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Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

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Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 78<br />

dem der Schwerpunkt auf dem Verpflichtungspr<strong>in</strong>zip liegt und<br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsmassnahmen nicht vorgesehen s<strong>in</strong>d. Die Schweiz kennt weder<br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsmassnahmen noch das Quotenmodell. Supported Employment ist<br />

ke<strong>in</strong> offizielles Programm der Schweizer Beh<strong>in</strong>derternpolitik, wenn auch e<strong>in</strong>zelne,<br />

<strong>durch</strong>aus vergleichbare Initiativen bestehen. Die Schweiz hat Elemente aus dem<br />

Verpflichtungspr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> ihrer Politik und verfolgt den Grundsatz "Reha vor Rente".<br />

4.9 Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsmassnahmen s<strong>in</strong>d zumeist <strong>in</strong> Ländern mit schwach ausgebautem<br />

Sozialstaat das Hauptelement der <strong>Integration</strong>spolitik. In den USA beispielsweise<br />

existieren umfangreiche Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetzgebungen. Die skand<strong>in</strong>avischen<br />

Länder bilden hier e<strong>in</strong>e Ausnahme. Trotz starkem Sozialstaat haben <strong>die</strong>se Länder z.T.<br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsmassnahmen <strong>in</strong> ihrer <strong>Integration</strong>spolitik. In e<strong>in</strong>igen Ländern f<strong>in</strong>det<br />

e<strong>in</strong>e Verlagerung vom wohlfahrtsstaatlichen Paradigma h<strong>in</strong> zum Paradigma der<br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierung statt. Gemäss e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong> der EUROPÄISCHEN KOMMISSION<br />

wird beispielsweise <strong>in</strong> England <strong>die</strong> „Strategie weg von der Sozialleistung h<strong>in</strong> zur<br />

Beschäftigung“ <strong>durch</strong> Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsmassnahmen gestützt. 308<br />

4.10 Als besonders wirkungsvolles <strong>Integration</strong>smodell haben wir das Supported Employment<br />

Konzept identifiziert. Für <strong>die</strong>ses Modell konnten e<strong>in</strong>e Vielzahl fun<strong>die</strong>rter empirischer<br />

Wirkungsanalysen gefunden werden. Länderübergreifend wird von positiven<br />

Ergebnissen gesprochen. Der Supported Employment Ansatz orientiert sich am sozialen<br />

Modell von Beh<strong>in</strong>derung. Das Konzept kann als e<strong>in</strong> Teil von<br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierungmassnahmen verstanden werden. Es wurde aufgezeigt, dass der<br />

Erfolg des Ansatzes unter anderem darauf basiert, <strong>in</strong>wieweit bei der Umsetzung, <strong>die</strong> dem<br />

Konzept zugrunde liegende Werthaltung von Chancengleichheit und Selbstbestimmung<br />

berücksichtigt ist. Ansonsten droht Supported Employment zu e<strong>in</strong>er weiteren Massnahme<br />

im herkömmlichen Rehabilitationssystem zu werden. E<strong>in</strong> weiterer Erfolgsfaktor ist <strong>die</strong><br />

Ausrichtung auf bezahlte Arbeitsplätze auf dem regulären Arbeitmarkt. Es hat sich<br />

gezeigt, dass e<strong>in</strong>e Qualifizierung direkt am Arbeitsplatz erfolgsversprechender ist, als der<br />

Besuch herkömmlicher Schulungsprogramme. Ausserdem ist <strong>die</strong> Ausbildung von<br />

<strong>Integration</strong>sberaterInnen von grosser Bedeutung, denn <strong>die</strong> <strong>in</strong>dividuelle Betreuung und <strong>die</strong><br />

oft massgeschneiderten Massnahmen erfordern fun<strong>die</strong>rte fachliche Kenntnisse. Der<br />

Supported Employment Ansatz könnte im Weiteren dazu beitragen, <strong>die</strong> Übergangsraten<br />

von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung aus Beh<strong>in</strong>dertenwerkstätten <strong>in</strong> den regulären<br />

Arbeitsmarkt zu erhöhen, ist das Konzept doch ursprünglich genau dafür entwickelt<br />

worden. In der Schweiz kann <strong>die</strong>s <strong>in</strong>sofern von Bedeutung se<strong>in</strong>, als es e<strong>in</strong>en relativ<br />

grossen Sektor der geschützten Beschäftigung gibt. Als besonderer Vorteil von<br />

Supported Employment, kann denn auch hervorgehoben werden, dass der Ansatz auch<br />

für Menschen mit schweren Beh<strong>in</strong>derungen geeignet zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, auch wenn hier<br />

sicherlich nicht immer von e<strong>in</strong>er vollständigen E<strong>in</strong>gliederung ausgegangen werden kann.<br />

4.11 Die rechtliche Verankerung des Konzepts der Unterstützten Beschäftigung kann <strong>in</strong><br />

verschiedenen Formen erfolgen. In Deutschland wird <strong>die</strong> Unterstützte Beschäftigung im<br />

Sozialgesetzbuch, und zwar im neunten Buch zum Bereich der Rehabilitation und<br />

Teilhabe beh<strong>in</strong>derter Menschen geregelt; auch <strong>in</strong> den USA ist das Konzept unter dem<br />

Rehabilitation Act geregelt. Das österreichische BE<strong>in</strong>stG h<strong>in</strong>gegen regelt lediglich <strong>die</strong><br />

Möglichkeit von Zuschüssen und Darlehen zu den Kosten der Arbeitsassistenz;<br />

ausführliche Bestimmungen zum Konzept und deren Umsetzung f<strong>in</strong>den sich separat <strong>in</strong><br />

308 EUROPÄISCHEN KOMMISSION (Benchmark<strong>in</strong>g), S. 5.

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