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Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag

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solchen Anblick, <strong>und</strong> nun will ich das Schicksal preisen, das mir endlich<br />

einen Diener gesandt hat, meinen Traum zu erfüllen.<br />

So sortierte unser tapferer Ritter sieben Jahre lang Sand, von morgens<br />

früh, ehe die Sonne aufging, bis tief in die Nacht. Und wenn er sich<br />

manchmal gerne hätte einfach niedersinken lassen, um zu vergehen, so hielt<br />

ihn doch der Schwur, den er geleistet hatte, er mußte ins Land der Drachen,<br />

<strong>und</strong> dazu mußte er von dem W<strong>und</strong>erwasser trinken, <strong>und</strong> dazu mußte er<br />

diese zermürbende Arbeit durchstehen.<br />

Nach sieben Jahren endlich kam er frei. Der Geist dankte ihm für seine<br />

aufopferungsvolle Arbeit, bat ihn, schnell noch alles in den ursprünglichen<br />

Zustand zurüchzuversetzen, denn nun wisse er, daß grauer Sand doch schön<br />

sei, <strong>und</strong> reichte ihm dann, nachdem dies in erstaunlich kurzer Frist getan<br />

war, einen Schluck von dem heiligen Wasser, das einen fauligen<br />

Nachgeschmack hinterließ.<br />

Nur zu bald mußte der Ritter feststellen, daß er zwar den Durst besiegt<br />

hatte, aber nun drohte der Hunger, ihn aufzuzehren.<br />

Für Essen hätte er jetzt alles hergegeben.<br />

Da kam er an einen Strauch, daran hingen die verlockendsten Früchte.<br />

Nie hatte er solche gesehen. Doch wie sie abpflücken? Ringsherum<br />

wuchsen <strong>und</strong>urchdringliche Dornenhecken. Er versuchte, mit seinem<br />

Schwert durch die Dornen zu kommen. Vergeblich. Das Geäst gab nicht<br />

nach <strong>und</strong> nicht ein einziger Dorn ließ sich abbrechen.<br />

Mit einem Male war ihm, als stünde jemand hinter ihm. Er drehte sich um<br />

<strong>und</strong> erblickte einen Geist, der ihn böse anstarrte <strong>und</strong> sprach: Du<br />

Unwürdiger willst von meinen kostbaren Früchten essen? Versuch es nur.<br />

Ich brauche meine Früchte nicht wegzuzaubern wie mein Vetter, der Wassergeist,<br />

das Wasser. Du hast sie vor Augen <strong>und</strong> doch bleiben sie dir unerreichbar.<br />

Der einzige, der dir von diesen Früchten geben könnte, bin ich,<br />

doch warum sollte ich es tun? - Weil ich dir dann dienen werde. - Du<br />

glaubst wohl, durch einen kurzen Dienst dir solche Früchte erwerben zu<br />

können? Du weißt wohl nicht, was für einzigartige Früchte ich bewache?<br />

Wer davon ißt, braucht nur noch zu seinem Vergnügen, nicht aber aus Not<br />

heraus Nahrung. Solch eine W<strong>und</strong>erspeise will ich dir nicht geben für einen<br />

kurzen Dienst. Sieben Jahre lang sollst du mir dienen, wenn du von den<br />

Schätzen des heiligen Strauchs kosten willst.<br />

Der Ritter versprach, seinen Dienst sofort zu beginnen, <strong>und</strong> der Geist<br />

reichte ihm den Kern einer Frucht <strong>und</strong> befahl ihm, diesen hinunterzuschlucken,<br />

dann sei er nicht mehr von Hunger bedroht, solange er, der<br />

JUPP HARTMANN 121

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