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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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Er stieg noch weiter nach oben, verlor noch mal den Halt und hing gefährlich an einerüberhängenden Felswand. Diesmal hielt er sich mit der linken Hand fest. Als er dasGleichgewicht wiedergewonnen hatte, drehte er sich um und schaute wieder rüber.Er glitt noch zweimal aus, bevor er die Spitze erreichte. Von dort, wo wir saßen,schien der Scheitel des Wasserfalls sechs bis sieben Meter breit.Don Genaro stand einen Augenblick bewegungslos da. Ich wollte Don Juan fragen,was Don Genaro dort oben vorhatte, aber Don Juan schien so stark von derBeobachtung in Anspruch genommen, daß ich nicht wagte, ihn zu stören. Plötzlichsprang Don Genaro über das Wasser. Das geschah so völlig unerwartet, daß ich einleeres Gefühl im Magen hatte. Es war ein wundervoller, fremdartiger Sprung. <strong>Eine</strong>Sekunde lang hatte ich ganz deutlich den Eindruck, als sähe ich eine •Reihe vonübereinandergelagerten Abbildern seines Körpers, die in einer elliptischen Kurve zurMitte des Flusses flogen. Als meine Überraschung sich gelegt hatte, bemerkte ich,daß er auf einem Felsen direkt an der Kante des Wasserfalls gelandet war, einemFelsen, der von dort, wo wir saßen, kaum zu sehen war.Dort oben hockte er längere Zeit. Er schien gegen die Gewalt des anströmendenWassers anzukämpfen. Zweimal hing er über dem Abgrund, und ich konnte nichterkennen, woran er sich festhielt. Er gewann das Gleichgewicht wieder und hockteauf dem Felsen. Dann sprang er wie ein Tiger weiter. Ich konnte kaum den nächstenFelsen sehen, auf dem er landete. Es war ein kleiner Kegel direkt an der Kante desWasserfalls. Dort verharrte er beinah zehn Minuten, ohne sich zu bewegen.Seine Bewegungslosigkeit war so eindrucksvoll, daß ich zitterte. Ich wollte aufstehenund ein paar Schritte gehen. Don Juan bemerkte meine Nervosität und herrschtemich an, ruhig zu sein.Don Genaros Ruhe löste in mir einen ungewöhnlichen und mysteriösen Schreckenaus. Ich hatte das Gefühl, ich mußte die Beherrschung verlieren, wenn er länger dorthockenblieb.Plötzlich sprang er weiter, diesmal ganz hinüber zum <strong>andere</strong>n Ufer des Wasserfalls.Er landete wie eine Katze auf Händen und Füßen. Er blieb einen Moment inhockender Stellung, dünn stand er auf und schaute über den Wasserfall hinweg zum<strong>andere</strong>n Ufer und dann zu uns. Er blieb totenstarr, als er uns anschaute. SeineHände waren seitlich geballt, als hielte er sich an einem unsichtbaren Geländer fest.In seiner Haltung lag irgendwie etwas wirklich Überwältigendes. Sein Körper wirkteso gewandt, so fragil. Ich dachte, daß Don Genaro mit seinem Stirnband und denSeite 90

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