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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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Laute waren nicht laut oder intensiv, sondern sehr leise und heimtückisch, sie löstenqualvolle Krämpfe und Übelkeit in mir aus. Sie hörten auf, wie sie begonnen hatten,indem sie langsam verklangen, bis ich nur noch ein oder zwei Laute zur gleichen Zeithörte. Dann hörte ich etwas wie die Schwingen eines Vogels über das Gebüschstreichen. Er schien in Kreisen über meinem Kopf zu fliegen. Die leisen Quietscherwurden wieder zahlreicher, desgleichen die klatschenden Flügelschläge. Übermeinem Kopf schien eine Schar gigantischer Vögel zu fliegen, die ihre weichenSchwingen schlugen. Beide Geräusche verschmolzen ineinander und hüllten michwie eine Woge ein. Ich fühlte mich in einer gigantischen, wogenden Welle schweben.Das Gequieke und Geflatter war so sanft, daß ich es auf dem ganzen Körper spürte.Die flatternden Schwingen einer Vogelschar schienen mich emporzuziehen, währenddas Quieken einer Armee von Ratten mich von unten und von allen Seiten zuschieben schienen.Ich zweifelte nicht daran, daß ich durch meine unbesonnene Dummheit etwasFurchtbares auf mich herabbeschworen hatte. Ich biß die Zähne zusammen, holte intiefen Zügen Luft und sang Peyote-Lieder.Die Geräusche hielten lange an, und ich leistete ihnen mit aller Kraft Widerstand. Alssie abklangen, trat wieder eine unterbrochene »Stille« ein, wie ich gewohnt bin, Stillewahrzunehmen; das heißt, ich konnte nur die natürlichen Geräusche der Insektenund des Windes wahrnehmen. Die Phase der Stille war für mich noch unheilvoller alsdie Phase der Geräusche. Ich begann nachzudenken und mir ein Bild von meinerLage zu machen, und meine Überlegungen stürzten mich in Panik. Ich wußte, daßich verloren war. Ich besaß weder das Wissen noch die Ausdauer, um abzuwehren,was hier auf mich zukam. Ich war vollkommen hilflos, wie ich da über meinemeigenen Erbrochenen kauerte. Ich glaubte, das Ende sei da, und begann zu weinen.Ich versuchte an mein Leben zu denken, aber ich wußte nicht, wo ich beginnensollte. Nichts, was ich in meinem Leben getan hatte, war wirklich dieser letztenErwägung würdig, und so hatte ich nichts, woran ich denken konnte. Das war eineerstaunliche Erkenntnis. Ich hatte mich verändert, seit ich das letzte Mal eineähnliche Furcht erlebt hatte. Diesmal war ich freier. Ich hatte weniger persönlicheGefühle mit mir herumzuschleppen.Ich fragte mich, was ein Krieger in dieser Situation tue, und kam zu verschiedenenSchlußfolgerungen. In der Gegend meines Nabels war etwas, das von einzigartigerBedeutung war; die Geräusche waren irgendwie überirdisch; sie zielten auf meinenSeite 214

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