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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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meiner tiefen Zustände der <strong>andere</strong>n Realität erzählt? Ich erinnerte mich nicht, es ihmerzählt zu haben, aber die Tatsache, daß mein Erinnerungsvermögen unter solchenBedingungen aussetzte, war verständlich.»Wie konntest du etwas von meinem Versprechen wissen, Don Juan?« »Ich sah es.«»Sahst du es, als ich Mescalito genommen hatte oder als ich deine Mixtur rauchte?«»Ich sah es jetzt. Heute.«»Hast du den ganzen Vorgang gesehen?« »Da haben wir's wieder. Ich habe dirgesagt, daß es keinen Zweck hat, darüber zu reden, wie das Sehen ist. Gar keinen.«Ich verfolgte das Thema nicht weiter. Gefühlsmäßig war ich überzeugt.»Auch ich tat einmal einen Schwur«, sagte Don Juan plötzlich. Der Klang seinerStimme ließ mich aufhorchen. »Ich versprach meinem Vater, daß ich leben würde,um seine Mörder zu vernichten. Ich habe dieses Versprechen jahrelang mit mirherumgetragen. Jetzt hat das Versprechen sich gewandelt. Ich bin nicht mehr daraninteressiert, jemanden zu vernichten. Ich habe keinen Haß auf die Mexikaner. Ichhasse niemanden. Ich habe gelernt, daß die zahllosen Wege, die man in seinemLeben beschreitet, alle gleich sind. Unterdrücker und Unterdrückte treffen sich amEnde, und einzig die Tatsache bleibt bestehen, daß das Leben für beide zu kurzgewesen ist. Heute bin ich traurig, nicht weil meine Mutter und mein Vater auf dieseWeise starben; ich bin traurig, weil sie Indianer waren. Sie lebten wie Indianer, undsie starben wie Indianer, und sie haben nie gewußt, daß sie vor allem eines waren —Menschen.«10.Am 30. Mai 1969 besuchte ich Don Juan wieder und sagte ihm unumwunden, daßich noch einmal versuchen wollte zu sehen. Er schüttelte ablehnend den Kopf undlachte, und ich sah mich genötigt zu protestieren. Er sagte mir, ich müsse geduldigsein, es sei noch nicht die richtige Zeit, aber ich blieb beharrlich dabei, daß ich bereitsei.Er schien sich über meine nörgelnden Bitten nicht zu ärgern.Nichtsdestoweniger versuchte er das Thema zu wechseln. Ich gab nicht auf und batihn, mir einen Rat zu geben, was ich tun sollte, um meine Ungeduld zu überwinden.»Du mußt handeln wie ein Krieger«, sagte er.»Wie?«»Man lernt, wie ein Krieger zu handeln, indem man handelt, nicht indem man redet.«Seite 125

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