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Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

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Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 26<br />

cc)<br />

Früherkennung und Früh<strong>in</strong>tervention zurzeit e<strong>in</strong>en sehr wichtigen Stellenwert <strong>in</strong> der<br />

beh<strong>in</strong>dertenpolitischen Diskussion e<strong>in</strong>nimmt. 106 Auch <strong>in</strong> der Schweiz wird <strong>die</strong> Dauer des<br />

Verfahrens zur Anerkennung sowohl von Betroffenen wie auch von offizieller Seite<br />

heftig kritisiert. So wird angeführt, dass während der Abklärungszeit wertvolle Zeit<br />

verstreicht, und es dann für Intervention meist zu spät ist. 107 In vielen Ländern s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong>sbezüglich Reformen e<strong>in</strong>geleitet worden, <strong>die</strong> auf Früherkennung sowie auf e<strong>in</strong>e<br />

bessere Zusammenarbeit der e<strong>in</strong>zelnen Dienste zielen. Es darf aber nicht vergessen<br />

werden, dass <strong>die</strong>se Interventionen nur für <strong>die</strong>jenigen Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung relevant<br />

s<strong>in</strong>d, bei denen es zu Bee<strong>in</strong>trächtigungen während e<strong>in</strong>es Anstellungsverhältnisses<br />

kommt.<br />

Freiwilligkeit<br />

2.47 Neben rechtlichen Ansätzen können <strong>in</strong> der neueren Beh<strong>in</strong>dertenpolitik auch Elemente<br />

ausgemacht werden, <strong>die</strong> sich vorwiegend auf freiwillige Massnahmen stützen wie<br />

beispielsweise spezielle Aufklärungskampagnen, Zertifizierung von Arbeitgebern mit<br />

besonders beh<strong>in</strong>dertengerechten Arbeitstrukturen oder im Gegenteil <strong>die</strong> Anprangerung<br />

von besonders schlechten Strukturen. Von den 20 von der OECD untersuchten Ländern<br />

betrieben im Jahre 2003 hauptsächlich <strong>die</strong> Schweiz, <strong>die</strong>, ausser e<strong>in</strong>em<br />

Kündigungsschutz <strong>in</strong> der Phase der Lohnfortzahlung, ke<strong>in</strong>e Verpflichtungen für<br />

Arbeitgeber kennt, Portugal, Mexiko und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Masse auch Dänemark e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem S<strong>in</strong>n auf Freiwilligkeit ausgerichtete Politik. Portugal hat seit Neuerem e<strong>in</strong>e<br />

Quotenregelung e<strong>in</strong>geführt und Dänemark versucht mit e<strong>in</strong>em Sozial<strong>in</strong>dex <strong>die</strong> soziale<br />

Verantwortung von Arbeitgebern zu stärken. In allen anderen untersuchten Ländern<br />

existieren unterschiedlich weit gehende Arbeitgeberverpflichtungen. 108 Insgesamt wird<br />

laut e<strong>in</strong>em Forschungsbericht der Internationalen Vere<strong>in</strong>igung für soziale Sicherheit<br />

(IVSS) dem E<strong>in</strong>fluss der Arbeitgeber auf <strong>die</strong> berufliche <strong>Integration</strong> von Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> jüngster Zeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt. 109<br />

b) Unterstützte Beschäftigung (Supported Employment)/Arbeitsassistenz<br />

aa)<br />

Beschreibung<br />

2.48 Das erklärte Ziel des Modells der Unterstützten Beschäftigung (Supported<br />

Employment) ist es, Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung mehr Selbstbestimmung und<br />

Teilhabe zu ermöglichen. Damit schliesst <strong>die</strong>ses Modell am beschriebenen<br />

Paradigmawechsel <strong>in</strong> der Beh<strong>in</strong>dertenpolitik an und stellt <strong>die</strong> Orientierung an den<br />

Fähigkeiten von Personen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong>s Zentrum. Durch <strong>in</strong>dividuelle<br />

Unterstützung soll es Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung - unabhängig von der Schwere<br />

der Beh<strong>in</strong>derung - ermöglicht werden, auf dem allgeme<strong>in</strong>en Arbeitsmarkt <strong>in</strong> regulären<br />

Betrieben e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit nachgehen zu können. Zentraler Punkt <strong>die</strong>ses Modells<br />

ist, dass es sich dabei stets um bezahlte Arbeit auf dem allgeme<strong>in</strong>en Arbeitsmarkt<br />

handelt. Bei der Beschäftigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschützten Werkstatt handelt es sich folglich<br />

nicht um Unterstützte Beschäftigung. 110 Der Ansatz der Unterstützen Beschäftigung<br />

106 vgl. z.B. WYNNE/MCANANY, S. 12ff.<br />

107 PESTALOZZI.<br />

108 OECD (Beh<strong>in</strong>dertenpolitik), S. 194ff., siehe auch Tabelle zu den Arbeitgeberverpflichtungen S. 391ff.<br />

109 HOWARD.<br />

110 Dieser Unterschied ist <strong>durch</strong>aus nicht <strong>in</strong> jeder Stu<strong>die</strong> berücksichtigt. E<strong>in</strong>e Stu<strong>die</strong> der EUROPÄISCHEN<br />

KOMMISSION von 2000, setzt z.B. Unterstützte Beschäftigung mit Beschäftigung <strong>in</strong> Beh<strong>in</strong>dertenwerkstätten<br />

gleich, was schlicht falsch ist. vgl. EUROPÄISCHEN KOMMISSION (Benchmark<strong>in</strong>g). Es kann vermutet werden,<br />

dass mit steigendem Bekanntheitsgrad von Unterstützer Beschäftigung auch solche Verwechslungen abnehmen.

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