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ECHO Top500 2020

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TOP 500 | INTERVIEW

ihre Entlassung mitzuteilen. Diese Art und

Weise haben selbst wir in der Wirtschaftskammer

kritisiert.

ECHO: Was bedeutet die Krise für den

Lehrlings- und Facharbeitermangel?

Walser: Unser Schwerpunkt lag immer

darauf zu verhindern, dass die Betriebe die

Lehrlingsausbildung stoppen. Wir haben

im Jänner noch über den Fachkräftemangel

diskutiert, dann folgte Corona. Aber es wird

die Zeit kommen, in der wir wieder über den

Fachkräftemangel diskutieren werden. Es

gibt über 2000 offene Lehrstellen in allen Bereichen

der Industrie, aber es finden sich

keine Lehrlinge. Ich wünsche mir, dass

Grundschulen und neue Mittelschulen

die Lehre noch viel stärker zum Thema

machen.

ECHO: Das WIFO spricht von einer

großen Insolvenzwelle im kommenden

Jahr. Mit wie vielen Insolvenzen rechnen

Sie?

Walser: Das ist sehr schwierig vorauszusagen.

Genaue Zahlen und Prognosen gibt

es nicht. Wird die Wintersaison gut, werden

sich die Insolvenzen in Grenzen halten.

Manche Unternehmen werden nicht

überleben, aber diese Aussortierung wird

es immer geben. Wird die Wintersaison

sehr schlecht, könnte es im Frühjahr zu

einer Explosion an Insolvenzen kommen.

Vor allem im Restaurantbetrieb könnte eine

Insolvenzwelle drohen, auch bei vielen

Einzelunternehmern ist die Sorge groß.

ECHO: Causa Ischgl: Die Kommission

hat festgestellt, dass zahlreiche Fehleinschätzungen

und -entscheidungen getroffen

wurden, z. B. der Skibetrieb zu spät

eingestellt wurde und das Abreisemanagement

schlecht war. Gibt es Konsequenzen,

die Sie sich erwarten?

Walser: Seit vielen Wochen werden politische

Konsequenzen gefordert. Tatsächlich

war das Auftreten der Beteiligten, wie

z.B . einige Interviews von Bernhard Tilg,

„Wir müssen auf alle Zusammenkünfte

verzichten, deren

Ausbleiben nicht den Zusammenbruch

der Gemeinschaft

bedeutet und die nicht

zwingend notwendig sind.“

Christoph Walser,

Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer

nicht förderlich und im

Nachhinein betrachtet

schlecht. Aber ich denke,

dass damals alles versucht

wurde, um die Krise

zu bewältigen und den

Menschen eine gewisse

Sicherheit zu geben. Es

ist immer schwierig, einer

einzelnen Person und nicht der gesamten

Struktur des Krisenmanagements die

Verantwortung zuzuschieben. Hätte eine andere

Person besser gehandelt? Oder war das

gesamte Krisenmanagement auf einen solchen

Fall nicht

vorbereitet?

Vieles wurde

aus dem Bauch

heraus entschieden.

Im Nachhinein

werden

nun Rücktritte

gefordert. Aber

vielleicht war es in dieser Struktur gar nicht

möglich, anders zu reagieren. Kommt es in

Tirol zu einem Lawinenabgang oder Unwetter,

ist das eine Situation, auf die wir vorbereitet

sind. Werden dann politische Fehler

gemacht, obwohl der Krisenstab genau

weiß, was zu tun ist, müssen unbedingt

Konsequenzen folgen und vielleicht auch

ein Rücktritt. In der jetzigen Situation hat

niemand gewusst, was passieren wird. Wir

können und müssen aber die Fehler, die

der Kommissionsbericht klar aufgezeigt

hat, in das künftige Krisenmanagement

übernehmen, damit es einen Handlungsleitfaden

für die Zukunft gibt und diese

Fehler nicht erneut passieren.

ECHO: Der Verbraucherschützer Peter

Kolba hat eine Sammelklage eingebracht.

Sollten Ischgl und das Land eine Abschlagszahlung

leisten oder den Prozess

führen?

Walser: Es wäre gut, den Prozess zu Ende

zu führen, damit es eine offizielle Rechtsprechung

und ein klares Urteil gibt, die

für die Zukunft eindeutig klarstellen, wo

die Eigenverantwortung aufhört und wo

die politische Verantwortung, die Verantwortung

von Unternehmen, Hotels, Bürgermeistern

usw. Würden wir der Klage

mit einer Abschlagszahlung begegnen,

hätten wir für das nächste Mal nicht daraus

gelernt. Wir leben nicht ohne Grund

in einem Rechtstaat und werden sehen,

was die Rechtsprechung ergibt.

ECHO: Wenn der Prozess mehrere Jahre

dauert, wäre Ischgl vielleicht permanent

medial präsent?

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