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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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nicht eingegangen war. Er sagte, Mescalito hätte Lucio getötet, wenn er sich ihmunter solchen Voraussetzungen genähert hätte. Don Juan gab zu, daß er allessorgfältig vorbereitet hatte, um seinen Enkel zu überzeugen, er sagte, er habe aufmeine Freundschaft mit Lucio als einem wesentlichen Teil seiner Strategie gebaut. Ererzählte, daß Lucio ihm immer schon Sorgen gemacht habe und daß sie früherzusammengelebt und einander sehr nahegestanden hätten, aber Lucio sei alsSiebenjähriger schwer erkrankt, und Don Juans Sohn, ein gläubiger Katholik, hattebei der Heiligen Jungfrau von Guadalupe ein Gelübde abgelegt, daß Lucio einerreligiösen Tanzgruppe beitreten würde, wenn er am Leben bliebe. Lucio wurdewieder gesund, und man zwang ihn, das Versprechen einzulösen. Er hielt es eineWoche als Tanzschüler aus und beschloß dann, das Gelübde zu brechen. Er dachte,er werde als Folge dessen sterben müssen, fand sich damit ab und wartete einenganzen Tag auf den Tod. Alle haben den Jungen damals ausgelacht, und der Vorfallist nie in Vergessenheit geraten.Don Juan schwieg lange. Er schien in Gedanken versunken. »Ich hatte alles fürLucio vorbereitet, und statt dessen fand ich Eligio«, sagte er. »Ich wußte, daß esumsonst war, aber wenn wir jemand lieben, dann sollten wir nie aufgeben, uns so zuverhalten, als sei es möglich, Menschen neu zu erschaffen, Lucio hatte als kleinerJunge Mut, und später hat er ihn auf seinem Weg verloren.«»Kannst du ihn nicht behexen, Don Juan?«»Ihn behexen? Wozu?«»Damit er sich ändert und seinen Mut wiedergewinnt.« »Man kann nicht jemandemMut anhexen. Mut ist etwas Persönliches. Man kann Menschen nur so behexen, daßsie schwach oder krank oder blöd werden. Man kann nicht jemanden behexen, umeinen Krieger aus ihm zu machen. Um ein Krieger zu sein, muß man klar wie Kristallsein. Wie Eligio. Das ist ein mutiger Mann!«Eligio schnarchte friedlich unter den Leinensäcken. Der Tag war schon hell. DerHimmel war strahlend blau. Keine Wolke war zu sehen.»Ich würde viel darum geben, etwas über Eligios Reise zu erfahren. Hast du wasdagegen, wenn ich ihn frage?« »Auf keinen Fall darfst du ihn danach fragen.«»Warum denn nicht? Ich erzähle dir doch auch all meine Erlebnisse.«»Das ist etwas <strong>andere</strong>s. Du bist nicht so veranlagt, daß du die Dinge für dichbehältst. Eligio ist ein Indianer. Seine Reise ist das einzige, was er hat. Ich wollte, eswäre Lucio gewesen.«Seite 67

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