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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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auf. Die beiden alten Männer gingen zusammen in eine bestimmte, mir unbekannteGegend der Berge und ließen mich in einem Waldgebiet zurück. Dort fühlte ich michungemein wohl. Ich bemerkte nicht, wie die Zeit verging, noch fand ich es störend,allein zu sein. Ich machte in diesen zwei Tagen die ungewöhnliche Erfahrung, michganz auf die schwierige Arbeit konzentrieren zu können, die Pflanzen zu suchen, diezu sammeln Don Juan mir aufgetragen hatte.Am Spätnachmittag kehrten wir zurück, und beide Male war ich so müde, daß ichsofort einschlief.Der dritte Tag jedoch verlief anders. Wir drei arbeiteten zusammen, und Don Juanforderte Don Genaro auf, mir zu zeigen, wie man bestimmte Pflanzen aussortiert. Wirkehrten gegen Mittag zurück, und die beiden alten Männer saßen stundenlang intiefem Schweigen vor dem Haus, als wären sie in einem Trancezustand. Sieschliefen aber nicht. Ich ging ein paarmal um sie herum. Don Juan verfolgte meineSchritte mit den Augen, und auch Don Genaro tat dies. »Du mußt zu den Pflanzensprechen, bevor du sie pflückst«, sagte Don Juan. Er äußerte diese Worte wienebenher und wiederholte die Bemerkung dreimal, als wollte er meineAufmerksamkeit erregen. Niemand hatte bis dahin ein Wort gesprochen.»Um die Pflanzen zu sehen, mußt du persönlich zu ihnen sprechen«, fuhr er fort.»Du mußt sie kennenlernen, jede einzeln. Dann können die Pflanzen dir alles sagen,was du über sie wissen willst.«Es war später Nachmittag. Don Juan saß auf einem flachen Stein und hatte den Blickauf die Berge im Westen gerichtet; Don Genaro saß neben ihm auf einer Strohmatteund hatte das Gesicht nach Norden gekehrt. Don Juan hatte mir gleich am Tagunserer Ankunft erzählt, daß dies ihre Stellung sei und daß ich mich irgendwo ihnengegenüber auf den Boden setzen sollte. Er fügte hinzu, daß ich, während wir indieser Position dasaßen, nach Südosten schauen mußte und ihnen nur kurze Blickezuwerfen durfte.»Ja, so ist es mit den Pflanzen, nicht wahr?« sagte Don Juan und wandte sich anDon Genaro, der eine zustimmende Gebärde machte.Ich sagte ihm, daß ich seine Anweisungen deshalb nicht befolgt hatte, weil es mir einwenig töricht vorkam, mit den Pflanzen zu sprechen.»Du darfst nicht vergessen, daß ein Zauberer keine Witze macht«, sagte er ernst.»Wenn ein Zauberer zu sehen versucht, dann versucht er Macht zu gewinnen.«Don Genaro starrte mich an. Ich machte Notizen, und das schien ihn zu verblüffen.Seite 83

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