Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag
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Jupp Hartmann<br />
Märchen<br />
Es war einmal ein edler Ritter, dem war seine Liebste von einem<br />
furchtbaren Drachen geraubt worden. Darum hatte er sich auf den Weg<br />
gemacht in das Land der Drachen. Sieben Jahre war er nun schon unterwegs,<br />
tagein, tagaus, <strong>und</strong> nun, nach sieben Jahren, da schien all sein<br />
Mühen umsonst gewesen zu sein.<br />
Denn nun war er am Rande der großen Wüste angelangt, die sich zwischen<br />
der Welt der Menschen <strong>und</strong> dem Reich der Drachen erstreckt. In den<br />
Dörfern am Rande der Wüste war er umhergeirrt, viele Tage lang, auf der<br />
Suche nach einem Führer, der ihn durch die sandige Wüste begleiten würde.<br />
Doch hatten die Dörfler ihn nur ausgelacht, die Kinder liefen bereits johlend<br />
hinter ihm her <strong>und</strong> die Alten zeigten kopfschüttelnd mit den Fingern nach<br />
ihm.<br />
Niemand wollte ihn ins Land der Drachen begleiten. Niemand von den<br />
Dorfbewohnern wäre je auf die Idee gekommen, zu versuchen, die endlosen<br />
Wüsten zu durchqueren. Drei Tode, so sagten sie ihm, warteten dort. Der<br />
erste dieser Tode heiße der Durst, denn es gebe nur eine einzige Quelle,<br />
doch die zu erreichen, gelinge keinem Menschen. Der zweite Tod heiße<br />
Hunger, denn es gebe nur einen einzigen Strauch mit Früchten, doch sei er<br />
umwachsen von so harten <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchdringlichen Dornen, daß, wer von<br />
den Früchten pflücken wolle, elendiglich an den Dornen verblute. Der dritte<br />
Tod endlich sei die Erschöpfung, denn die Wüste durchmesse sieben mal<br />
sieben Unendlichkeiten, so daß es in keines Menschen Kraft stehe, sie je zu<br />
durchqueren.<br />
JUPP HARTMANN 119