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Castaneda_Eine_andere_Wirklichkeit - WordPress.com

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meinte, was er sagte.»Lyrisches Wissen, alle Achtung!« rief Don Juan, nachdem ich ihm die ganzeGeschichte erzählt hatte. »Vicente ist ein brujo. Warum hast du ihn besucht?«Ich erinnerte ihn daran, daß er selbst mich aufgefordert hatte, Don Vicente zubesuchen.»Das ist absurd!« rief er aufgeregt. »Ich habe dir gesagt, daß du meinem FreundVicente eines Tages, wenn du sehen könntest, einen Besuch abstatten solltest; nurdas habe ich gesagt. Anscheinend hast du nicht zugehört.«Ich wandte ein, daß ich nichts dabei fände, Don Vicente besucht zu haben, und daßmich sein Verhalten und seine Freundlichkeit begeistert hätten.Don Juan wiegte den Kopf hin und her und drückte in halb scherzhaftem Ton seineVerwunderung darüber aus, was er »mein verblüffendes Glück« nannte. Er sagte,mein Besuch bei Don Vicente wäre dasselbe, als wollte man, nur mit einem Zweigbewaffnet, eine Löwenhöhle betreten. Don Juan schien erregt, aber ich sah beimbesten Willen keinen Grund für seine Besorgnis. Don Vicente war ein wunderbarerMann. Er wirkte so zerbrechlich; seine seltsam irrlichternden Augen gaben ihm einbeinah vergeistigtes Aussehen. Ich fragte Don Juan, wie ein so wunderbarer Menschgefährlich sein konnte. »Du bist ein blutiger Narr«, sagte er mit ernstem Gesicht. »Erwürde dir nicht absichtlich etwas zuleide tun. Aber Wissen ist Macht, und sobald sichein Mann auf den Weg des Wissens begeben hat, ist er nicht mehr verantwortlich fürdas, was denen passieren mag, die mit ihm in Kontakt kommen. Du hättest ihn erstbesuchen sollen, wenn du genug gewußt hättest, um dich zu verteidigen; nicht gegenihn, sondern gegen die Macht, die er sich zunutze macht, welche, nebenbei gesagt,weder ihm noch sonst jemandem gehört. Als er hörte, daß du mein Freund bist,nahm Vicente an, daß du dich zu schützen wüßtest und machte dir daher einGeschenk. Offenbar hatte er dich gern und gab dir ein großes Geschenk, und duhast es vergeudet. Wie schade!«24. Mai 1968Ich hatte Don Juan fast den ganzen Tag bedrängt, er solle mir etwas über DonVicentes Geschenk sagen. Ich hatte ihm klarzumachen versucht, daß er nichtvergessen dürfe, wie verschieden wir seien; was für ihn selbstverständlich sei, könnefür mich absolut unbegreiflich sein.»Wie viele Pflanzen hat er dir gegeben?« fragte er schließlich. »Vier«, sagte ich, aberSeite 30

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