Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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gegriffen – die <strong>in</strong>terkulturelle Schulung der Mitarbeitenden durch das<br />
Programm KIS <strong>und</strong> die GGG-Informationsmodule. 33<br />
4.3.1 K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Sensibilisierung (KIS)<br />
„<strong>Integration</strong> <strong>Basel</strong>“ <strong>in</strong>itiierte <strong>in</strong> der Verwaltung der des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
die Umsetzung des KIS Programms, das Verwaltungsangestellte im Umgang<br />
mit der Migrantenbevölkerung schulen <strong>und</strong> <strong>unter</strong>stützen soll. Es wurde <strong>in</strong><br />
mehreren Schritten realisiert. Zunächst wurde das Beratungsbüro<br />
„Difference“ damit beauftragt, e<strong>in</strong>e empirische Vorstudie zum Umgang mit<br />
Diversität <strong>in</strong> der Verwaltung durchzuführen. In dieser Vorstudie wurden<br />
sowohl die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter der betroffenen Behörden als<br />
auch die <strong>in</strong> regelmässig <strong>in</strong> Kontakt zur Migrantenbevölkerung stehende<br />
Klientel verschiedener Behörden befragt. Die Studie zeigt auf, welche<br />
staatlichen Stellen am häufigsten Kontakt zur Migrantenbevölkerung haben<br />
<strong>und</strong> wo dabei Probleme <strong>in</strong> der Interaktion auftreten. Es zeigte sich, dass<br />
Zeitdruck, Sprachprobleme, fehlende Informationen über bestimmte<br />
K<strong>und</strong>engruppen <strong>und</strong> Unsicherheit h<strong>in</strong>sichtlich der rechtlichen Situation der<br />
Klienten zu Problemen im Umgang mit Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten führen<br />
(Doetsch 2004: 11ff.). Diese Probleme spiegeln sich auch bei vielen<br />
Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten wider, die sich schlecht beraten <strong>und</strong><br />
ungenügend <strong>in</strong>formiert fühlten.<br />
Im Anschluss an die Vorstudie wurden <strong>in</strong> den Ämtern<br />
Weiterbildungsveranstaltungen für Verwaltungsangestellte <strong>in</strong> „K<strong>und</strong>enorientierung<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>terkultureller Sensibilisierung (KIS)“ durchgeführt, bei<br />
denen sie über die spezifischen Bedürfnisse der Klientel mit<br />
<strong>Migration</strong>sh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> aufgeklärt wurden. Diese Weiterbildungsveranstaltungen<br />
verfolgten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Ziel, Vorurteile <strong>und</strong> Unsicherheit im<br />
Umgang mit e<strong>in</strong>er spezifischen K<strong>und</strong>engruppe abzubauen. In den meisten der<br />
<strong>in</strong> dieser Studie befragten staatlichen Stellen s<strong>in</strong>d KIS-Schulungen<br />
durchgeführt worden. Die dazu befragten Experten schätzten den Nutzen <strong>und</strong><br />
die Qualität der KIS-Schulungen <strong>unter</strong>schiedlich e<strong>in</strong>, wobei betont werden<br />
muss, dass die betroffenen Stellen <strong>unter</strong>schiedliche Ausgangspunkte hatten<br />
(Interviews 2, 5, 9). So hatten e<strong>in</strong>ige Behörden bereits vor dieser<br />
Weiterbildung Veranstaltungen zum Umgang mit Vielfalt <strong>und</strong> zur<br />
33 <strong>Integration</strong> <strong>Basel</strong> hat zudem <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Fachpersonen Anlässe zu verschiedenen<br />
Themen konzipiert, organisiert <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziert. Die Anlässe widmeten sich<br />
den folgendne Themen: Verkehr (2004), Ges<strong>und</strong>heit von K<strong>in</strong>dern im Vorschulalter,<br />
Frau <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (2006), Stark durch Erziehung (2007), Ehe <strong>und</strong> Partnerschaft<br />
(2010).<br />
