Jahresschrift - Würzburger Dolmetscherschule
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Bei der Vorbereitung auf diesen Dolmetschauftrag<br />
merkten wir, was für ein großes Problem diese<br />
Krankheiten auch heute immer noch darstellten.<br />
Die Vorbereitung fiel sehr intensiv aus, da wir uns<br />
mit medizinischen Fachbegriffen und seitenweise<br />
Abkürzungen (zu denen die Erklärungen teilweise<br />
unauffindbar waren) herumschlagen mussten. Aber<br />
wir merkten, wie wahr es doch ist, dass Dolmetschen<br />
das Allgemeinwissen um einiges erweitert!<br />
Die DAHW hat uns viel Infomaterial wie Broschüren,<br />
Informationen über die einzelnen Länder, und<br />
häufig verwendete Abkürzungen zur Verfügung<br />
gestellt, was die Vorbereitung zwar erleichterte, jedoch<br />
nicht gerade verkürzte.<br />
Am Freitag, den 1. April, ging es dann morgens um<br />
6:45h mit dem Auto in Richtung Fränkische Schweiz<br />
– und ohne Navi hätten wir dieses kleine Dorf namens<br />
„Obertrubach“ wohl nie gefunden. Dort fand<br />
die Klausurtagung der DAHW statt, da in Würzburg<br />
und Umgebung keine passende Location gefunden<br />
werden konnte.<br />
Wir wurden herzlich von den Organisatoren begrüßt<br />
und konnten uns kurz im Konferenzraum<br />
umsehen – mehr Zeit bleib nicht, denn es ging sofort<br />
los. Es waren sowohl der Geschäftsführer, als<br />
auch einige Mitglieder des Vorstands, freie Mitarbeiter<br />
und etliche Vertreter der Länder, in denen<br />
die DAHW arbeitet, vertreten. Die Vorträge wurden<br />
simultan gedolmetscht. Hauptsächlich wurden wir<br />
für die Gäste aus Nigeria, Äthiopien und Indien<br />
gebraucht, aber auch viele Deutsche setzten nach<br />
ein paar Minuten doch noch ihre Kopfhörer auf.<br />
Schnell kam die Erkenntnis, dass man als Anfänger<br />
keine leichten Bedingungen hat - von schalldichten<br />
Kabinen und Kopfhörern konnten wir nur träumen.<br />
Stattdessen bekamen wir ein Mikro, keine Kopfhörer<br />
und einen Raum voller durcheinander diskutierender<br />
Menschen, die eine ganz eigene Sprache zu<br />
sprechen schienen. Dadurch merkten wir, wie gut<br />
wir es bei Frau Winter im Labor haben – eine perfekte<br />
Akustik und schön langsam und verständlich<br />
vorgelesene Vorträge. Die Realität sieht teilweise jedoch<br />
ganz anders aus. Die Ländervertreter aus Indien<br />
und Äthiopien beispielsweise hatten doch einen<br />
sehr starken Akzent (Frau Blackman hat gar nicht<br />
erst versucht, die indischen Städte auszusprechen<br />
„Der sagt das viel schöner als ich.“) und als Kenner<br />
des ganzen Themas warfen sie auch gerne beliebige<br />
Abkürzungen in den Raum. Medikamentennamen<br />
und Begriffe wie "community-based rehabilitation"<br />
wurden in jedem zweiten Satz verwendet<br />
und brachten uns auch mal ins Schwitzen. Da lernt<br />
man, zu improvisieren! Die Redner brachen teilweise<br />
mit ihrem Sprechtempo alle Rekorde, da jeder<br />
eine Redezeitbegrenzung einhalten musste (was<br />
aber nicht so ernst genommen wurde, wodurch sich<br />
unser Arbeitstag auch mal erheblich verlängerte).<br />
Besonders hilfreich beim Simultandolmetschen<br />
mit Partnern ist das Mitschreiben aller wichtigen<br />
Begriffe, Namen und Zahlen, während die andere<br />
dolmetscht – sechs Ohren hören halt doch besser<br />
als zwei. Gefährlich wird es allerdings, wenn man<br />
Kommentare zur Sitzung aufschreibt und die Dolmetscherin<br />
glaubt, den Satz nicht mitbekommen zu<br />
haben. In so einem Fall hilft nur noch wild gestiku-