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Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...

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Beschwerden betroffen s<strong>in</strong>d (Gabad<strong>in</strong>ho et al. 2007: 57-58). Am stärksten<br />

s<strong>in</strong>d Personen im Asylbereich von diversen Krankheitssymptomen betroffen.<br />

E<strong>in</strong>e vom Büro BASS durchgeführte Auswertung der Hospitalisierungsraten<br />

nach Diagnosegruppen gibt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Krankheiten, von denen<br />

Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten besonders betroffen s<strong>in</strong>d. Im Vergleich zu den<br />

Schweizer<strong>in</strong>nen ist die Hospitalisierungsrate der Ausländer<strong>in</strong>nen aus „Nicht-<br />

EU-Staaten“ was Schwangerschaft, Geburten, Geburtskomplikationen <strong>und</strong><br />

Geburtsgebrechen angeht besonders hoch (19 verglichen mit 12 auf 1000<br />

Personen) (Egger <strong>und</strong> Julien 2009: 8). 71 Die Hospitalisierung aufgr<strong>und</strong> von<br />

psychischen Problemen oder Verhaltensstörungen weist bei der Migrantenbevölkerung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich ke<strong>in</strong>e abweichenden Werte von der Schweizer<br />

Referenzbevölkerung auf, mit Ausnahme der Personen aus Afrika <strong>und</strong><br />

Late<strong>in</strong>amerika. Überdies ist die Migrantenbevölkerung von e<strong>in</strong>igen Atmungssystemerkrankungen<br />

<strong>und</strong> Infektionskrankheiten stärker betroffen (Egger <strong>und</strong><br />

Julien 2009: 9).<br />

Schlussfolgerungen <strong>in</strong> Bezug auf den Ges<strong>und</strong>heitszustand können auch aus<br />

e<strong>in</strong>er Analyse der Mortalitätsstatistiken gezogen werden. Diese belegen<br />

beispielsweise, dass südeuropäische Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten seltener an<br />

Herz-Kreislaufstörungen sowie an Lungen- <strong>und</strong> Darmkrebs sterben. Demgegenüber<br />

ist die Mortalitätsrate bei Magenkrebs <strong>in</strong> der Migrantenbevölkerung<br />

höher (Ingleby et al. 2005: 19 ff.). Die Unterschiede im Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

lassen sich teilweise durch Unterschiede im E<strong>in</strong>kommen,<br />

Bildungsstand <strong>und</strong> den Lebensumständen erklären. Andere Unterschiede<br />

können auf die schlechteren Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Migranten zurückgeführt werden (z.B. höheres Unfallrisiko, schwere körperliche<br />

Arbeit etc.).<br />

7.1.2 Ges<strong>und</strong>heitsverhalten<br />

E<strong>in</strong>e Auswertung der ges<strong>und</strong>heitlichen Verfassung der Jugendlichen <strong>in</strong><br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> illustriert, dass Rauchen bei den Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizern<br />

verbreiteter ist als <strong>in</strong> der Migrantenbevölkerung (Ges<strong>und</strong>heitsdepartement<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 2007a: 18). Im Erwachsenenalter rauchen 28% der ausländischen<br />

Frauen <strong>und</strong> 37% der ausländischen Männer im Vergleich zu r<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Drittel der Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizer. Beim Tabakkonsum fällt vor<br />

allem der hohe Konsum <strong>in</strong> der türkischen Migrantenbevölkerung auf.<br />

Demgegenüber weisen die Sri Lanker e<strong>in</strong>en überdurchschnittlich niedrigen<br />

Tabakkonsum auf: Nur r<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Fünftel der Männer aus Sri Lanka raucht,<br />

71 Die höheren Anzahl Komplikationen im Zusammenhang mit Geburt, Schwangerschaft<br />

etc. lässt sich auch durch das tiefere Durchschnittsalter <strong>und</strong> die höhere Geburtenrate<br />

der ausländischen Frauen erklären.<br />

140<br />

während die Frauen be<strong>in</strong>ahe ausschliesslich Nichtraucher<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />

