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Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...

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Türken sowie die Ex-Jugoslawen s<strong>in</strong>d im Kader <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Gruppe der<br />

Angestellten ohne Kaderfunktion deutlich <strong>unter</strong>vertreten. Die Deutschen<br />

machen e<strong>in</strong>en Grossteil der Angestellten mit Kaderfunktion aus, woh<strong>in</strong>gegen<br />

die Italiener <strong>und</strong> Spanier <strong>in</strong> der Kategorie der Angestellten ohne<br />

Kaderfunktion stark vertreten s<strong>in</strong>d.<br />

Es liegen ke<strong>in</strong>e kantonalen Auswertungen zur beruflichen Stellung der<br />

Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer vor. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird an dieser Stelle<br />

auf die gesamtschweizerischen SAKE-Daten zurückgegriffen, die belegen,<br />

dass die Erwerbstätigen aus Nord- <strong>und</strong> Westeuropa oft als Führungskräfte<br />

oder <strong>in</strong> akademischen Berufen arbeiten. Arbeitskräfte aus der Türkei, dem<br />

ehemaligen Jugoslawien <strong>und</strong> Südeuropa s<strong>in</strong>d dagegen vermehrt <strong>in</strong><br />

handwerklichen Berufen anzutreffen. Die Erwerbstätigen aus dem<br />

Westbalkan <strong>und</strong> der Türkei s<strong>in</strong>d sehr oft als Fabrikarbeiter oder Hilfsarbeitskräfte<br />

tätig (Rausa <strong>und</strong> Reist 2008: 40). Hier muss darauf verwiesen<br />

werden, dass sich die Staatsangehörigen aus Drittstaaten oft <strong>in</strong> Stellen<br />

bef<strong>in</strong>den, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen, weil ihre Diplome <strong>und</strong><br />

Abschlüsse nicht anerkannt werden. Die SAKE-Daten belegen auch, dass<br />

Teilzeitarbeit e<strong>in</strong> Phänomen ist, das <strong>unter</strong> den Schweizer<strong>in</strong>nen die grösste<br />

Verbreitung f<strong>in</strong>det. Die ausländische Wohnbevölkerung arbeitet entweder<br />

Vollzeit oder mit e<strong>in</strong>em hohen Teilzeitpensum (50%-89%) (B<strong>und</strong>esamt für<br />

Statistik 2010b: 9).<br />

Der Kennzahlenbericht <strong>Integration</strong> des Statistischen Amtes stellt fest, dass<br />

der E<strong>in</strong>kommens<strong>unter</strong>schied zwischen <strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausländischer Bevölkerung<br />

seit 1997 leicht zugenommen hat. Die Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer haben<br />

e<strong>in</strong> um ca. 20% niedrigeres Äquivalenz-E<strong>in</strong>kommen (Grillon <strong>und</strong> Thommen<br />

2008: 34). Das BFS betont, dass die Unterschiede im Lohnniveau wesentlich<br />

von der Branche <strong>und</strong> von der Anwesenheitsbewilligung der Ausländer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Ausländer abhängen. So weisen beispielsweise die Personen mit C-<br />

Aufenthaltsbewilligungen <strong>und</strong> die Grenzgänger Löhne auf, die sich denen der<br />

Schweizer annähern, während die Personen mit Kurzaufenthalter- <strong>und</strong><br />

Aufenthalter-Bewilligungen signifikant weniger verdienen (Rausa <strong>und</strong> Reist<br />

2008: 48). Die BFS-Zahlen zeigen auch, dass die Lohnentwicklungen <strong>in</strong> den<br />

verschiedenen Branchen sehr <strong>unter</strong>schiedlich s<strong>in</strong>d.<br />

Die Studie zur Armut <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, die auf Daten der Steuerverwaltung des<br />

Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> beruht, zeigt, dass die Höhe des E<strong>in</strong>kommens je nach<br />

Herkunft variiert. Die E<strong>in</strong>kommen der Personen aus den deutschsprachigen<br />

Nachbarländern <strong>und</strong> aus Nordamerika sowie Ozeanien s<strong>in</strong>d höher als die<br />

E<strong>in</strong>kommen der Schweizer Referenzbevölkerung. Die E<strong>in</strong>kommen der<br />

anderen Nationalitätengruppen liegen dagegen <strong>unter</strong> den Werten der<br />

