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Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...

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Kosten (ca. 43 Millionen Franken) verb<strong>und</strong>en gewesen wären (Regierungsrat<br />

des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 2009a).<br />

E<strong>in</strong>e weitere Frage, die auf der strukturellen Ebene noch offen ist, bezieht<br />

sich darauf, wie e<strong>in</strong> qualifiziertes Betreuungsprogramm sichergestellt werden<br />

kann, solange der Staat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Zusammensetzung der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> den Krippen, Spielgruppen etc. nehmen kann. Sowohl wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse als auch Erfahrungen aus der Praxis zeigen deutlich, dass e<strong>in</strong>e<br />

gute „Durchmischung“ von entscheidender Bedeutung für e<strong>in</strong>e qualitativ<br />

hochwertige Betreuung ist (Lanfranchi <strong>und</strong> Schrottmann 2004). E<strong>in</strong> Experte<br />

wies <strong>in</strong> diesem Zusammenhang darauf h<strong>in</strong>, dass der Erwerb der deutschen<br />

Sprache langsamer erfolgt, wenn e<strong>in</strong>e Betreuungse<strong>in</strong>richtung ausschliesslich<br />

von fremdsprachigen K<strong>in</strong>dern besucht wird. Es gilt daher zu vermeiden, dass<br />

die E<strong>in</strong>richtungen (Tagesheime <strong>und</strong> Spielgruppen) mit Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

zu „Ghetto-Spielgruppen“ werden (Interview 18).<br />

Zur abschliessenden Beurteilung der Basler Politik im Frühbereich muss die<br />

längerfristige Umsetzung der Massnahmen abgewartet werden. Zurzeit<br />

existiert e<strong>in</strong> viel versprechendes Frühförderkonzept, dessen Umsetzung<br />

allerd<strong>in</strong>gs erst <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen steckt.<br />

5.2 Obligatorische Schule<br />

Das Schulsystem des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> hat <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von Reformen erlebt. Es ist absehbar, dass auch die kommenden<br />

Jahre von Reformen geprägt se<strong>in</strong> werden, weil der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> zur<br />

Umsetzung des Harmos-Konkordats bzw. des Bildungsraums Nordwestschweiz<br />

e<strong>in</strong>ige grössere Veränderungen <strong>in</strong> Angriff nehmen muss. E<strong>in</strong>e<br />

Eigenheit des baslerischen Schulsystems besteht dar<strong>in</strong>, dass die Primarschule<br />

nur vier Jahre umfasst, während das Harmos-Konkordat bzw. der<br />

Bildungsraum Nordwestschweiz e<strong>in</strong>e Dauer von sechs Jahren vorschreiben.<br />

Auch die Orientierungsschule (OS) <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, die die Schuljahre 5 bis 7<br />

umfasst, ist <strong>in</strong> der Deutschschweiz e<strong>in</strong>zigartig. Aufgr<strong>und</strong> der anstehenden<br />

strukturellen Veränderungen des Schulsystems sieht der Regierungsrat vor,<br />

dass sowohl die OS als auch die Weiterbildungsschule (WBS) e<strong>in</strong>er<br />

dreijährigen Sek<strong>und</strong>arstufe mit drei Leistungszweigen weichen müssen. Das<br />

vierjährige Gymnasium, das bisher mit der 9. Klasse begann, wird nach der<br />

Umstellung erst nach dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit e<strong>in</strong>setzen.<br />

Die Vorlage zur Umstrukturierung des Schulsystems wurde gleichzeitig auch<br />

90<br />

dem Landrat des Kantons <strong>Basel</strong>land vorgelegt <strong>in</strong> der Hoffnung, dass die<br />

beiden Kantone den Systemwechsel parallel vollziehen. 42<br />

E<strong>in</strong> weiteres Ziel der Reform ist die Umstellung auf „<strong>in</strong>tegrative“<br />

Lernformen, die beispielsweise auf der OS-Stufe die Abschaffung der<br />

Kle<strong>in</strong>klassen vorsieht. In diesem Kontext stellt die Zunahme der<br />

fremdsprachigen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler e<strong>in</strong>e weitere Herausforderung für<br />

das Schulsystem des Kantons dar. Denn die E<strong>in</strong>führung der „<strong>in</strong>tegrativen“<br />

Schulformen <strong>und</strong> die <strong>Migration</strong> führen zu e<strong>in</strong>er zunehmenden Heterogenität<br />

<strong>in</strong> den Schulen. Um dennoch die Chancengleichheit aller Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schüler zu gewährleisten, wurde vom Kanton e<strong>in</strong>e grosse Anzahl von Stütz-<br />

<strong>und</strong> Fördermassnahmen erlassen.<br />

5.2.1 E<strong>in</strong>ige Kennzahlen zu den basel-städtischen Schulen<br />

Bei e<strong>in</strong>er Analyse der Statistiken h<strong>in</strong>sichtlich der Daten zu Basler Schulen<br />

fällt auf, dass die kulturelle Heterogenität der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong><br />

zwei verschiedenen Kategorien festgehalten wird. In der ersten Kategorie<br />

werden die Schüler nach „Heimat“ aufgeschlüsselt, also nach ihrer<br />

Nationalität. In e<strong>in</strong>er anderen Kategorie werden sie dagegen nach ihrer<br />

„Muttersprache“ <strong>unter</strong>schieden. In den Gesprächen betonten die Schulleiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schulleiter, dass sie die Klassene<strong>in</strong>teilung aufgr<strong>und</strong> der<br />

Muttersprachestatistiken vornehmen, da diese aussagekräftiger für die<br />

Klassene<strong>in</strong>teilung seien als die Angabe der Nationalität (Interview 3).<br />

Aus den Statistiken wird ersichtlich, dass 38% der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

<strong>in</strong> den Primarschulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong> im Schuljahr 2008 ausländischer<br />

Herkunft waren, während <strong>in</strong> den beiden Landgeme<strong>in</strong>den Riehen <strong>und</strong><br />

Bett<strong>in</strong>gen nur 6% K<strong>in</strong>der ausländischer Herkunft die Primarschule besuchten.<br />

Laut dieser Daten bef<strong>in</strong>den sich die Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizer im<br />

Schulsystem von <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> deutlich <strong>in</strong> der Mehrzahl. Nimmt man aber<br />

stattdessen die Muttersprachestatistiken zur Hand, ergibt sich, dass nur e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>derheit von 47% angibt, deutscher Muttersprache zu se<strong>in</strong>. Die anderen<br />

K<strong>in</strong>der geben e<strong>in</strong>e andere Sprache als Muttersprache an. Laut e<strong>in</strong>er NFP-51<br />

Studie sprechen die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mehr als 56 Sprachen (Delli<br />

<strong>und</strong> Dah<strong>in</strong>den 2005: 156), wobei die am meisten gesprochenen Sprachen <strong>in</strong><br />

den Basler Schulen Türkisch, Albanisch <strong>und</strong> Südslawisch, d.h. Serbisch,<br />

Kroatisch, Bosnisch <strong>und</strong> Mazedonisch s<strong>in</strong>d.<br />

Auf der OS-Stufe ist das Verhältnis zwischen deutsch- <strong>und</strong> fremdsprachigen<br />

K<strong>in</strong>dern ziemlich ausgeglichen. Allerd<strong>in</strong>gs ist auffällig, dass be<strong>in</strong>ahe dreimal<br />

42 http://www.medienmitteilungen.bs.ch/pr<strong>in</strong>t/2009-12-21-rrbsbl-001.htm<br />

(konsultiert, 01.03.2010).<br />

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