(Gabad<strong>in</strong>ho et al. 2007: 69).<br />

Der Konsum von alkoholischen Getränken ist bei den jungen Männern weiter<br />

verbreitet als bei den jungen Frauen. Insgesamt gesehen lässt sich feststellen,<br />

dass das Tr<strong>in</strong>kverhalten der ausländischen <strong>und</strong> der schweizerischen<br />

Jugendlichen nur leicht variiert, so ist der Bierkonsum bei den Schweizer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schweizer verbreiteter. Bei den anderen alkoholischen Getränken<br />

können ke<strong>in</strong>e Unterschiede im Tr<strong>in</strong>kverhalten ausgemacht werden<br />

(Ges<strong>und</strong>heitsdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 2007a: 21). Dass diese Unterschiede<br />

im erwachsenen Alter weiter fortbestehen, lässt sich daraus schliessen, dass<br />

<strong>in</strong> der Migrantenbevölkerung e<strong>in</strong> höherer Anteil von Personen selten bis nie<br />

Alkohol konsumiert. Was den täglichen Alkoholkonsum angeht, bilden die<br />

Südeuropäer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Südeuropäer (Italiener <strong>und</strong> Portugiesen) e<strong>in</strong>e<br />

Ausnahme, denn sie geben oft an, e<strong>in</strong> oder mehrere Male täglich Alkohol zu<br />

konsumieren (Egger <strong>und</strong> Julien 2009: 10).<br />

Der Cannabis-Konsum ist bei Schweizer Jugendlichen (28%) e<strong>in</strong> verbreitetes<br />

Phänomen. Bei den Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer h<strong>in</strong>gegen geben nur 10%<br />

der Jugendlichen an, Cannabis Produkte „probiert“ zu haben<br />

(Ges<strong>und</strong>heitsdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 2007a: 27). Im Erwachsenenalter ist<br />

der Cannabis-Konsum <strong>unter</strong> Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizer sowie bei<br />

Migranten <strong>und</strong> Migrant<strong>in</strong>nen aus Deutschland, Österreich <strong>und</strong> Frankreich<br />

höher als bei der restlichen Migrantenbevölkerung (Gabad<strong>in</strong>ho et al. 2007:<br />

71). Beim Medikamentenkonsum sieht die Situation gr<strong>und</strong>sätzlich anders<br />

aus, denn dort weisen die Türk<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Türken den vergleichsweise<br />

höchsten Konsum aus. Die Migranten <strong>und</strong> Migrant<strong>in</strong>nen aus Portugal <strong>und</strong> aus<br />

Sri Lanka nehmen dagegen nur selten Medikamente e<strong>in</strong> (Egger <strong>und</strong> Julien<br />

2009: 10).<br />

Die Auswertung der Ges<strong>und</strong>heitsbefragung für den Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

belegt, dass die Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten sich weniger bewegen als die<br />

Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizer: R<strong>und</strong> 30% der Migrantenbevölkerung treibt<br />

ke<strong>in</strong>en Sport (Zumbrunn et al. 2002: 45). Aus dem GMM wird ersichtlich,<br />

dass der Anteil von Personen, die ke<strong>in</strong>em Sport nachgehen, bei der<br />

tamilischen <strong>und</strong> italienischen Migrantenbevölkerung besonders gross ist<br />

(Egger <strong>und</strong> Julien 2009: 11). Männer aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien<br />

<strong>und</strong> aus Portugal h<strong>in</strong>gegen treiben mehr Sport als die Schweizer. Bei<br />

den Frauen, die sich generell weniger bewegen als die Männer, gibt es grosse<br />

Unterschiede zwischen den Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> den Ausländer<strong>in</strong>nen: Nur die<br />

Deutschen, Österreicher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Französ<strong>in</strong>nen weisen vergleichbare Werte<br />

wie die Schweizer<strong>in</strong>nen auf (Gabad<strong>in</strong>ho et al. 2007: 74). Insgesamt gesehen<br />

sche<strong>in</strong>t der sozioökonomische Status den grössten E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

Bewegungsverhalten auszuüben.<br />

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