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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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sehen lerne?«»Ich habe dir schon einmal gesagt, unser Los als Mensch ist es, zu lernen, im Gutenwie im Schlechten«, sagte er. »Ich habe gelernt zu sehen, und ich sage dir, daßnichts wirklich wichtig ist. Jetzt bist du an der Reihe; vielleicht wirst du eines Tagessehen und wirst dann wissen, ob die Dinge wichtig sind oder nicht. Für mich ist nichtsvon Wichtigkeit, aber vielleicht wird für dich alles wichtig sein. Du solltest inzwischenwissen, daß ein Wissender lebt, indem er handelt, und nicht indem er über dasHandeln nachdenkt, auch nicht indem er darüber nachdenkt, was er denken wird,wenn er seine Handlung beendet hat. Ein Wissender wählt den Weg mit Herz undfolgt ihm; dann schaut er und freut sich und lacht; dann sieht er und weiß. Er weiß,daß sein Leben ohnehin gar zu bald enden wird. Er weiß, daß er, wie jeder <strong>andere</strong>auch, nirgendwo hingeht. Weil er sieht, weiß er, daß nichts wichtiger ist als alles<strong>andere</strong>. Mit andern Worten, ein Wissender hat keine Ehre, keine Würde, keineFamilie, keinen Namen, kein Land - sondern nur ein Leben, das er leben muß. Undunter diesen Bedingungen ist seine einzige Verbindung zu seinen Mitmenschen diekontrollierte Torheit. Darum müht sich ein Wissender und schwitzt und plagt sich ab,und wenn man ihn anschaut, dann ist er wie jeder gewöhnliche Mensch, nur daß erdie Torheit seines Lebens unter Kontrolle hat. Da nichts wichtiger ist als alles <strong>andere</strong>,wählt der Wissende alle Handlungen und führt sie aus, als bedeuteten sie ihm etwas.Seine kontrollierte Torheit läßt ihn sagen, das, was er tut, bedeute etwas, und läßtihn handeln, als sei das tatsächlich der Fall. Und doch weiß er, daß dies nicht so ist.Wenn er daher sein Handeln beendet hat, zieht er sich in Frieden zurück und machtsich keinerlei Sorgen, ob seine Handlungen gut oder schlecht waren, ob sie ihmgelangen oder nicht. Andererseits kann ein Wissender auch beschließen,vollkommen teilnahmslos zu bleiben, nie zu handeln und sich so zu verhüllen, als seies wirklich wichtig für ihn, teilnahmslos zu sein. Auch damit hat er vollkommen recht,denn auch dies wäre eine kontrollierte Torheit.«An diesem Punkt gab ich mir große Mühe, Don Juan zu erklären, daß ich mich sehrdafür interessierte zu erfahren, was einen Wissenden motivierte, in einer bestimmtenForm zu handeln, obwohl er wußte, daß nichts von Bedeutung ist. Er schmunzelte,bevor er antwortete.»Du denkst über deine Handlungen nach, darum mußt du glauben, deineHandlungen seien so wichtig, wie sie dir vorkommen, während in <strong>Wirklichkeit</strong> nichts,was du tust, von Bedeutung ist. Nichts! Aber wenn nun nichts wirklich von BedeutungSeite 75

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