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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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etwas Deprimierendes, daher nahm ich in einem modernen, achtstöckigen Hotel imStadtzentrum Quartier.Der Hotelboy sagte mir, daß zum Haus ein Restaurant gehöre, und als ich zumEssen herunterkam, stellte ich fest, daß draußen auf dem Bürgersteig Tischestanden. Sie waren recht hübsch an der Straßenecke unter einem niedrigen, flachen,modernen Ziegelgewölbe aufgestellt. Draußen war es kühl und einige Tische warennoch frei, dennoch zog ich es vor, drinnen in der stickigen Luft zu sitzen. BeimEintreten hatte ich eine Gruppe von Schuhputzerjungen bemerkt, die draußen auf derEinfriedung vor dem Restaurant saßen, und ich war sicher, daß sie sich auf michstürzen würden, sobald ich mich nach draußen setzte.Von meinem Platz konnte ich die Jungen durch die Fensterscheiben beobachten. Einpaar junge Männer setzten sich an einen Tisch, die Jungen umringten sie sofort undboten ihnen ihre Dienste an. Die jungen Männer lehnten ab, und ich war überraschtzu sehen, daß die Jungen ohne weiteres von ihnen abließen und sich wieder auf dieEinfriedung zurückzogen. Kurz danach standen drei Männer in Büroanzügen auf undgingen weg, und die Jungen rannten an ihren Tisch und machten sich über dieSpeisereste her; in Sekundenschnelle waren die Teller leer. Dasselbe geschah mitden Speiseresten an allen <strong>andere</strong>n Tischen.Ich stellte fest, daß die Kinder sich recht manierlich benahmen; wenn sie Wasserverschütteten, wischten sie es mit ihren eigenen Schuhputztüchern sofort auf. Auchfiel mir auf, wie gründlich sie beim Vertilgen der Reste waren. Sie verspeisten sogardie in den Wassergläsern übriggebliebenen Eiswürfel und die Zitronenscheiben samtSchale aus den Teetassen. Es verkam absolut nichts.Während der Zeit, die ich in dem Hotel verbrachte, stellte ich fest, daß zwischen demChef des Restaurants und den Kindern ein Abkommen bestand. Die Jungen durftensich auf dem Gelände aufhalten, damit sie an den Gästen etwas verdienen konnten,es war ihnen auch gestattet, die Überbleibsel aufzuessen, vorausgesetzt, daß sieniemanden belästigten und nichts beschädigten. Es waren insgesamt elf Jungen imAlter von fünf bis zwölf Jahren. Der älteste stand jedoch etwas außerhalb derGruppe. Sie schlossen ihn ganz bewußt aus und machten sich über ihn lustig undriefen ihm nach, daß ihm schon die Schamhaare wüchsen und daß er zu alt sei, ummit ihnen zusammenzusein.Nachdem ich drei Tage lang zugesehen hatte, wie sie sich wie Geier auf diekärglichen Reste stürzten, war ich richtig deprimiert und verließ diese Stadt mit demSeite 18

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