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Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag

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14 Ein naturk<strong>und</strong>liches Museum. Auf langen, weißgestrichenen<br />

Metallregalen stehen eine neben der anderen formalingefüllte Glasflaschen.<br />

Darinnnen medizinische Präparate, menschliche Körperteile. Zwischen den<br />

Regalen geht ein Skelett umher, nimmt Flaschen heraus, schaut sie prüfend<br />

an. Manche stellt es zurück, manche öffnet es, trinkt das Formalin, nimmt<br />

des Körperteil heraus, verschlingt ihn oder klebt ihn sich von außen an die<br />

Knochen. So ist es lang beschäftigt, es setzt sich zusammen, langsam<br />

entsteht ein Mensch. Als er komplett ist, verlasse ich das Museum.<br />

15 Ich frühstücke hastig. Dann steige ich hinunter in den Keller, hole<br />

einen Eimer Farbe <strong>und</strong> Malerutensilien. Ich verlasse das Haus. Vor der<br />

Haustür, an die Mülltonne angeb<strong>und</strong>en steht eine Kuh. Ich lege ihr die Hand<br />

auf den Hals, beruhige sie. Dann streiche ich sie knallrot an, binde sie los<br />

<strong>und</strong> führe sie durch die Stadt zum Friedhof. Ich binde sie am Bein eines<br />

Marmorengels fest, der auf einem üppigen Familiengrab halb verwittert<br />

Wache schiebt.<br />

16 Ein Fuhrwerk, gezogen von zwei Rindern. Hoch beladen mit<br />

Knochen <strong>und</strong> alten Büchern. Oben drauf der Teufel <strong>und</strong> der liebe Gott. Sie<br />

zanken um eine Scheibmaschine.<br />

17 Eine Häuserzeile, Reihenhäuser einer Vorstadtsiedlung. Eines der<br />

Häuser ist eingestürzt. Oben auf den Trümmern spielt ein Streichquartett.<br />

Vor den Trümmerhaufen auf die Straße haben die Leute Tische gestellt. Sie<br />

hören zu, sind guter Dinge, trinken Wein. Etwas abseits, an einem<br />

Nebentisch sitzen halbverweste Tote <strong>und</strong> spielen Karten. Als einer von<br />

ihnen zu den Lebenden hinüberschaut, steht eine junge Frau auf, bringt<br />

ihnen Besteck <strong>und</strong> eine große Schüssel Nudelsalat.<br />

CHRIS SCHRAUFF 127

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