Referenzbevölkerung, wobei Personen aus den Balkanländern <strong>und</strong> der Türkei<br />

e<strong>in</strong> signifikant niedrigeres Durchschnittse<strong>in</strong>kommen aufweisen (Dubach et al.<br />

2010). Viele Angehörige der letztgenannten Nationalitäten gehören zur<br />

118<br />

Gruppe der „Work<strong>in</strong>g Poor“, die ihren Lebens<strong>unter</strong>halt trotz Erwerbse<strong>in</strong>kunft<br />

nicht decken können. Aus diesen Zahlen errechnet die Armutsstudie, dass die<br />

Armutsgefährdung bei den Personen aus der Türkei, dem Westbalkan,<br />

Late<strong>in</strong>amerika <strong>und</strong> Afrika sehr viel höher ist als bei den übrigen<br />

Nationalitäten (Dubach et al. 2010).<br />

Insgesamt gesehen zeigen die statistischen Indikatoren, dass die<br />

Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten vergleichsweise genau so häufig arbeiten wie<br />

die schweizerische Wohnbevölkerung, woraus der Schluss gezogen werden<br />

kann, dass sie <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. Doch muss hier auf grosse<br />

Unterschiede verwiesen werden. Auf der e<strong>in</strong>en Seite bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der<br />

Schweiz Personen aus den „neuen“ E<strong>in</strong>wanderungsländern (USA, West-,<br />

Nordeuropa), die gut bezahlte Stellen mit hohen Anforderungen besetzen.<br />

Auf der anderen Seite bef<strong>in</strong>den sich aber auch Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten<br />

aus der Türkei <strong>und</strong> dem ehemaligen Jugoslawien auf dem Schweizer<br />

Arbeitsmarkt, die <strong>in</strong> schlecht bezahlten Stellen mit e<strong>in</strong>em niedrigen<br />

Anforderungsprofil arbeiten. Die Südeuropäer, die seit vielen Jahren <strong>in</strong> der<br />

Schweiz wohnen, <strong>und</strong> die dort oft auch e<strong>in</strong>e Ausbildung absolviert haben,<br />

positionieren sich zwischen diesen beiden Gruppen.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die ausländische<br />

Wohnbevölkerung e<strong>in</strong>en grossen Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung<br />

ausmacht. Sie trägt also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen Ausmass zur wirtschaftlichen<br />

Prosperität des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> bei. Gleichzeitig machen die Ausländer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Ausländer ebenfalls e<strong>in</strong>en grossen Teil der erwerbslosen Personen<br />

aus, wie die folgenden Zahlen illustrieren.<br />

6.1.2 Erwerbslosigkeit<br />

Laut der SAKE-Befragung 2009 beträgt der Anteil der Nichterwerbstätigen<br />

bei den Männern schweizweit 24.6% <strong>und</strong> bei den Frauen 38.2%. Die<br />

Nichterwerbsquote ist bei den Frauen höher als bei den Männern. Dieser<br />

Unterschied erklärt sich dadurch, dass Frauen aufgr<strong>und</strong> der Betreuung von<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Pflegebedürftigen häufiger als die Männer auf die Ausübung<br />

e<strong>in</strong>er Erwerbsarbeit verzichten. Der Anteil der Frauen, die auf e<strong>in</strong>e<br />

Erwerbstätigkeit verzichten, ist bei den Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer<strong>in</strong>nen<br />

mit 62% bzw. 61% ungefähr gleich hoch. Die Rentner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Rentner<br />

sowie die Auszubildenden (Schüler <strong>und</strong> Studierende) machen e<strong>in</strong>en grossen<br />

Anteil der Nichterwerbsbevölkerung aus (B<strong>und</strong>esamt für Statistik 2010b: 12-<br />

13). Die Nichterwerbsquote ist <strong>in</strong> der Gruppe der jungen (bis 19 Jahre) <strong>und</strong><br />

der älteren Personen (ab 65 Jahren) am grössten, während sie <strong>in</strong> der<br />

Altersgruppe der 19-bis 65-jährigen abnimmt.<br />

Die Arbeitslosen werden <strong>in</strong> der Nichterwerbsbevölkerung aufgeführt. <strong>Basel</strong>-<br />

<strong>Stadt</strong> ist nach den Westschweizer Kantonen <strong>und</strong> dem Tess<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

Arbeitslosenquote von ca. 4% relativ stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Im<br />

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