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ECHO Top500 2020

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TOP 500 | BILDUNG

„Ein antiquiert geglaubtes

Wort ist wieder aufgetaucht:

Solidarität.“

weiter verschärft, erwarten wir einen Herbst mit

einer Auslastung auf gutem Niveau.

ECHO: Wie bewerten Sie die Entwicklung für

die kommenden Monate?

Tamerl: Das hängt sehr stark von der weiteren

Verbreitung von Covid-19 ab. Wir alle lernen

zwar langsam, mit dem Virus zu leben, trotzdem

erschwert die aktuelle Situation die weiteren

Planungen. Bis sich die Wirtschaft wieder voll

erholt hat, wird es wohl noch Jahre dauern. Wir

sind jedenfalls gerüstet, um gerade jetzt die Tirolerinnen

und Tiroler mit Aus- und Weiterbildung

zu unterstützen und damit neue Chancen

am Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Othmar Tamerl, Geschäftsführer des BFI in

Innsbruck

ECHO: Corona bestimmt nun seit einem halben

Jahr unser aller Leben. Blicken wir zurück.

Können Sie sich erinnern, wie Sie Mitte März

den Lockdown und die folgenden Tage und

Wochen erlebt haben?

Othmar Tamerl: Die außergewöhnlichen

Wochen ab Mitte März haben uns sehr gefordert.

Auch für mich, mit der Neuübernahme

der Geschäftsführung, war es herausfordernd,

die Geschicke in die richtigen Bahnen zu lenken.

Aber natürlich mussten alle Mitarbeiter

und Trainer in den Wochen der Coronakrise in

kürzester Zeit ihre gewohnte Arbeitsweise und

das Arbeitsumfeld völlig umstellen. Während

Anfang März noch vieles seinen gewohnten

Gang nahm, war ab Mitte März die Welt – mit e-

Learning und Home-Office – eine völlig andere.

ECHO: Wie hat sich Lage in Ihrer Institution

entwickelt und wie schätzen Sie heute die Lage

ein? Das Semester beginnt gerade. Was sind Ihre

Erwartungen?

Tamerl: Natürlich haben auch wir im Frühjahr

einen deutlichen Rückgang der Nachfrage hinnehmen

müssen. Doch unsere Kunden haben

sich auf die neue Situation eingestellt. So zeigt

die aktuelle Buchungslage einen erfreulichen

Aufwärtstrend. Sofern sich die Situation nicht

ECHO: Wann rechnen Sie mit einem Ende

der Pandemie? Glauben Sie, dass die Pandemie

mit der Entwicklung eines Impfstoffs beendet

ist?

Tamerl: Mit einem Impfstoff ist die Lage sicher

noch nicht unter Kontrolle. Eine aktuelle

Studie hat ja gezeigt, dass die Mehrzahl der Österreicher

eine Impfung skeptisch sieht. Aber ich

hoffe, dass spätestens ab dem Sommer 2021 die

Dynamik der Pandemie abnimmt und wir dann

wieder mit mehr Optimismus in die Zukunft

blicken können.

ECHO: Glauben Sie, dass die Krise nachhaltig

Veränderungen mit sich bringen wird? Wenn ja,

welche?

Tamerl: Gesellschaftlich betrachtet haben wir

gesehen, dass unser Bildungssystem – besonders

was die Schulen betrifft – nicht auf Digitalisierung

eingestellt ist. Da wird sich nun wohl

aber einiges ändern. E-Learning und Homeschooling

haben viele Vorteile aufgezeigt, aber

auch die Bedeutung sozialer Aspekt für das

Lernen offengelegt. Lernen muss künftig verstärkt

beide Formate nutzen. Der Umgang mit

digitalen Plattformen wird zur Selbstverständlichkeit

werden. Wir wurden aber auch darin

bestärkt, wie essenziell zwischenmenschliche

Faktoren für den Lernprozess sind.

ECHO: Sehen Sie einen möglichen Innovationsschub

durch die Coronakrise?

Tamerl: Davon bin ich überzeugt. In

Österreich waren wir in vielen Bereichen zu abwartend,

was die Digitalisierung betrifft. Ich bin

sicher, die neuen Technologien bieten uns mehr

Chancen als Risiken. Der Mitarbeiter muss und

BFI Tirol Bildungs GmbH

Budget 2019 (Globalbudget; Drittmittel

und selbsterw. Einnahmen):

23.321.000 Euro (Umsatz)

Studierende 2019: rund 23.000

Mitarbeiter 2019: 176

wird immer im Mittelpunkt bleiben, aber die

Anforderungen am Arbeitsmarkt werden sich

stark wandeln. Die Krise zeigt auf, dass die Technik

den Menschen nicht ersetzt, sondern vor

allem unterstützt. Wir müssen jetzt die notwendigen

Schritte setzen, um künftig von den Vorteilen

neuer Technologien zu profitieren. Dazu

gehört auch der Ausbau digitaler Kompetenzen.

ECHO: Was haben Sie persönlich bisher dazugelernt?

Tamerl: Es freut mich, dass ein antiquiert geglaubtes

Wort wiederaufgetaucht ist: Solidarität.

Wir haben die Wirtschaft heruntergefahren,

zum Schutz einer verletzlichen Minderheit, der

Alten und Kranken. Das hätte ich unserer Gesellschaft

in dieser Form nicht zugetraut. Und

die Welt ist verletzlicher, als wir es in den letzten

Jahren angenommen haben. Es wird künftig

mehr Flexibilität und Kreativität benötigen, um

sich immer wieder auf neue Rahmenbedingungen

einstellen zu können. <<

Fotos: BFI, Adobe Stock

130 ECHO TOP 500 UNTERNEHMEN 2020

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