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Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag

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genügt, seinen Geist zu verwirren, doch die Wahrheit ist eine andere. Einzig<br />

ihre lachende Lüsternheit, ihre unzweideutigen Gesten, hatten sein Weltbild<br />

zerstört, da er etwas mehr Zauber <strong>und</strong> Jenseitiges erwartet hatte, <strong>und</strong> als er<br />

sich weigerte, ihre Lust zu erfüllen, sprang sie bös' fluchend kopfvor in die<br />

Fluten zurück <strong>und</strong> verschwand. Er hingegen sammelte Beeren von einem<br />

dabeistehenden Strauch <strong>und</strong> kehrte völlig verwandelt zur Schmiede zurück.<br />

Bis dahin hatten wir gebannt der Geschichte gelauscht <strong>und</strong> es nicht gewagt,<br />

der jungen Rätselstellerin in die Augen zu sehen, doch als wir des unglücklichen<br />

Harad gedachten <strong>und</strong> tausend wilde Gedanken durch unsere<br />

Köpfe hämmerten, blickten wir auf <strong>und</strong> schauten die geile Fee in ihrer wahren<br />

Gestalt, <strong>und</strong> wahnsinnige Schreie entfuhren uns auf der Flucht, <strong>und</strong>,<br />

gegen die Anziehungskraft aller Hecken <strong>und</strong> Sträucher verbissen ankämpfend,<br />

suchten wir das Weite.<br />

Meine Schwägerin (die Frau von Bruder I). Bruder III<br />

Nun, es ist ja deutlich zu sehen, mein verkommener Bruder ist häßlicher<br />

als die Giftschlammlache der ortsansässigen Chemiefabrik. Sein breites Gesicht<br />

ist vom Alkohol zerfurcht, all die Warzen <strong>und</strong> Furunkel, all die W<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Gerüche. Angesichts dieser Widerlichkeit muß man sich fragen,<br />

wie ausgerechnet diese Frau an ihn geraten konnte, so elfenschön <strong>und</strong> grün<br />

<strong>und</strong> ach! Aber das war eine seltene Begebenheit, wie sie sich nur in unserer<br />

beachtenswerten, vermutlich von einem unbekannten Fluch belasteten<br />

Familie ereignen konnte, den ein kleiner Lumpenjunge, von seinen<br />

ungeheueren Fähigkeiten nichts ahnend, ausgesprochen haben mag,<br />

nachdem man ihn mit ranzigen Kartoffeln <strong>und</strong> altem Fett übergossen hatte,<br />

auf dem Hof unserer Vorfahren, doch das ist reine Spekulation. Das<br />

liebreizende, damals zwölfjährige Mädchen wohnte mit ihren Eltern in einer<br />

bescheidenen kleinen Wohnung, die meinem Bruder gehörte. In diesen<br />

Tagen muß er, die eigene Häßlichkeit immer weniger ertragend, allerhand<br />

Scharlatane, Teufelsanbeter <strong>und</strong> Neuzeithexen aufgesucht <strong>und</strong> um Hilfe<br />

gebeten haben. Schließlich war es ein katholischer Priester, der im<br />

verwirrenden Gefühl eines zertrümmerten Nasenbeins folgende ungute<br />

Empfehlung abgab. Es gibt nur einen Weg, Schänder, dich von deiner<br />

gottverfluchten Häßlichkeit zu befreien. Finde eine Jungfrau, die aus freiem<br />

Willen ihr Herzblut für dich zu opfern bereit ist, auf daß der teure Trank<br />

dich heile. Nun schien das selbst meinem Bruder auf den ersten Blick ein<br />

wenig viel verlangt, doch schon bald kam er bei eingehenderer<br />

Selbstbetrachtung zu der Auffassung, es müsse sich machen lassen. Er<br />

dachte daran, wieviele gottlose, ungezogene Kinder es geben mochte, <strong>und</strong><br />

daß ruhig eines für ihn auf die Zähne beißen könne, wenn so seine Visage in<br />

Ordnung käme, <strong>und</strong> er sei ja immer aufrichtig gewesen. Es war eben jenes<br />

Mädchen, auf das er in seinem Grübeln zuerst verfiel. Also holte er die<br />

Kleine von der Schule ab, quälte ihr sein monstriges Lächeln entgegen, <strong>und</strong><br />

wenn sie auch im ersten Moment erschrak, wer kann es ihr verdenken, so<br />

erwiderte sie doch sein Lächeln, so süß nur reine Herzen zu lächeln verstehen,<br />

<strong>und</strong> schon im Moment ihres ersten Erschreckens beschloß sie, über das<br />

STEFFEN AUG 81

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