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Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag

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ANGELA: Einer der besten Gr<strong>und</strong>sätze. Nicht den Sinn ausplaudern, ist<br />

eigentlich das, was Literatur ausmacht, sonst könnte man nämlich<br />

didaktische Texte schreiben. Ein literarischer Text ist ein Text über<br />

etwas, der dir nicht sagt, so <strong>und</strong> so ist es, sondern der es dir vermittelt.<br />

Und zur Vermittlung gehört eben, daß es nicht direkt ausgesprochen<br />

wird, sondern daß es sich auch in deinem Kopf wieder neu herstellt, <strong>und</strong><br />

alles andere ist Agitation. Das ist dann eine andere Form von Literatur,<br />

wenn es überhaupt noch zur Literatur zählt <strong>und</strong> meist nur kurzfristig<br />

interessant, weil es dir nicht die Möglichkeit gibt, als Rezipient frei zu<br />

arbeiten.<br />

NANNA: Arnfrid ist schon ein gewisser Maßstab <strong>und</strong> ein Konsens herrscht.<br />

SABINE: Ja, <strong>und</strong> zwar ...<br />

HELGE: Dieser Konsens, entschuldige Sabine, aber ich werde gleich schweigen,<br />

dieser Konsens ...<br />

SABINE: Rede nur. Ich höre dich gerne reden, das weißt du ja.<br />

HELGE: ... ah, wolln wir ein bißchen über unsere gegenseitigen ...<br />

KLAUS: Flirtet doch mal ein bißchen, ja, komm!<br />

RALF: Das kommt alles ins Buch.<br />

WOLFGANG: Kommt der Satz Das kommt alles ins Buch auch ins Buch?<br />

Kommt der Satz Kommt der Satz »Das kommt alles ...« (GELÄCHTER)<br />

HELGE: Schreiben ist Technik. Es gibt eben keine Möglichkeit, seine Substanz<br />

als Person, als Mensch, als Seelenwesen zu vermitteln. Ich kann<br />

nicht davon ausgehen, ich bin ich, <strong>und</strong> Sabine liebt mich. Ich muß eben<br />

was tun, ich muß eben da sein als Subjekt, als Text, als das, was ich sage,<br />

<strong>und</strong> das ist natürlich fehlinterpretierbar <strong>und</strong> kann mißlungen sein. Man<br />

muß wissen, wenn man schreibt, daß man einem Irrtum aufsitzen kann,<br />

d.h. man muß in der Lage sein, sich selbst schreibend als fehlbar zu<br />

empfinden, man verfehlt beispielsweise das Thema oder das Gedicht.<br />

Äh, das ist nicht das, was ich sagen wollte ...<br />

SABINE: Ich habe es nie so empf<strong>und</strong>en, daß Arnfrid mir seine Poetik aufdrücken<br />

will. Ich hätte auch ohne ihn geschrieben. Aber was Arnfrid -<br />

glaube ich - gut macht, ist: Er kitzelt das aus einem raus, was wirklich<br />

gut ist. Man lernt, einen Maßstab an die eigenen Texte anzulegen. Und<br />

das ist, glaube ich auch, sein Charisma. Sein Charisma ist nicht, zu<br />

sagen: Leute, schreibt alle Epigramme oder schreibt alle ein Dinggedicht<br />

oder schreibt alle, so wie ich schreibe, sondern: Schreib so, wie du<br />

schreibst - aber mit dem Zeigefinger auf dem, was gut ist.<br />

Du könntest doch woanders hingehn!<br />

HELGE: Jenseits von allen didaktischen Momenten, also objektivierbaren<br />

Regeln des Schreibens, die Arnfrid vermittelt, vermittelt er, denke ich,<br />

sehr massiv die Gruppe <strong>und</strong> die ist wichtig. Also ich denke, das Forum,<br />

das Arnfrids Seminar bietet, bietet Leuten, die bisher nur in ihrer Kammer<br />

geschrieben haben, nur für diesen oder jenen, also die mit ihrer<br />

Schreibmaschine gelebt haben, die Möglichkeit, überhaupt die Erfahrung<br />

zu machen, daß Leute, die nur am Text <strong>und</strong> nicht an der Person interessiert<br />

sind, diesen Text als Text lesen, so wie man einen Text liest, den<br />

BIER, SEX UND PRELLBALL ... 14

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