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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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mich in Bewegung bringen konnte. Nichts geschah. Mit der Zeit fühlte ich mich sehrfrustriert und geriet in Wut. Ich wollte den Kopf am Boden aufschlagen und weinen.Qualvolle Minuten vergingen, in denen ich mich bewegen oder sprechen wollte, aberbeides war mir unmöglich. Ich war unbeweglich, wie gelähmt.»Don Juan, hilf mir!« brachte ich endlich heraus. Don Juan kam wieder und setztesich lachend vor mich. Er sagte, jetzt würde ich hysterisch, und was ich auch immererlebte, sei nun unwesentlich. Er hob meinen Kopf auf, schaute mich direkt an undsagte, ich hätte einen Anfall eingebildeter Angst und sollte mich nicht aufregen.»Dein Leben wird kompliziert«, sagte er. »Was es auch sein mag, das dich dieNerven verlieren läßt, mach dich davon los. Bleib jetzt ruhig und faß dich wieder.«Er legte meinen Kopf auf den Boden. Er stieg über mich hinweg und ich nahm nichts<strong>andere</strong>s wahr als das Schlurfen seiner Sandalen, als er fortging.Mein erster Impuls war, mich wieder aufzuregen, aber ich konnte nicht mehr dieEnergie dafür aufbringen. Statt dessen bemerkte ich, daß mich eine ungekannteGelassenheit, ein großartiges Gefühl der Leichtigkeit überkam. Ich begriff, was dieKompliziertheit meines Lebens war. Es war mein kleiner Junge. Sein Vater zu sein,war mir wichtiger als alles <strong>andere</strong> auf der Welt. Mir gefiel der Gedanke, seinenCharakter zu formen, ihn auf Wanderungen mitzunehmen und ihn »das Leben« zulehren, und trotzdem verabscheute ich die Vorstellung, ihm meine Lebensformaufzuzwingen, aber genau das war es, was ich würde tun müssen: ihn mit Gewaltoder jenen kunstvollen Argumenten und Belohnungen, die wir Verständnis nennen,unter Zwang setzen.»Ich muß ihn in Ruhe lassen«, dachte ich. »Ich darf mich nicht an ihn klammern. Ichmuß ihm die Freiheit lassen.« Diese Gedanken waren von einer beängstigendenTrauer begleitet. Ich fing an zu weinen. Meine Augen füllten sich mit Tränen, und dasBild der Veranda verschwamm. Plötzlich verspürte ich das starke Bedürfnis,aufzustehen und nach Don Juan zu suchen, um ihm von meinem kleinen Sohn zuerzählen. Als nächstes erkannte ich, daß ich die Veranda aus einer aufrechtenHaltung überblickte. Ich drehte mich nach dem Haus um - und da stand Don Juandirekt vor mir. Offenbar hatte er die ganze Zeit dort gestanden.Obwohl ich meine Schritte nicht spürte, muß ich auf ihn zugegangen sein, denn ichbewegte mich. Don Juan kam mir lächelnd entgegen und hielt mich an den Ellbogenfest. Sein Gesicht war nah vor mir. »Gute Arbeit«, sagte er lobend.In diesem Augenblick wurde mir bewußt, daß sich hier und jetzt etwasSeite 136

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