Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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1 E<strong>in</strong>leitung<br />
1.1 Ausgangslage<br />
Im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> wird seit elf Jahren e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der gesamten Schweiz<br />
stark beachtete <strong>Integration</strong>spolitik verfolgt, deren <strong>in</strong>tegrationspolitische<br />
Richtl<strong>in</strong>ien zum Teil sowohl von anderen Kantonen als auch vom B<strong>und</strong><br />
selbst übernommen wurden. Wichtige Träger dieser <strong>Integration</strong>spolitik s<strong>in</strong>d<br />
neben der kantonalen Stelle für <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Anti-Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
(<strong>Integration</strong> <strong>Basel</strong>) die Christoph Merian Stiftung <strong>und</strong> die Gesellschaft für<br />
das Gute <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>nützige (GGG) <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>. Diese drei Akteure haben das<br />
Schweizerische Forum für <strong>Migration</strong>s- <strong>und</strong> Bevölkerungsstudien (SFM)<br />
damit beauftragt, e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme für den Bereich <strong>Integration</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Migration</strong> vorzunehmen. Dabei g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong>sbesondere um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung,<br />
an welchem Punkt sich die <strong>Integration</strong>spolitik des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> elf<br />
Jahre nach Verabschiedung des regierungsrätlichen Leitbildes (1999)<br />
bef<strong>in</strong>det. Diese im vorliegenden Bericht festgehaltene Standortbestimmung<br />
beruht auf e<strong>in</strong>er Analyse der verfügbaren Statistiken zur Situation der<br />
Migrantenbevölkerung im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, e<strong>in</strong>er Dokumentenanalyse<br />
<strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>er Reihe von Interviews <strong>und</strong> Fokusgruppengesprächen.<br />
Die drei Auftraggeber der Studie g<strong>in</strong>gen bei der Ausschreibung des Mandats<br />
von der Annahme aus, dass sich <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren die Partizipation<br />
der Immigrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Immigranten am wirtschaftlichen, sozialen <strong>und</strong><br />
kulturellen Leben <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich verbessert hat <strong>und</strong> dass diese<br />
positiven Veränderungen <strong>unter</strong> anderem auf die <strong>in</strong>tegrationspolitischen<br />
Bemühungen des Kantons zurückzuführen s<strong>in</strong>d. Zwar s<strong>in</strong>d sich die Akteure<br />
bewusst, dass e<strong>in</strong> Teil der Migrantenbevölkerung von den zur Verfügung<br />
gestellten Angeboten nur ungenügend erreicht wurde, doch <strong>in</strong>sgesamt fällt<br />
die Bilanz positiv aus. Diese positive Bewertung der <strong>in</strong>tegrationspolitischen<br />
Akteure steht <strong>in</strong> Widerspruch zur aktuellen politischen Debatte <strong>und</strong> zu den<br />
Medienberichten. Die im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ausserordentlich knapp erfolgte<br />
Ablehnung der Anti-M<strong>in</strong>arett<strong>in</strong>itiative <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e im Schweizer Fernsehen <strong>in</strong><br />
der Sendung DOK ausgestrahlte „hetzerische“ Predigt (03.04.2010), die <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Basler Moschee stattgef<strong>und</strong>en haben soll, deuten e<strong>in</strong>ige Politiker,<br />
Journalisten sowie „bloggende“ Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger als Ausdruck des<br />
Scheiterns der <strong>Integration</strong>spolitik <strong>Basel</strong>s.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieser stark polarisierten Debatte soll der vorliegende<br />
Bericht durch die Darstellung des aktuellen „Ist-Zustandes“ <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag zur Versachlichung der Diskussion leisten. Dies soll über die<br />
Analyse relevanter statistischer Zahlen zur Migrantenbevölkerung sowie<br />
