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ECHO Top500 2020

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TOP 500 | IMMOBILIEN

ECHO: Wie hat sich der Markt für Gewerbeimmobilien

2020 im Vergleich zum

letzten Jahr entwickelt?

Andreas Gstrein : Grundsätzlich für den

Standort Innsbruck weiterhin gut. Während

des Lockdowns im März und im April gab

es einen Stillstand, viele Projekte standen

auf „hold“, niemand zog ein oder aus. In dieser

Zeit haben wir ein paar Projekte fertiggestellt.

Im Sommer sind wieder vermehrt

Projekte hinzugekommen. Die Anfragen

sind nach wie vor gut. Derzeit planen wir

einen Neubau mit Fertigstellung im Mai

2021. Hier liegt die Auslastung momentan

bei etwa 50 Prozent und damit sehr

ähnlich, wie im Plan vorgesehen. Bei den

Bestandsgebäuden vermieten wir aktuell

55.000 Quadratmeter, hier sind wir quasi

voll belegt. Der Standort Innsbruck ist gut

und das Thema ist insgesamt vor allem, dass

überhaupt nur sehr wenige Flächen zur Verfügung

stehen.

„Guter Standort“

Immobilien. Andreas Gstrein über den Büro- und gewerblichen Immobilienmarkt

und die zentralen Entwicklungen in der Landeshauptstadt und Tirol.

„Möchte man einen

Neubau umsetzen, muss

man positiv in die Zukunft

sehen, aber darf

nicht davon ausgehen,

dass jedes Jahr wieder

neues Wachstum bringt.“

Andreas Gstrein, Geschäftsführer IVG

ECHO: Gibt es Konzepte, um das zu ändern?

Gstrein: Das ist schwierig, da Tirol durch

seine Topografie den geringsten Prozentsatz

bebaubarer Flächen in Östereich aufweist,

aber zugleich bereits dicht besiedelt

ist. Stichworte sind z. B. das Bauen mit

höherer Dichte oder die Baulandmobilisierung.

Diese Initiativen

des Landes zur

Rückwidmung von

Flächen sind rechtlich

problematisch. Zahlreiche

Verfassungsjuristen

verstehen die

Rückwidmung als

Enteignung, für die

ein Bebauungsplan

vorliegen und eine

Entschädigung geleistet

werden muss. Seit

1994 muss für jedes

Grundstück ein solcher Bebauungsplan vorliegen.

Das ist aber nicht der Fall, weil sich

die Gemeinden immer gern zusätzlich einbringen,

um zu sehen, was sich dort entwickelt.

Nun jemandem ein Grundstück rückzuwidmen,

obwohl man die eigenen Verpflichtungen

nicht erfüllt hat, wird rechtlich

nicht möglich sein. Diese Rückwidmungen

sind im Sinn von Projektentwicklern und

Bauträgern, denen vielfach vorgeworfen

wird, sie würden spekulativ agieren. Jemand,

der ein landwirtschaftliches Grundstück besitzt

und dieses landwirtschaftlich nutzen

möchte, kann gegen eine entsprechende

Widmung nichts einwenden.

ECHO: Hat Corona

den Markt verändert?

Gstrein: Thema ist

sicher die Überlegung

vieler Firmen, ob nun

aufgrund des Homeoffice

weniger Platz

gebraucht wird. Die

Prognosen vom April,

demnach nun nur noch

im Homeoffice gearbeitet

würde, erfüllen sich

aber bei Weitem nicht.

Wer überprüft zu Hause die Rahmenbedingungen

eines guten und ruhigen Arbeitsplatzes,

ob Beleuchtung, Belüftung, Stuhl,

PC, Sitzhöhe passend sind? Diese Kriterien

werden im regulären Bürobereich von Arbeitsmedizinern

und der AUVA überwacht.

Dass mehr im Homeoffice gearbeitet wird,

heißt nicht, dass auch die Fläche im Büro

entfällt, weil es dem Mitarbeiter möglich sein

muss, in den Betrieb zu kommen. Sitzt er nur

noch zu Hause, spielt es für ihn keine Rolle,

bei welcher Versicherung, Bank usw. er arbeitet,

alle sozialen Kontakte sind sehr reduziert.

Umgekehrt finden Firmen, die sich absolut

gegen das Homeoffice gesträubt haben, nun

kaum mehr ein Argument, warum dieses

künftig nicht in Frage kommen sollte. Der

Arbeitsplatz ist immer, auch für eine kleine

Firma, die nur 20, 30, 50 Quadratmeter anmietet,

sehr wichtig. Das Zuhause sollte nicht

mit der beruflichen Umgebung durchdrungen

sein.

ECHO: Welche Immobilien sind gefragt?

Gstrein: Wir können sehr günstige Büround

Geschäftsflächen anbieten. Der Preis ist

ein wichtiger Faktor, ebenso auch, dass die

grundsätzlichen Rahmenkriterien passen,

neben den genannten, z. B. Raumschnitt,

Internet, Klimatisierung und Heizung.

ECHO: Wie wirkt Corona auf die Bezirke?

Gstrein: Es gibt viele Betriebe, die sich gern

in der Landeshauptstadt ansiedeln, andere

überlegen nun, sich dezentraler aufzustellen

und zwar einen Arbeitsplatz zu mieten, diesen

aber in die Nähe des Wohnorts, von der

Zentrale weg, auszulagern.

ECHO: Warum sollte man jetzt eine Immobilie

anmieten?

Gstrein: Man sollte sich nicht von der Situation

abschrecken lassen, sondern die Ziele des

Unternehmens weiterverfolgen. Hier werden

sich Chancen für junge dynamische Firmen

bieten, weil manche große Firmen jetzt zurückhaltender

agieren, da sie an Aufsichtsräte

etc. gebunden sind. Bei einem Wechsel des

Arbeitsplatzes gilt, so wenig Kompromisse

einzugehen wie möglich, gerade weil sich Arbeitssituationen

oft ändern.

Foto: Thomas Steinlechner

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