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Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag

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eine der vielen Wände zu schleudern, woraufhin ihm dieser aber, ihn frech<br />

zu einer Wiederholung der Tat herausfordernd, nur ins Gesicht gelacht<br />

haben soll. Selbstverständlich stellte ich meinem Mann später die Frage,<br />

wie es zu dem ungehörigen Wurf hatte kommen können, woraufhin er mir<br />

in seiner üblichen Art <strong>und</strong> Weise nur erwiderte, die Mistsau habe es nicht<br />

anders verdient <strong>und</strong> solle künftig die Hände von mir <strong>und</strong> der Politik lassen,<br />

von der er ohnehin nichts verstehe. Tatsächlich hatte es da ein<br />

Techtelmechtel zwischen mir <strong>und</strong> seinem Bruder gegeben, der, nebenbei<br />

gesagt, viel feinfühliger ist <strong>und</strong> zuweilen sogar Philosophinnen liest. Im<br />

übrigen ist mir die Nähe meines Mannes ganz im allgemeinen unerträglich<br />

geworden, von seinen offenbar unkontrollierbaren Blähungen angefangen,<br />

sie könnten einer kritischen Betrachtung seines verpfuschten Lebens<br />

geradezu als Hauptthese dienen; doch zurück ins Kellergewölbe. Wie mein<br />

Mann von der erwähnten Liebelei Wind bekommen hatte, ist mir bis heute<br />

ein Rätsel, doch dürfte diese Frage in keinerlei Zusammenhang mit den<br />

späteren, um soviel tragischeren Ereignissen stehen, es sei denn, das<br />

unergründliche Schicksal hätte einen Verräter auf so scheußliche Art<br />

bestrafen wollen. Im Laufe der Nacht hatten mein junger Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ich<br />

immer näher zueinander gef<strong>und</strong>en, so daß es schließlich zu einem drängenden<br />

gemeinsamen Interesse geworden war, das Weite zu suchen. Bald<br />

gelangten wir in einen Raum, in dem grelles Fensterlicht unsere Augen<br />

erschreckte. Die hier anwesenden Partygäste begrüßten den Tag wild durcheinander<br />

schreiend <strong>und</strong> drängten sich durch eine Tür, hinaus zu einer<br />

Treppe, die hinauf zu einer Seitenstraße führte. Auch wir beeilten uns, -<br />

eigentlich lustgepeitscht, jetzt aber auch neugierig - hinaufzukommen.<br />

Unmittelbar vor dem Treppenansatz auf der Straße lagen zwei schwerverletzte<br />

Menschen, um die sich in Weiß gekleidete Sanitäter bemühten. Während<br />

dem einen von diesem offenbar wuchtig umgeknickten Vorfahrtsschild<br />

beide Beine gerade über den Kniescheiben abgetrennt worden waren - er lag<br />

ganz still, war bei dem anderen lediglich eine klaffende Rißw<strong>und</strong>e im<br />

Oberschenkel zu sehen, in der man aber eine sich langsam aufblähende<br />

Hauptschlagader zu entdecken meinte. Mein junger Begleiter hatte sich<br />

klein beigebend abgewandt, <strong>und</strong> gerade sah ich nach ihm, als man den<br />

zuletzt Beschriebenen auf eine Bahre hob. Das hörte ich mehr als ich es sah,<br />

<strong>und</strong> etwas ahnend drehte ich den Kopf, um über meine Schulter nach hinten<br />

zu sehen. Gerade in diesem Augenblick hatten sie die Bahre angehoben,<br />

ohne jedoch die Ader zu bemerken, die aufgeblasen wie ein roter Luftballon<br />

aus der W<strong>und</strong>e herausgequollen war <strong>und</strong> jetzt geräuschlos platzte. Instinktiv<br />

schutzsuchend hatte ich mein Gesicht wieder abgewendet <strong>und</strong> spürte nur,<br />

wie sich das Blut sehr warm über meine Schultern ergoß, woraufhin ich,<br />

nun allerdings entsetzt, zurück in den Keller floh, den durchtränkten<br />

Pullover auszog, in eine Ecke warf <strong>und</strong> die Party eilends durch einen<br />

anderen Ausgang verließ. Den jungen Liebhaber sah ich nie wieder, meinen<br />

Lieblingspulli jedoch fand <strong>und</strong> reinigte ich wenig später.<br />

STEFFEN AUG 77

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