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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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dem linken Auge angesehen und dann den Eindruck gehabt, ich sei aufgestandenund hätte sie mit beiden Augen angesehen, aber ich war mir nicht bewußt, wie dieserÜbergang erfolgte.Ich sah die Mücke vor meinem Gesicht auf der Matte herumwirbeln und stellte fest,daß ich sie mit beiden Augen ansah. Sie kam sehr nah; in einem bestimmtenMoment konnte ich sie nicht mehr mit beiden Augen sehen und wechselte den Blickauf das linke Auge, das sich auf Bodenhöhe befand. Kaum wechselte ich den Blick,da hatte ich auch das Gefühl, daß ich meinen Körper aufgerichtet hatte, und ichstarrte auf ein unglaublich riesiges Tier. Es war glänzend schwarz. Seine Vorderseitewar mit langen, schwarzen, widerwärtigen Haaren bedeckt, sie sahen aus wieDornen, die unter glatten, glänzenden Schuppen hervorbrechen. Das Haar war,genaugenommen, in Büscheln angeordnet. Der Körper war massiv und die Flügelwaren breit und, verglichen mit der Länge des Körpers, kurz. Es hatte zwei weiße,vorspringende Augen und eine lange Schnauze. Diesmal sah das Monstrum eher wieein Alligator aus. Es hatte lange Ohren, vielleicht waren es auch Hörner, und essabberte.Ich zwang mich, meinen Blick darauf zu fixieren, und dann wurde mir voll bewußt,daß ich es nicht in der Weise anschauen konnte, wie ich die Dinge für gewöhnlichanschaue. Mir kam eine seltsame Idee. Als ich den Körper des Wächters anschaute,hatte ich den Eindruck, daß alle seine einzelnen Teile unabhängig voneinanderlebendig seien, so wie die Augen von Menschen lebendig sind. Bei dieserGelegenheit wurde mir zum erstenmal im Leben bewußt, daß die Augen der einzigeTeil eines Menschen waren, an dem ich sehen konnte, ob er lebendig war oder nicht.In diesem Sinn hatte der Wärter »Millionen Augen«.Das hielt ich für eine bemerkenswerte Feststellung. Vor diesem Erlebnis hatte ichversucht, einen Vergleich zu finden, um die »Verzerrung« zu beschreiben, die eineMücke in eine gigantische Bestie verwandelte. Und ich hatte gemeint, ein guterVergleich sei, dieses Phänomen zu beschreiben, »als ob man ein Insekt durch dievergrößernde Linse eines Mikroskops ansähe«. Aber das traf nicht zu. Offenbar warder Anblick des Wächters weit komplexer als die Vergrößerung eines Insekts.Der Wächter begann, vor mir herumzuwirbeln. Irgendwann blieb er stehen, und ichglaubte, er sähe mich an. Dann bemerkte ich, daß er kein einziges Geräuschmachte. Der Tanz des Wächters war lautlos. Das Furchteinflößende lag in seinerErscheinung: in seinen hervorspringenden Augen, seinem grauenhaften Maul,Seite 112

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