Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag
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spute sich, bald schwebt er heilig<br />
im elysischen Gefill.<br />
Denn wir haben keine Zeit mehr<br />
nicht für wahre tiefe Kunst<br />
unser Herr da oben legt er<br />
die Lunte für die Feuersbrunst.<br />
- Jetzt reicht's aber! Der Narr ist vor den Leierkastenmann getreten. Das<br />
ist hier eine Multimediashow <strong>und</strong> Sie singen uns so ein Pestlied! Wo der<br />
Komet in unseren Breitengraden doch gar nicht zu sehen ist! Machen Sie,<br />
daß Sie in Ihre Hütte kommen! Leierkastenmann geht mürrisch ab.<br />
Der Narr reibt sich die Hände <strong>und</strong> wippt auf den Fußballen. Mmmmmm.<br />
Was machen wir denn jetzt? Was machen wir bloß? Haben Sie vielleicht<br />
einen Vorschlag? Die Kamera schwenkt ins Publikum, man sieht ein<br />
Richtmikrophon, das über die Sitzenden wandert. Sie zum Beispiel! Ja Sie<br />
meine ich, Sie, ganz richtig. Sie sind gemeint. Wie heißen Sie denn? (Hier<br />
stellen Sie sich bitte vor.) Sie sind rotgeworden, alle gucken auf Sie. Sie<br />
grinsen <strong>und</strong> schwitzen. Es fällt Ihnen nichts ein. Es ist peinlich. Na? sagt<br />
der Narr: Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? Ihr Hintern glüht auf dem<br />
Plastikstuhl, Ihre Birne platzt bald. Da fällt Ihnen was ein. Die rettende<br />
Idee: Ich möchte eine Szene in einer Nachtbar bitte.<br />
- W<strong>und</strong>errbarr! ruft der Narr <strong>und</strong> das Publikum applaudiert. Die Lichter<br />
werden stufenlos gedämpft, der Vorhang geht auf. Blick frei auf die<br />
Leinwand. Wir sehen einen Schmalfilm.<br />
Nacht. Wir sehen eine schlecht beleuchtete Landstraße. Das Bild wakkelt.<br />
Der Fahrer des Wagens Marke VW scheint selbst zu filmen. Ortsnamen<br />
wippen ins Bild. Pillingen. Miefflen. Salbach. Drüppenweiler, dann wieder<br />
Tannenwald. Da ein Lichtlein. Das Tempo verlangsamt sich, der Wagen<br />
biegt in einen Seitenweg <strong>und</strong> hält auf einem Waldparkplatz. Ein Gebäude,<br />
ein Ausflugslokal erscheint in unserem Gesichtsfeld. Hastiger Schwenk<br />
nach oben aufs Schild: BAR REHWINKEL steht über dem Eingang. Ob das<br />
wohl Eintritt kostet, denkst du dir. Aber so teuer kann das ja nicht sein, so<br />
abgelegen, wie das hier ist, da sind die ja froh über jeden, der das überhaupt<br />
findet. Du klingelst. Jemand taxiert dich durch eine Klappe. Dann wird<br />
aufgemacht.<br />
Ein Braunbär mit weißem Kragen <strong>und</strong> Fliege hält dir die Tür auf. Bitte<br />
treten Sie näher. Er geleitet dich, Serviette über dem Arm, an die Bar.<br />
Rotlicht. du mußt dich erst ans Licht gewöhnen <strong>und</strong> setzt dich auf den<br />
OLIVIA FRANK 92