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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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Wächter zu vergessen. Diese Feststellung und meine Bestürzung schienen ihn zubelustigen.»Ich habe dir doch gesagt, daß du dich nur verwirrst, wenn du redest«, sagte er undlachte. »Aber wenigstens weißt du jetzt, daß du auf deinen Willen wartest. Du weißtimmer noch nicht, was das ist oder wie du ihn entdecken wirst. Darum beobachtesorgfältig alles, was du tust. Das, was dir helfen könnte, deinen Willen zu entwickeln,ist irgendeines der vielen kleinen Dinge, die du normalerweise tust.«Den ganzen Morgen über blieb Don Juan fort; er kehrte am frühen Nachmittag miteinem Büschel trockener Pflanzen zurück. Er gab mir mit einer Kopfbewegung zuverstehen, daß ich ihm helfen sollte, und wir beschäftigten uns stundenlang invölligem Schweigen damit, die Pflanzen zu sortieren. Als wir fertig waren, setzten wiruns hin um auszuruhen, und er lächelte mir wohlwollend zu.Ich setzte ihm ernsthaft auseinander, daß ich, nachdem ich meine Notizendurchgesehen hatte, immer noch nicht verstand, was es bedeutete, ein Krieger zusein, und was der Begriff des Willens beinhaltete.»Wille ist kein Begriff«, sagte er.Dies war das erstemal, daß er an diesem Tag mit mir sprach. Nach einer langenPause fuhr er fort: »Wir sind verschieden, du und ich. Wir haben nicht den gleichenCharakter. Dein Wesen ist gewalttätiger als meines. Als ich in deinem Alter war, warich nicht gewalttätig, sondern bösartig. Bei dir ist es umgekehrt. Mein Wohltäter warso wie du. Er hätte sehr gut dein Lehrer sein können. Er war ein großer Zauberer,aber er konnte nicht sehen. Nicht so wie ich sehe oder wie Genaro sieht. Mein Sehenl aßt mich die Welt verstehen und führt mein Leben. Mein Wohltäter dagegen mußteleben wie ein Krieger. Wenn ein Mann sieht, dann braucht er nicht wie ein Kriegeroder sonstwie zu leben, dann kann er die Dinge sehen, wie sie wirklich sind, undkann sein Leben darauf einrichten. Aber angesichts deines Charakters möchte ichsagen, daß du vielleicht nie lernen wirst zu sehen, und in diesem Fall wirst du deinganzes Leben wie ein Krieger leben müssen. Mein Wohltäter sagte, ein Mensch, dersich auf den Weg der Zauberei begibt, erkennt nach und nach, daß das normaleLeben für immer hinter ihm liegt, daß das Wissen tatsächlich eine beängstigendeSache ist, daß er sich nicht mehr durch die Mittel der normalen Welt schützen kannund daß er eine neue Art zu leben lernen muß, wenn er überleben will. Das erste,was er an diesem Punkt tun sollte, ist zu versuchen, ein Krieger zu werden, und diesist eine sehr wichtige Entscheidung. Die beängstigende Eigenart des Wissens läßtSeite 130

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