Einhornjagd und Grillenfang.pdf - PoCul-Verlag
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mißfällt ihr, sie schüttelt sich, meine Kacheln fallen ab. Ich entschuldige<br />
mich <strong>und</strong> entfache zwischen ihren Beinen ein Feuer. Der Rauch, der ihr die<br />
Augen tränen läßt, mißfällt ihr, sie tritt das Feuer aus, steigt von ihrem<br />
Sockel <strong>und</strong> geht davon.<br />
10 Eine südliche Stadt. Durch enge, belebte Gassen führt ein alter<br />
Mann ein Einhorn. Ihm laufen Kinder hinterher, sie werfen mit Steinen.<br />
Jeder Stein, der das Einhorn trifft, verwandelt sich in einen Vogel. Der alte<br />
Mann fängt die Vögel, blendet sie mit einer Nadel <strong>und</strong> steckt sie in einen<br />
Holzkäfig, den er auf dem Rücken trägt. Die Vögel in dem Käfig singen.<br />
11 Ich gehe eine Straße entlang, aus der Stadt heraus. Hinter den<br />
letzten Häusern, auf der rechten Seite, ein Friedhof. Links Wiesen, voller<br />
Kühe. Ich will an diesem Friedhof vorbei, da öffnen sich Gräber, Tote<br />
steigen heraus. Sie kriechen auf mich zu, schauen mich an, fassen nach<br />
meinen Beinen, halten sich an mir fest, um sich aufzurichten. Ich helfe<br />
einem dieser Toten auf, stütze ihn <strong>und</strong> bringe ihn über die Straße zu den<br />
Kühen. Die anderen kriechen hinterher. Dort setze ich den einen unter eine<br />
Kuh, sofort beginnt er zu saugen. Die anderen machen es ihm nach. Ich<br />
schaue eine Weile zu, dann gehe ich weiter.<br />
12 Auf einem kahlen, kalten Berggipfel eine schöne stolze Frau in<br />
großer Garderobe. Sie lädt einen großen Stein in ihren Kinderwagen, fährt<br />
ihn hinunter ins Tal, in ihr Haus, in die Küche. Dort zerkleinert sie den<br />
Stein mit einem schweren Hammer, wirft die Brocken in einen Topf, kocht<br />
sie gar. Dann füttert sie den Mann, der am Küchentisch gewartet hat, mit<br />
Sand.<br />
13 Ich streife durch die Stadt, ich finde ein totes Mädchen. Ich ziehe<br />
ihr die Haut vom Leib, bringe diese nach Hause, nähe sie sorgfältig zu,<br />
dichte sie ab. Ich fülle sie mit Wein <strong>und</strong> hänge sie an einen Haken in der<br />
Decke. Prall <strong>und</strong> üppig hängt sie da, ich rücke mein Bett darunter, lege<br />
mich bequem hinein, nehme ihre große Zehe <strong>und</strong> trinke.<br />
CHRIS SCHRAUFF 126