Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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(G<strong>und</strong>eld<strong>in</strong>gen) am Samstagabend für die Jugendlichen im Alter zwischen 13<br />
<strong>und</strong> 18 Jahren geöffnet werden. Sie können <strong>in</strong> den offenen Turnhallen<br />
Basket-, Volley- oder Fussball spielen, Musik hören, tanzen oder e<strong>in</strong>fach nur<br />
zusammensitzen <strong>und</strong> plaudern. Für die Organisation s<strong>in</strong>d sie selber verantwortlich,<br />
wobei sie e<strong>in</strong>ige Gr<strong>und</strong>regeln e<strong>in</strong>halten müssen. Dazu gehören<br />
wechselnde Mannschaften, das „Fairplay Gebot“ sowie e<strong>in</strong> Rauch- <strong>und</strong><br />
Alkoholverbot. E<strong>in</strong>e weitere Aktivität ist die Durchführung des Projekts Bunt<br />
kickt gut. Jedes Jahr f<strong>in</strong>den an 5 - 8 Spieltagen auf verschiedenen öffentlichen<br />
Plätzen <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> Fussballspiele (Turniere) statt. Die Siegermannschaft der<br />
Turniere trägt e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>alspiel gegen den FC Grossrat auf dem Marktplatz aus.<br />
8.3 Stärken-Schwächen Profil<br />
8.3.1 Stärken<br />
Es fällt auf, dass <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> relativ früh das Bewusstse<strong>in</strong> aufkam, dass die<br />
Polizei bei der Erledigung der klassischen Polizeiaufgaben vermehrt auf die<br />
Kooperation der Bevölkerung zählen musste (Seibert 2005). Die Basler<br />
Polizei beschritt mit der E<strong>in</strong>führung des Community Polic<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>novativen Weg, der ihr zu mehr „K<strong>und</strong>enorientierung“ verhalf. Dass dieser<br />
Strategiewechsel nicht von allen Polizisten geschätzt wurde, ist nachvollziehbar,<br />
denn die neue Strategie nimmt Abschied vom klassischen Konzept<br />
der Polizeiarbeit. Die Tatsache, dass mittlerweile be<strong>in</strong>ahe alle Schweizer<br />
Städte ebenfalls auf Community Polic<strong>in</strong>g setzen, zeigt, dass diese neue Form<br />
der Polizeiarbeit <strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>räumigen Schweiz e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur<br />
Sicherheit leisten kann. Der Erfolg der neuen Strategie ist selbstverständlich<br />
schwer zu quantifizieren, denn Community Polic<strong>in</strong>g setzt sich die Prävention<br />
zum Ziel. Doch verweisen die Experten auf <strong>in</strong>ternationale Studien, die<br />
belegen, dass diese Form der Polizeiarbeit zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des<br />
Sicherheitsgefühls <strong>in</strong> der Bevölkerung beiträgt (Interview 9).<br />
Als Stärke können auch die ersten Bemühungen der Basler Polizei um e<strong>in</strong>e<br />
transkulturelle Öffnung gewertet werden. Die Basler Polizei hat als erstes<br />
Polizeikorps <strong>in</strong> der Schweiz Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer mit C-Ausweis<br />
zum Polizeidienst zugelassen. Durch die Diversifizierung bei der Rekrutierungsstrategie<br />
f<strong>in</strong>det man im basel-städtischen Polizeikorps heute<br />
Personen, die die häufigsten „Migrantensprachen“ sprechen. Die Rekrutierung<br />
von „Secondos“ hat laut E<strong>in</strong>schätzungen der <strong>in</strong>terviewten Experten<br />
e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf das „Betriebsklima“ gehabt (Interview 9). Es<br />
wurde <strong>in</strong> den Gesprächen auch erwähnt, dass im Rahmen der Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung im Basler Polizeikorps regelmässig Veranstaltungen zum<br />
Thema „<strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz“ stattf<strong>in</strong>den. In diesen Kursen werden den<br />
Polizisten Informationen zum Umgang mit verschiedenen Klientengruppen<br />
vermittelt.<br />
158<br />
In der Vergangenheit wurde <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> vor allem auf Jugendtreffs <strong>in</strong> den<br />
