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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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ist ebenfalls kontrollierte Torheit, weil es nutzlos ist. Es verändert nichts, undtrotzdem tu ich es.«»Aber soviel ich verstehe, Don Juan, ist dein Lachen nicht nutzlos. Es macht dichglücklich.«»Nein, ich bin glücklich, weil ich mich entschlossen habe, Dinge anzuschauen, diemich glücklich machen, und dann erfassen meine Augen ihre lustige Seite, und ichmuß lachen. Das habe ich dir unzählige Male gesagt. Man muß immer den Weg mitHerz finden, um es richtig zu machen — vielleicht kann man dann immer lachen.«Ich verstand das Gesagte so, als sei Weinen von geringerem Wert als Lachen, oderals sei es zumindest eine Handlung, die uns schwächt. Er versicherte mir, daß es indieser Hinsicht keinen wesentlichen Unterschied gebe und daß beides unwichtig sei;er selbst bevorzuge das Lachen, weil er sich beim Lachen körperlich besser fühle alsbeim Weinen. An diesem Punkt wandte ich ein, daß bevorzugen und gleichsetzeneinander ausschlössen; wenn er lieber lachte als weinte, dann sei das ersteretatsächlich wichtiger. Er blieb unbeirrt dabei, daß seine Vorliebe nicht ausschloß, daßsie gleich sind; und ich wandte ein, daß sein Standpunkt in letzter Konsequenz zuder Aussage führen müsse, daß man, wenn alle Dinge absolut gleich wären,genausogut den Tod wählen könnte.»Viele Wissende tun das auch«, sagte er. »<strong>Eine</strong>s Tages sind sie vielleicht einfachverschwunden. Die Leute mögen glauben, sie seien überfallen und für ihre Tatenumgebracht worden. Sie wählen den Tod, weil er ihnen nichts bedeutet. Ich dagegenhabe beschlossen zu leben und zu lachen, nicht weil es mir etwas bedeutet, sondernweil ich von Natur aus zu einer solchen Entscheidung veranlagt bin. Der Grund,warum ich sage, ich hätte mich entschlossen, ist der, daß ich sehe, aber das heißtnicht, daß ich beschlossen habe zu leben; mein Wille läßt mich weiterleben, trotz alldessen, was ich vielleicht sehe. Es mag sein, daß du mich jetzt nicht verstehst, weildu gewohnt bist, so zu denken wie du schaust und so zu schauen wie du denkst.«Das Gesagte befremdete mich zutiefst. Ich bat ihn, mir zu erklären, was er damitmeinte. Er wiederholte den Satz mehrmals, als wolle er Zeit gewinnen, um ihn anderszu formulieren, und schließlich erklärte er, unter »Denken« verstehe er das feste Bild,das wir uns von allem in der Welt machen. Er sagte, das Sehen zerstöre dieseGewohnheit, und bevor ich nicht gelernt hätte zu sehen, könnte ich nicht wirklichverstehen, was er meinte.»Aber wenn nichts wichtig ist, Don Juan, warum sollte es dann wichtig sein, daß ichSeite 74

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