong>die</strong>n zu Workfare gibt. E<strong>in</strong>ige<br />

experimentelle Stu<strong>die</strong>n für kle<strong>in</strong>er Programme s<strong>in</strong>d zu f<strong>in</strong>den, Stu<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> auch den<br />

ökonomischen Effekt erfassen, s<strong>in</strong>d sehr selten und sie erfassen meist nur <strong>die</strong> Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er Massnahme an sich (z.B. Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekt der Arbeitsmassnahme), aber nicht das<br />

eigentliche Pr<strong>in</strong>zip der Verpflichtung, so <strong>die</strong> Autoren der IAB-Stu<strong>die</strong>. Da<strong>durch</strong>, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Kontrollgruppen von Personen mit gleicher Beschäftigungsmassnahme aber ohne<br />

Verpflichtungspr<strong>in</strong>zip bestehen, kann nicht nachhaltig nachgewiesen werden, ob <strong>die</strong><br />

gleichen Effekte nicht auch ohne Verpflichtung e<strong>in</strong>getreten wären. Die wenigen<br />

Evaluationen <strong>die</strong> bestehen, weisen ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen Ergebnisse auf. So sche<strong>in</strong>t der<br />

englische Ansatz speziell bei Jugendlichen erfolgsversprechend, <strong>in</strong> den Niederlanden<br />

dagegen wird eher von negativen Ergebnissen gesprochen. Die IAB-Stu<strong>die</strong> kommt nach<br />

der Analyse unterschiedlicher Untersuchungen zum Schluss, dass über <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />

der „Zwangkomponente“ <strong>in</strong>sgesamt noch zu wenig bekannt ist. Die Autoren halten es<br />

sogar für möglich, dass Workfare-Programme bei Arbeitslosen gegebenenfalls <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong>dividuelle Zufriedenheit erhöhen und damit evtl. <strong>die</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er regulären<br />

Arbeitstelle auf dem Arbeitsmarkt gar nicht aufgenommen wird. Damit wäre der<br />

ökonomische Effekt, den Worfare-Massnahmen eigentlich erzielen wollen, nicht<br />

gegeben, Auch wenn <strong>die</strong> Zufriedenheitskomponente aus sozialethischer Sicht natürlich<br />

<strong>durch</strong>aus positiv zu bewerten ist. 200<br />

2.112 Alle <strong>in</strong> Rz 2.111 erwähnten Ergebnisse, beziehen sich nicht auf Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />

Beh<strong>in</strong>derung, sondern auf Arbeitslose an sich. Inwieweit <strong>die</strong> Ergebnisse auf <strong>die</strong> Situation<br />

von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung übertragen werden können bzw. wie häufig auch<br />

Personen mit Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Massnahmen und ihre Evaluationen mit<br />

e<strong>in</strong>geschlossen waren, ohne dass <strong>die</strong>s speziell ausgewiesen ist, kann nicht beurteilt<br />

werden. Betreffend <strong>die</strong> Wirksamkeit des Verpflichtungspr<strong>in</strong>zips bei Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung konnten ke<strong>in</strong>e aussagekräftigen Stu<strong>die</strong>n gefunden werden. Trotz dem<br />

Fehlen e<strong>in</strong>schlägiger Ergebnisse fordert <strong>die</strong> OECD <strong>in</strong> ihrer Schlussfolgerung der breit<br />

angelegten Analyse von Beh<strong>in</strong>dertenpolitik, dass das Element der Verpflichtung e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Stellenwert bei der beruflichen <strong>Integration</strong> von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

e<strong>in</strong>nehmen sollte. Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung sollten nach Auffassung der OECD<br />

mit Sanktionen belegt werden, wenn sie sich nicht an den <strong>Integration</strong>sbemühungen<br />

beteiligen. Mit dem H<strong>in</strong>weis, dass „Verpflichtung zur Zusammenarbeit“ jedoch<br />

198 KOCH/STEPHAN/WALWEI, S. 14f.<br />

199 OECD (Beh<strong>in</strong>dertenpolitik), S. 205.<br />

200 KOCH/STEPHAN/WALWEI.

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