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<strong>in</strong>terkulturellen Kommunikation durchgeführt, während KIS bei anderen<br />
Stellen e<strong>in</strong>en Prozess der „Bewusstse<strong>in</strong>sschärfung“ auslöste.<br />
4.3.2 GGG-Informationsmodule<br />
Die GGG-Informationsmodule richten sich nicht wie das oben vorgestellte<br />
Programm an Verwaltungsangestellte, sondern direkt an Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Migranten. Sie wollen zur besseren Information <strong>und</strong> Aufklärung der<br />
<strong>Migration</strong>sbevölkerung beitragen. Die Migrantenvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
können bei der GGG-Ausländerberatung e<strong>in</strong> Informationsmodul ihrer Wahl<br />
„buchen“. Vor allem im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Erziehungsbereich werden<br />
zahlreiche Module angeboten wie etwa zum Schulsystem, zum<br />
Berufsbildungssystem, zur Zahnhygiene, zu HIV/Aids, zu Sucht, zur<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>in</strong> der Schweiz oder zu Erziehungsfragen. In anderen<br />
Modulen werden das <strong>Integration</strong>sförderangebot <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>, die<br />
<strong>Integration</strong>svere<strong>in</strong>barungen oder die E<strong>in</strong>bürgerungspraxis <strong>in</strong> der Schweiz<br />
vorgestellt. E<strong>in</strong> spezifisch für Frauen konzipiertes Modul vermittelt<br />
Hilfestellungen für den Umgang mit häuslicher Gewalt. E<strong>in</strong>e weitere Gruppe<br />
von Modulen befasst sich mit rechtlichen Fragen, die sich im Bereich des<br />
Miet- oder Arbeitsrechts ergeben können.<br />
Die Referent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Referenten, zumeist Kantonsangestellte <strong>in</strong> den<br />
zuständigen Fachstellen, <strong>in</strong>formieren die Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten<br />
entweder <strong>in</strong> ihren Kulturvere<strong>in</strong>en oder <strong>in</strong> der zuständigen Behörde über das<br />
geltende Recht <strong>und</strong> über für sie eventuell <strong>in</strong> Frage kommende <strong>und</strong> gut<br />
funktionierende Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Bereich. E<strong>in</strong> Grossteil der<br />
Behörden verlangt ke<strong>in</strong> Honorar für die Durchführung dieser<br />
Informationsveranstaltungen. Wenn die Deutschkenntnisse der Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer nicht ausreichen, um die Informationen auf Deutsch<br />
verstehen zu können, werden <strong>in</strong>terkulturelle Vermittler<strong>in</strong>nen oder Vermittler<br />
e<strong>in</strong>geschaltet. E<strong>in</strong>ige Module können aber auch nach Absprache mit der<br />
GGG-Ausländerberatung <strong>in</strong> den häufigsten „Herkunftssprachen“ organisiert<br />
werden. Diese Informationsmodule stossen bei den Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Migranten – laut der GGG-Ausländerberatung – auf grosses Interesse <strong>und</strong><br />
werden auch von den Migrantenvere<strong>in</strong>en sehr geschätzt, weil sie zur besseren<br />
Information ihrer Landsleute beitragen (Interviews, 10, 23, 24). Sowohl die<br />
<strong>in</strong>terviewten Migrantenvere<strong>in</strong>e als auch die verschiedenen Behörden kannten<br />
diese Module <strong>und</strong> gaben an, daran teilgenommen zu haben.<br />
4.4 Anti-Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
Die Umsetzung der Chancengleichheit setzt voraus, dass alle Personen –<br />
unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Herkunft – vor dem Gesetz<br />
gleich behandelt werden. Diskrim<strong>in</strong>ierung ist gemäss dieser Logik mit<br />
Chancengleichheit bzw. <strong>Integration</strong> nicht vere<strong>in</strong>bar, da sie e<strong>in</strong> Ausdruck des<br />
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