ECHO Top500 2020
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TOP 500 | INTERVIEW
„Wir müssen den Kopf selbst
aus der Schlinge ziehen“
Interview. Matthias Schipflinger, seit 1. Oktober 2019 Geschäftsführer der Olympiaworld,
erzählt vom Hereinbrechen der Krise, der Entwicklung der Corona-Situation in der
Veranstaltungsbranche und davon, wie es weitergehen könnte.
ECHO: Im März brach Corona über Tirol
herein. Wie haben Sie als neuer Geschäftsführer
in der vielleicht am stärksten betroffenen
Branche die Situation wahrgenommen?
Matthias Schipflinger: Corona traf uns
genauso plötzlich und unerwartet wie alle
anderen Branchen, wie uns alle. Die Olympiaworld
richtet Sportveranstaltungen und
kommerzielle Veranstaltungen aus. Im März
fanden die letzten regulären Veranstaltungen
statt, bereits ergänzt um Hinweisplakate und
Desinfektionsspender. Am 12. März fand
noch ein Volleyballtournier als Geisterspiel
statt. Dann folgte der Lockdown und der
Abbruch des gesamten Sportbetriebs, die
Umstellung auf Notbetrieb. Unsere Mitarbeiter
gingen in Kurzarbeit. Ich war ständig im
Büro und mit der Umgestaltung beschäftigt.
Wir sind ja ein Stadt- und Landbetrieb und
mussten unser Budget anpassen, um die Liquidität
des Unternehmens zu sichern, unter
der Prämisse des verantwortungsvollen Umgangs
mit öffentlichen Mitteln, die ja nicht zuletzt
Steuergeld sind. Wir mussten Einschätzungen
und Entscheidungen zur weiteren
Entwicklung treffen. Die bürokratische Arbeit
war sehr aufwendig. Dreimal wöchentlich
fanden zudem Treffen mit allen Beteiligungsgesellschaften
statt. Diese Initiative der Stadt
wurde zum sehr fruchtbaren Austausch. So ist
diese Zeit irgendwie herumgegangen. Nach
drei Monaten begannen wir wieder mit ersten
Sportveranstaltungen ohne Zuseher, wie z.
B. der Bundesliga. Der Trainingsbetrieb lief
langsam wieder an, mit besseren Umsätzen,
als wir ursprünglich erwartet hatten.
ECHO: Wie hat sich die Situation über den
Sommer bis jetzt entwickelt?
Schipflinger: Ursprünglich rechneten wir
damit, gar keine Veranstaltungen ausrichten
zu können. Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.
Zusammen mit dem Metropol
Kino veranstalteten wir das Autokino. Es gab
die Screening Station in der Olympiahalle.
Mittlerweile ist diese auf dem Parkplatz untergebracht,
da die Halle wieder gebraucht
wurde. Jedenfalls hatten wir so in dieser
Zeit zumindest das Gefühl, dass sich etwas
bewegt und sich manche Aktivitäten entwickeln
können. Der Normalbetrieb liegt bis
auf weiteres darnieder, d. h. Konzerte, Musicals
etc. Anfänglich wurden die Veranstaltungen
auf Herbst 2020 verschoben, dann
weiter ins Frühjahr 2021 und mittlerweile bis
in den Herbst 2022 und das Frühjahr 2023
hinein. Es herrscht eine totale Unsicherheit
wie sich die Situation weiterentwickelt. Wir
haben im Sommer einige Veranstaltungen, v.
a. für Kinder, ausgerichtet. Es zeigte sich, dass
die Leute nicht gern im Voraus kaufen, sondern
sehr kurzfristig Entscheidungen treffen
und die Kauflust verhalten ist. Im Vergleich
zu Normaljahren ist der Aufwand extrem,
sowohl in personeller als auch finanzieller
Hinsicht ein Mehraufwand. Wir müssen
die Location so präparieren, dass sie den
gesetzlichen Anforderungen entspricht, die
Veranstalter müssen ein Präventionskonzept
ausarbeiten.
ECHO: Welche wirtschaftlichen Auswirkungen
hat die Krise?
„Ich gehe davon aus, dass
im ersten Halbjahr 2021
nicht viele kommerzielle
Veranstaltungen stattfinden
werden.“
Matthias Schipflinger,
Geschäftsführer Olympiaworld
Fotos: Olympiaworld
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ECHO TOP 500 UNTERNEHMEN 2020