Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag
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Im Tunnel<br />
Nicht mehr zu sehen das Pärchen im Wagen <strong>und</strong> der kleine pomadisierte Alte.<br />
Verhalten sich absolut still. Sind sie überhaupt noch da? Das ist ja nicht<br />
auszuhalten! Ich springe auf. Geht das immer so langsam? Was ist denn hier los?<br />
Keine Antwort, niemand bewegt sich, diese Totengeduld! - Der blöde Wessi, denken<br />
die wahrscheinlich, wird schon stillhalten & resignieren lernen. Endlich ein<br />
Feuerzeugflämmchen - <strong>und</strong> Kichern. (Denke ja nicht dran!) Taste mich zum »Eingangsbereich«,<br />
versuche vergeblich, mit dem Taschenmesser den Schaltkasten für<br />
Licht <strong>und</strong> Heizung zu öffnen, verdammt.<br />
Sumpfblüten<br />
Kaum bin ich der Unterwelt erleichtert entschlüpft, langweilt mich die im<br />
Fahrradtempo nebenbeikriechende Abendvorstellung, <strong>und</strong> daß die verbreitete Ödnis<br />
nicht, wie es mir gelegentlich (wenn auch selten auf Reisen) unterläuft, Melancholie<br />
im Schlepp führt, erwehre ich mich dieser vorsorglich mit einer Prise Theorie <strong>und</strong><br />
beschließe, da gerade das Bahnhofsschild HÖNEBACH vorbeigezogen wird, der<br />
hiesigen Sprachlandschaft <strong>und</strong> den Wortwurzelfeldern auf die Spur zu kommen -<br />
also ziehe ich aus der Tasche die (inzwischen längst verramschte) Taschenbuchausgabe<br />
von<br />
Hans Bahlow, Deutschlands geographische Namenwelt,<br />
ein respektables Lexikon von 550 Seiten, - da wird doch Hönebach drinstehn?<br />
Hönebach, Höne, Höningen siehe Höhne, Hannover!<br />
also blättern ...<br />
Höhne: »Bei der Höhne« (nebst Hönau) nennt sich ein Moorort a. d. Oste b. Bremervörde.<br />
Dasselbe meint Höningen südl. Neuß, wie schon die Nachbarorte Broich <strong>und</strong> Gohr<br />
andeuten!<br />
Was deuten die an? Na, weiter:<br />
Vgl. auch Hönebach am Seuling (sul = Suhle).<br />
Ha, das ist es.<br />
Desgl. Hohne, Hönne(pel) usw. Siehe Hannover <strong>und</strong> Haune! Dazu Honebrink, -kamp i.W.<br />
Höing siehe Hungen!<br />
Scheint um Schlamm <strong>und</strong> Moor zu gehen - was steht eigentlich bei<br />
Hamburg, a. d. Unterelbe ...<br />
da wirds wohl liegen, oder?<br />
... auf noch heute erkennbarem morastigen Gr<strong>und</strong>e, das alte Hammaburg, enthält dasselbe<br />
verklungene Sumpf- <strong>und</strong> Moderwort ham wie der Moorfluß Hamme, nö. Bremen mit der<br />
Wümme in die Weser mündend, da wo auch die sinnverwandte prähistorische Lismona, Lesum<br />
mündet! Hammoor zw. Hamburg <strong>und</strong> Oldesloe bestätigt deutlich den Wortsinn!<br />
Danke, genügt. Ist ja schon ne feuchte Gegend, aber hier im Mittelgebirge? Wo sind<br />
wir gerade? Obersuhl? Suhl brauche ich wirklich nicht nachzuschlagen, aber das<br />
nächste auf der Karte, Gerstungen?:<br />
Gerstungen, a.d. Werra (an e. Bachmündung!) bezeugt dort einen verschw<strong>und</strong>enen Bachnamen<br />
Gersta, denn die N. auf -ungen sind durchweg Ableitungen von Bachnamen (siehe dazu<br />
Bahlow ...<br />
- zitiert sich selbst, <strong>und</strong> fett, das auch noch -<br />
... im Nd. Kbl. 1961).<br />
KLAUS BEHRINGER 147