Quartieren <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>en Mädchentreffpunkt gesetzt (Mädonna). Heute<br />
bieten viele Vere<strong>in</strong>e zusätzliche Aktivitäten zur Gestaltung der Freizeit an.<br />
Die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten <strong>unter</strong>strichen unisono, dass die Fussballvere<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> Sportclubs e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur <strong>Integration</strong> der<br />
Jugendlichen leisten (Interviews 3, 5, 9, 22).<br />
Mit der E<strong>in</strong>führung der mobilen Jugendarbeit wurde <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Lücke im bestehenden Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsangebot geschlossen. Die<br />
mobile Jugendarbeit holt die Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Umfeld ab <strong>und</strong> bietet<br />
ihnen Unterstützung bei der Gestaltung der Freizeit. Dadurch soll verh<strong>in</strong>dert<br />
werden, dass e<strong>in</strong>e Gruppe von Jugendlichen <strong>in</strong> die Anonymität „abtaucht“<br />
(Interview 22). Denn es ist gerade dieses Abtauchen <strong>in</strong> die Anonymität, das<br />
Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten als e<strong>in</strong>en grossen Risikofaktor für del<strong>in</strong>quentes<br />
Verhalten betrachten. Wenn niemand weiss, wo die „gefährdeten“ Jugendlichen<br />
s<strong>in</strong>d, so könnten sie der Versuchung erliegen, auf del<strong>in</strong>quentes<br />
Verhalten zurückzugreifen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Um dieses<br />
Abgleiten <strong>in</strong> die Del<strong>in</strong>quenz zu verh<strong>in</strong>dern, setzt man auf die enge<br />
Zusammenarbeit des Community Polic<strong>in</strong>g <strong>und</strong> der mobilen Jugendarbeit<br />
(Interview 9, 22).<br />
8.3.2 Schwächen<br />
In ihrer Teilstudie zu Community Polic<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> weisen Dah<strong>in</strong>den et al.<br />
(Dah<strong>in</strong>den 2005: 266-267) darauf h<strong>in</strong>, dass diese Form der Polizeiarbeit sich<br />
zum Ziel setzt, den Dialog mit der Gesamtbevölkerung zu suchen. Um dieses<br />
Ziel zu erreichen, müssen verschiedene Strategien gewählt werden. Da zur<br />
Gesamtbevölkerung auch die Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten gehören, wurden<br />
seitens der Community Polic<strong>in</strong>g Stellen Bemühungen <strong>unter</strong>nommen, mit der<br />
Migrantenbevölkerung <strong>in</strong> Kontakt zu treten. Im Interview wurde betont, dass<br />
der Dialog mit den Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten nicht immer e<strong>in</strong>fach ist, weil<br />
oft die Sprachkenntnisse der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten unzureichend s<strong>in</strong>d<br />
(Interview 9). Die fehlenden Sprachkenntnisse stellen im Community<br />
Polic<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> besonderes Problem dar, weil nicht immer f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen<br />
für den E<strong>in</strong>satz von Dolmetschern zur Verfügung stehen. Die Untersuchung<br />
von Dah<strong>in</strong>den et al. kommt daher zum Schluss, dass die „konzeptionelle<br />
transkulturelle Öffnung der Dienstleistung Community Polic<strong>in</strong>g“<br />
weiter vorangetrieben werden muss (Dah<strong>in</strong>den 2005: 267)<br />
E<strong>in</strong>e weitere konzeptionelle Herausforderung des Community Polic<strong>in</strong>g<br />
besteht dar<strong>in</strong>, sowohl die präventiven als auch die repressiven Polizeiaufgaben<br />
zu bewerkstelligen <strong>und</strong> mite<strong>in</strong>ander zu verb<strong>in</strong>den. Dies führt zu<br />
Spannungen, die auch <strong>in</strong> den Kontakten mit der Migrantenbevölkerung zum<br />
Tragen kommen. Denn e<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d die Community Polic<strong>in</strong>g Stellen bei<br />
der Erfüllung ihrer präventiven Aufgaben auf gute Kontakte zur Migran-<br />
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