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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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eines Schauspielers.« »Dann muß alles, was du tust, kontrollierte Torheit sein«,sagte ich, ehrlich überrascht. »Ja, alles«, sagte er.»Aber es kann doch nicht wahr sein«, wandte ich ein, »daß alle deine Handlungennur kontrollierte Torheit sind.« »Warum nicht?« sagte er und sah mich geheimnisvollan. »Das würde heißen, daß im Grunde nichts an dich herankommt und daß dir ankeiner Sache und keiner Person wirklich liegt. Nimm mich, zum Beispiel. Willst dusagen, daß es dir egal ist, ob ich ein Wissender werde oder nicht, oder ob ich lebeoder sterbe oder sonst was tu?«»Richtig! So ist es. Du bist wie Lucio oder wie jeder <strong>andere</strong> in meinem Leben, meinerkontrollierten Torheit.«Ich hatte ein eigenartig leeres Gefühl. Selbstverständlich gab es keinen Grund,warum Don Juan etwas an mir liegen sollte, aber <strong>andere</strong>rseits war ich so gut wiesicher, daß er persönlich Anteil an mir nahm. Ich konnte es mir nicht andersvorstellen, da er mir immer seine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ichhatte den Verdacht, daß Don Juan dies vielleicht nur sagte, weil er sich über michärgerte. Immerhin hatte ich seine «Lehren abgebrochen.»Ich glaube, daß wir nicht über dasselbe sprechen«, sagte ich. »Ich hätte mich ausdem Spiel lassen sollen. Was ich sagen wollte, war, daß es irgend etwas auf derWelt geben muß, an dem dir in einer Weise liegt, die du nicht als kontrollierte Torheitbezeichnest. Ich glaube nicht, daß man weiterleben kann, wenn einem nichtsnahegeht.«»Das trifft auf dich zu«, sagte er. »Dir gehen die Dinge nahe. Du hast mich nachmeiner kontrollierten Torheit gefragt, und Ich habe dir geantwortet, daß alles, was ichin bezug auf mich und meine Mitmenschen unternehme, Torheit ist, weil nichtswichtig ist.«»Ich meine folgendes, Don Juan: wenn dir nichts nahegeht, wie kannst du dannweiterleben?«Er lachte, und nach einer kurzen Pause, während er zu überlegen schien, ob er mirantworten sollte, stand er auf und ging hinter das Haus. Ich folgte ihm.»Warte, Don Juan, warte«, rief ich. »Ich möchte es wirklich wissen. Du mußt mirerklären, was du meinst.« »Vielleicht kann man es nicht erklären«, sagte er. »Dirgehen bestimmte Dinge in deinem Leben nahe, weil sie wichtig sind. DeineHandlungen sind für dich sicher wichtig, aber für mich ist gar nichts mehr wichtig,weder meine Handlungen noch die Handlungen irgendeines meiner Mitmenschen.Seite 70

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