11.07.2015 Aufrufe

Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

transzendierende Wissen, während er vom direkten Wissen über die Welt sprach.»Weißt du etwas von der Welt, die dich umgibt?« fragte er. »Ich weiß allesmögliche«, sagte ich.»Ich meine, fühlst du überhaupt die Welt, die dich umgibt?« »Ich fühle soviel von derWelt, wie ich nur kann.« »Das ist nicht genug. Du mußt alles fühlen, sonst verliert dieWelt ihren Sinn.«Ich brachte das klassische Argument vor, ich müsse nicht erst die Suppe kosten, umdas Rezept zu kennen, und ich müsse mir keinen elektrischen Schlag verpassen, umetwas über die Elektrizität zu wissen.»Du verdrehst meine Worte«, sagte er. »Soweit ich sehe, versuchst du an deinenArgumenten festzuhalten, obwohl sie dir nichts einbringen. Du möchtest da bleiben,wo du bist, sogar auf Kosten deines Wohlergehens.« »Ich weiß nicht, wovon dusprichst.«»Ich spreche über die Tatsache, daß du nicht vollkommen bist. Du hast keinenFrieden.« Diese Feststellung ärgerte mich. Ich fühlte mich angegriffen.Ich fand, ihm stehe es bestimmt nicht zu, über meine Handlungsweisen oder meinePersönlichkeit zu urteilen. »Du quälst dich mit Problemen ab«, sagte er. »Warum?«»Ich bin nur ein Mensch, Don Juan«, sagte ich verdrießlich. Diese Bemerkungmachte ich in der gleichen Tonart, die mein Vater dabei anzuschlagen pflegte. Immerwenn er sagte, er sei schließlich auch nur ein Mensch, meinte er stillschweigend, daßer schwach und hilflos sei, und seine Bemerkung war, wie die meine, vonunendlicher Hoffnungslosigkeit erfüllt. Don Juan blickte mich an wie damals, beiunserer ersten Begegnung.»Du denkst zuviel über dich nach«, sagte er lächelnd. »Und das gibt dir eine soeigenartige Müdigkeit, die dich dazu bringt, dich von der Welt, die dich umgibt,abzuschließen und dich an deine Argumente zu klammern. Deshalb hast du nichtsals Probleme. Ich bin auch nur ein Mensch, aber ich meine dies nicht in dem Sinn,wie du es meinst.« »Wie meinst du es?«»Ich habe meine Probleme überwunden. Schade, daß mein Leben so kurz ist, daßich nicht alles haben kann, was ich möchte. Aber ich mache mir deswegen keineSorgen; es ist halt nur bedauerlich.«Der Ton, in dem er dies sagte, gefiel mir. Er war frei von Verzweiflung oderSelbstmitleid.1961, ein Jahr nach unserer ersten Begegnung, eröffnete Don Juan mir, daß er einSeite 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!