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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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Willen zu bemühen, ob du es willst oder nicht.« »Wie bemüht sich ein Kriegerdarum?« Don Juan dachte lange nach, ehe er antwortete. »Ich glaube, es ist nichtmöglich, darüber zu sprechen«, sagte er schließlich. »Besonders nicht über denWillen. Der Wille ist etwas ganz Besonderes. Er kommt auf geheimnisvolle Weise. Esist wirklich unmöglich zu beschreiben, wie man ihn einsetzt, ich kann nur so vielsagen, daß die Ergebnisse, wenn man sich des Willens bedient, sehr erstaunlichsind. Als erstes sollte man vielleicht wissen, daß man den Willen entwickeln kann.Ein Krieger weiß das und ist darum bereit, darauf zu warten. Dein Fehler ist, daß dunicht weißt, daß du auf deinen Willen wartest.Mein Wohltäter sagte mir, daß ein Krieger weiß, daß er wartet, und weiß, worauf erwartet. In deinem Fall weißt du, daß du wartest. Du bist jetzt schon Jahre bei mir,aber du weißt nicht, worauf du wartest. Für einen Durchschnittsmenschen ist es sehrschwierig, wenn nicht unmöglich, zu wissen, worauf er wartet. Ein Krieger hingegenhat keine Schwierigkeiten. Er weiß, daß er auf seinen Willen wartet.« »Was genau istder Wille? Ist er Entschlossenheit, wie zum Beispiel der Entschluß deines EnkelsLucio, ein Motorrad zu besitzen?«»Nein«, sagte Don Juan leise und schmunzelte. »Das ist nicht der Wille. Lucio läßtsich nur gehen. Der Wille ist etwas <strong>andere</strong>s, etwas sehr Klares und Mächtiges, dasunsere Handlungen leiten kann. Der Wille ist etwas, das ein Mann zum Beispieleinsetzt, um eine Schlacht zu gewinnen, die er nach allen Berechnungen verlierenmußte.«»Dann muß Wille das sein, was wir Mut nennen«, sagte ich. »Nein, Mut ist etwas<strong>andere</strong>s. Mutige Männer sind zuverlässige, edle Männer, ständig umgeben vonLeuten, die sie bewundern. Aber nur wenige mutige Männer haben den Willen. Fürgewöhnlich sind sie furchtlose Männer, denen es gegeben ist, tapfere Taten zuvollbringen, die im Bereich der menschlichen Vernunft liegen; meistens ist einmutiger Mann auch furchtbar und wird gefürchtet. Wille dagegen hat miterstaunlichen Taten zu tun, die unserer menschlichen Vernunft trotzen.«»Ist der Wille die Kontrolle, die wir über uns selbst haben können?« fragte ich.»Man könnte sagen, daß er eine Art Kontrolle ist.« »Glaubst du, ich kann meinenWillen üben, indem ich mir zum Beispiel bestimmte Dinge versage?« »Zum Beispieldas Fragen stellen?« warf er ein. Er sagte dies in so schadenfrohem Ton, daß ichaufhörte zu schreiben und ihn anschauen mußte. Wir lachten beide. »Nein«, sagteer. »Wenn du dir etwas versagst, so ist das ein Sichgehenlassen, und so etwasSeite 127

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