Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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Regelstrukturen wird die Förderung der <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> den Bereichen Bildung<br />
<strong>und</strong> Arbeit als vorrangig angesehen.<br />
Die Fachstelle <strong>Integration</strong> <strong>Basel</strong> wurde mit der Umsetzung des Leitbildes<br />
beauftragt. Dem <strong>Integration</strong>sdelegierten steht e<strong>in</strong> Gremium zur Seite, das<br />
Interdepartementale Netzwerk <strong>Integration</strong> (INI), das sich aus den für<br />
<strong>Integration</strong>sfragen zuständigen Personen der entsprechenden Ämter zusammensetzt.<br />
Durch die <strong>in</strong>terdepartementale Zusammensetzung des Gremiums<br />
soll gewährleistet werden, dass die mit der <strong>Integration</strong>spolitik zusammenhängenden<br />
Fragen <strong>und</strong> Probleme <strong>in</strong> der Gesamtheit der Regelstrukturen<br />
berücksichtigt werden. In den folgenden Jahren wurde die Projektorganisation<br />
<strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ationsstruktur für die Umsetzung der<br />
<strong>Integration</strong>spolitik entwickelt <strong>und</strong> die geplanten Projekte wurden realisiert.<br />
Ausserdem wurde e<strong>in</strong> systematisches Controll<strong>in</strong>g entwickelt. Bei der<br />
Konzipierung der Politik <strong>in</strong> den folgenden Jahren kam dem Thema<br />
<strong>Integration</strong> weiterh<strong>in</strong> grosse Bedeutung zu (Regierungsrat des Kantons <strong>Basel</strong>-<br />
<strong>Stadt</strong> 2005b). Das wichtigste Gr<strong>und</strong>lagendokument – neben dem Handlungskonzept<br />
von 1999 – war der „Aktionsplan 2004-2007<br />
(Interdepartementales Netwerk <strong>Integration</strong> (INI) 2004)“. 14 Dar<strong>in</strong> wurden auch<br />
die Schwerpunkte zur Förderung der <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> der zweiten<br />
Legislaturperiode festgelegt, die die Aspekte Begegnung, Öffnung der<br />
Institutionen, Information, Innovation <strong>und</strong> Kooperation umfassten.<br />
Auf der legislativen Ebene stellte die Verabschiedung des <strong>Integration</strong>sgesetzes<br />
e<strong>in</strong>en Meilenste<strong>in</strong> dar. Am 12. September 2001 hatte der Grosse Rat<br />
e<strong>in</strong>en ersten parlamentarischen Vorstoss, „den Anzug Jan Goepfert <strong>und</strong><br />
Konsorten“, der für e<strong>in</strong>e bessere <strong>Integration</strong> der ausländischen Wohnbevölkerung<br />
plädierte, abgeschrieben. Im Mai 2003 wurde schliesslich e<strong>in</strong><br />
neuer „Anzug Jan Goepfert <strong>und</strong> Konsorten“, bei dem es um den Erlass e<strong>in</strong>es<br />
Gesetzes zur <strong>Integration</strong> von Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländern g<strong>in</strong>g, stehen<br />
gelassen. Der Regierungsrat hatte dem Grossen Rat die geme<strong>in</strong>same<br />
Erarbeitung e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>sgesetzes mit <strong>Basel</strong>-Landschaft <strong>in</strong> Aussicht<br />
gestellt. Dort wurde im September 2001 die „Motion Bruno Krähenbühl“, <strong>in</strong><br />
der die Ausarbeitung e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>sgesetzes gefordert wurde, vom<br />
Landrat überwiesen. Aufgr<strong>und</strong> der beschriebenen Situation erarbeiteten das<br />
Sicherheitsdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> die Justiz-, Polizei- <strong>und</strong><br />
Militärdirektion <strong>Basel</strong>land e<strong>in</strong>en Vernehmlassungsentwurf.<br />
14 Mit dem Kanton <strong>Basel</strong>-Landschaft besteht seit der E<strong>in</strong>setzung des Delegierten e<strong>in</strong>e<br />
enge Zusammenarbeit sowohl <strong>in</strong> der Umsetzung der <strong>Integration</strong>smassnahmen als auch<br />
<strong>in</strong> der strategischen Planung. Seit Januar 2004 prüfen <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Basel</strong>-<br />
Landschaft alle <strong>Integration</strong>sprojekte systematisch geme<strong>in</strong>sam <strong>und</strong> steuern sie seit<br />
Sommer 2004 auch durch e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Controll<strong>in</strong>g.<br />
