Jahresschrift - Würzburger Dolmetscherschule
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Auslandserfahrung<br />
Von einem der auszog,<br />
mit einem MA heimzukehren<br />
56<br />
Am 19.9.2010 kam ich abends<br />
in Manchester am Flughafen<br />
an. Ich bin noch nie vorher in<br />
dieser Stadt oder auch nur in<br />
der Nähe gewesen und hatte<br />
keine Ahnung, auf was ich<br />
mich da eigentlich eingelassen<br />
hatte und wo ich nun also<br />
das nächste Jahr verbringen<br />
würde. Nicht in Manchester<br />
selbst lebte ich jetzt, sondern<br />
in Salford, das heutzutage zu<br />
Greater Manchester gehört.<br />
Jedoch scheinen sich die Briten<br />
da mit sich selbst nicht<br />
ganz einig zu sein, denn im Laufe der Zeit sollte ich<br />
immer wieder Briefe bekommen, in denen Salford<br />
Greater Manchester zugeschlagen wird, und wieder<br />
andere, laut denen es zu Lancashire gehört.<br />
Vom Flughafen ging es dann mit einem Taxifahrer<br />
aus Bangladesch nach Salford zu John Lester Court<br />
weiter. Als ich gegen 0:30 dann dort ankam und<br />
mein Zimmer bezog, dachte ich mir auch nur: „Aha,<br />
und dafür bezahle ich also 350 Pfund im Monat.“<br />
In meinen Augen ein recht hoher Preis für ein Zimmer<br />
mit knapp 12 Quadratmetern. Aber nun ja, was<br />
sollte ich nun noch tun. Und ein Blick in den Kühlschrank<br />
eröffnete mir gleich einen Einblick in das<br />
Wesen eines meiner Mitbewohner. Der Kühlschrank<br />
war voll – mit Bier. Ein Anblick, der sich zwar so nie<br />
wiederholen sollte, aber ein erster Eindruck, der<br />
nicht falsch war, da dieser Mitbewohner, ein Engländer,<br />
in seinem ersten Jahr an der Uni war und<br />
dementsprechend die ganze Uni auch nicht allzu<br />
ernst nehmen sollte.<br />
Diese Option stand für mich nie zur Debatte, hatte<br />
ich doch den Schritt nach England getan, um meinen<br />
MA in Translation for International Business zu<br />
machen. Nachdem in der ersten Woche lediglich Einführungen<br />
in die Kurse gegeben wurden, wie etwa,<br />
was uns erwarten sollte, und uns die Unieinrichtungen<br />
gezeigt wurden, ging es dann in der zweiten<br />
Woche endlich los. Je nachdem, welche Module<br />
man in der ersten Woche gewählt hatte, sofern man<br />
das als Wahl bezeichnen kann, da es teilweise auch<br />
4 Kurse zur Auswahl gab, man aber, wenn man einen<br />
MA oder ein Diplom machen möchte, bestimmte<br />
Kurse wählen musste.<br />
In der Einführung ins Dolmetschen war ich dann<br />
doch sehr negativ überrascht von den Vorkenntnissen<br />
meiner Kollegen aus den anderen Staaten.<br />
Während mir und den anderen WDSlern das dort<br />
Vermittelte längst vertraut war, war es für die Studenten<br />
aus England, Frankreich, Spanien und völlig<br />
neu. Ein Eindruck, der sich im Laufe der Zeit immer<br />
weiter manifestieren sollte und dann doch die Qualität<br />
der Ausbildung an der WDS zeigt. Auch in den<br />
Übersetzungsstunden sollte dieses Phänomen immer<br />
wieder auftauchen: Während uns als Absolventen<br />
der FA das Übersetzen mehr als vertraut war,<br />
gab es viele andere, die sich dort zum ersten Mal<br />
aktiv mit Texten auseinandersetzten. Diese Studenten<br />
hatten ihre Vorteile eben in den theoretischen<br />
Fächern, aber das ist meiner Meinung nach nicht<br />
weiter tragisch, da ich mich nicht gerade als Anhänger<br />
der Theorien bezeichnen würde.