e<strong>in</strong>en Überblick über die gesamten <strong>in</strong>tegrationspolitischen Massnahmen<br />
erfolgen. Die statistischen Angaben zur Migrantenbevölkerung lassen deut-<br />
14<br />
lich die zunehmende Heterogenität der <strong>in</strong>tegrationspolitischen „Zielgruppe“<br />
erkennen, <strong>in</strong> der sich u.a. hoch qualifizierte Mitarbeiter der Pharma<strong>in</strong>dustrie<br />
aus Drittstaaten bef<strong>in</strong>den wie auch seit Jahrzehnten ansässige <strong>und</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />
„alternde“ Südeuropäer, traumatisierte Schutzsuchende aus Kriegsgebieten,<br />
ambitionierte <strong>und</strong> leistungsorientierte „Secondos <strong>und</strong> Secondas“ sowie<br />
nachgezogene Familienangehörige. Die Behörden des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
stehen daher vor der grossen Herausforderung, e<strong>in</strong>e <strong>Integration</strong>spolitik zu<br />
formulieren, die auf die gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>unter</strong>schiedlichen Bedürfnisse der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Migrantengruppen Rücksicht nimmt. Die Vielfalt der <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren entwickelten <strong>in</strong>tegrationspolitischen Massnahmen machen die<br />
Bemühungen der Behörden deutlich, diesem Anspruch gerecht zu werden. In<br />
dem vorliegenden Bericht sollen diese Massnahmen möglichst vollständig<br />
zusammengetragen <strong>und</strong> ihr Beitrag zur „<strong>Integration</strong>“ der Migrantenbevölkerung<br />
mit Hilfe von Experten<strong>in</strong>terviews <strong>und</strong> statistischen Indikatoren<br />
bewertet werden.<br />
In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt sollen <strong>in</strong> diesem Beitrag die zukünftigen<br />
<strong>in</strong>tegrationspolitischen Herausforderungen eruiert <strong>und</strong> der daraus resultierende<br />
Handlungsbedarf festgestellt werden. E<strong>in</strong> bei Prof. P. Wanner an der<br />
Universität Genf <strong>in</strong> Auftrag gegebenes demografisches Gutachten <strong>und</strong> die<br />
bereits vorliegenden Bevölkerungsprognosen s<strong>in</strong>d der Ausgangspunkt für<br />
e<strong>in</strong>e Zusammenstellung der wichtigsten zukünftigen Herausforderungen der<br />
<strong>Integration</strong>spolitik. Zur Verdeutlichung des zukünftigen Handlungsbedarfs<br />
werden die wichtigsten bei der Analyse der aktuellen Situation zum<br />
Vorsche<strong>in</strong> gekommenen Lücken im heutigen Dispositiv aufgezeigt <strong>und</strong><br />
Überlegungen angestellt, welche Auswirkungen die demografischen Herausforderungen<br />
auf die zukünftige <strong>Integration</strong>spolitik haben werden.<br />
1.2 Vorgehen<br />
Für den vorliegenden Bericht wurde e<strong>in</strong>e grosse Anzahl von verschiedenen<br />
Quellen konsultiert. Zunächst wurde die bereits vorhandene Literatur zur<br />
<strong>Integration</strong>spolitik des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, die aus wissenschaftlichen<br />
Texten, Forschungsberichten, Verwaltungsberichten <strong>und</strong> Zeitungsartikeln<br />
zum Themenbereich <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> besteht, zusammengetragen<br />
<strong>und</strong> ausgewertet. In dieser ersten Phase wurden auch die Politikdokumente<br />
zur <strong>Integration</strong>sförderung <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> gesichtet <strong>und</strong> die entsprechenden<br />
Statistiken gesammelt. E<strong>in</strong> weiteres Ziel <strong>in</strong> dieser Phase bestand dar<strong>in</strong>, die<br />
wichtigen Akteure im Bereich <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> ausf<strong>in</strong>dig zu<br />
machen, wobei sich die Datenbank <strong>Integration</strong> BS/BL als hilfreiches<br />
Instrument zur Identifizierung der wichtigsten Projekte <strong>und</strong> Partner <strong>in</strong> der<br />
Region <strong>Basel</strong> erwies.<br />
In der zweiten Phase der Studie standen die Experten<strong>in</strong>terviews im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
In Absprache mit den Auftraggebern wurde e<strong>in</strong>e Liste mit potenziel-<br />
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