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Das <strong>Integration</strong>sgesetz sollte gezielt zum persönlichen <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />
Erfolg der e<strong>in</strong>heimischen <strong>und</strong> zugezogenen Bevölkerung beitragen. Auf der<br />
Basis der rechtsstaatlichen Ordnung <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere deren Gr<strong>und</strong>werten<br />
sollte damit e<strong>in</strong> „gedeihliches“ <strong>und</strong> von gegenseitigem Respekt geprägtes<br />
Zusammenleben zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />
gefördert werden <strong>und</strong> der <strong>Migration</strong>sbevölkerung Chancengleichheit garantiert<br />
werden. Dieses Gesetz basierte auf dem Pr<strong>in</strong>zip „Fördern <strong>und</strong> Fordern“<br />
<strong>und</strong> legte den Schwerpunkt auf den Spracherwerb. Die Kantone <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>wohnergeme<strong>in</strong>den sollten bei der Erfüllung ihrer Aufgaben die <strong>Integration</strong>sziele<br />
berücksichtigen <strong>und</strong> günstige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen im H<strong>in</strong>blick<br />
auf e<strong>in</strong> gedeihliches Zusammenleben zwischen der e<strong>in</strong>heimischen <strong>und</strong><br />
der ausländischen Bevölkerung herstellen. Ausserdem wurden die Kantone<br />
zu e<strong>in</strong>er aktiven Anti-Diskrim<strong>in</strong>ierungsarbeit, die sich sowohl auf E<strong>in</strong>heimische<br />
als auch auf Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten beziehen sollte,<br />
verpflichtet.<br />
Im Gesetzesentwurf wurde die bisher verfolgte <strong>Integration</strong>spolitik <strong>und</strong> die<br />
erfolgreiche Kooperation zwischen den beiden <strong>Basel</strong> festgehalten. Die<br />
Organisationsstruktur wurde im Interesse der Flexibilität nur rudimentär<br />
geregelt, explizit über die Steuerung (Controll<strong>in</strong>g) <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation. Die<br />
Kantone gewährten f<strong>in</strong>anzielle Zuschüsse, die mit den E<strong>in</strong>wohnergeme<strong>in</strong>den,<br />
dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> mit Dritten abgestimmt wurden. Ausserdem sollte e<strong>in</strong>e<br />
Evaluation über die Wirksamkeit der Fördermassnahmen erfolgen. Die<br />
Bevölkerung sollte über die <strong>Integration</strong>spolitik, die Situation der<br />
E<strong>in</strong>heimischen <strong>und</strong> der Migranten sowie über die Ergebnisse der Evaluation<br />
<strong>in</strong>formiert werden <strong>und</strong> die Zugezogenen über die Schweizer<br />
Lebensbed<strong>in</strong>gungen, die gesellschaftlichen Regeln sowie über ihre Rechte<br />
<strong>und</strong> Pflichten aufgeklärt werden. Das Gesetz war auf die tatsächliche <strong>und</strong> die<br />
absehbare Situation <strong>und</strong> somit auf e<strong>in</strong>en mittelfristigen Zeitraum<br />
ausgerichtet. Diese schrittweise Vorgehensweise verdeutlicht die Bereitschaft<br />
der zuständigen Stellen, die <strong>Integration</strong>spolitik pragmatisch <strong>und</strong> dynamisch<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Seit dem In-Kraft-Treten des <strong>Integration</strong>sgesetzes im Januar 2008 steht se<strong>in</strong>e<br />
Umsetzung im Mittelpunkt der politischen Bemühungen. Im Bereich der<br />
spezifischen <strong>Integration</strong>sförderung hat das Pilotprojekt „<strong>Integration</strong>svere<strong>in</strong>barungen“<br />
Priorität. Inzwischen s<strong>in</strong>d ebenfalls die Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />
Sprachförderkonzepts <strong>und</strong> der Aufbau e<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ationsstelle für<br />
Erwachsenenbildung erfolgt. In den Regelstrukturen richten sich die<br />
<strong>Integration</strong>sbemühungen vor allem auf die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> auf den Ausbau der Sprachförderung im Vorschulalter.<br />
In personeller H<strong>in</strong>sicht lässt sich bei der <strong>Integration</strong>spolitik der des Kantons<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> das Bemühen um Kont<strong>in</strong>uität erkennen. Anfang 2009 wurde der<br />
langjährige <strong>Integration</strong>sdelegierte Thomas Kessler zum Leiter der Abteilung<br />
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