Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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Executive Summary<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> verfolgt seit dem Jahre 1999 e<strong>in</strong>e <strong>Integration</strong>spolitik,<br />
die <strong>in</strong> der Schweiz als vorbildlich gilt. Diese <strong>Integration</strong>spolitik basiert auf<br />
e<strong>in</strong>em <strong>Integration</strong>sleitbild, das sich am so genannten Potenzialansatz<br />
orientiert. Mit der Verabschiedung des basel-städtischen <strong>Integration</strong>sgesetzes<br />
im Jahre 2007 wurde die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für die Politik des Förderns<br />
<strong>und</strong> Forderns geschaffen.<br />
Das SFM wurde von <strong>Integration</strong> <strong>Basel</strong>, von der Christoph Merian Stiftung<br />
<strong>und</strong> von der Gesellschaft für das Gute <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>nützige <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> beauftragt,<br />
e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme der <strong>Integration</strong>spolitik vorzunehmen. Der<br />
Schwerpunkt sollte dabei auf der Identifizierung der Lücken <strong>und</strong> des<br />
Handlungsbedarfs liegen. Diese Bestandsaufnahme gibt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>en<br />
Überblick über den momentanen Ist-Zustand. Davon ausgehend werden die<br />
künftigen <strong>in</strong>tegrationspolitischen Aufgaben <strong>und</strong> Herausforderungen benannt<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen für die <strong>Integration</strong>spolitik der kommenden Jahre<br />
formuliert.<br />
Der Studie liegen verschiedene Daten zugr<strong>und</strong>e. Zur Erstellung dieses<br />
Datenmaterials wurden zunächst die Sek<strong>und</strong>ärliteratur, die zur Verfügung<br />
stehenden Politikdokumente <strong>und</strong> die Statistiken zum Thema <strong>Migration</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> zusammengestellt. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt<br />
wurden 24 semi-strukturierte Experten<strong>in</strong>terviews <strong>und</strong> 5 Interviews mit<br />
Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> durchgeführt. Zusätzlich wurde e<strong>in</strong><br />
Gutachten zur demografischen Entwicklung im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> zu Rate<br />
gezogen, das bei Prof. Dr. P. Wanner an der Universität Genf <strong>in</strong> Auftrag gegeben<br />
wurde. Abschliessend wurden zwei Fokusgruppengespräche durchgeführt,<br />
<strong>in</strong> denen die Resultate der Ist-Analyse <strong>und</strong> die künftigen Herausforderungen<br />
diskutiert wurden.<br />
Die Resultate der Bestandsaufnahme<br />
In Kapitel 3 der Bestandsaufnahme wird das sozio-demografische Profil der<br />
Migrantenbevölkerung im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> beschrieben. Traditionell gibt<br />
es <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> zwei grosse Gruppen von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten:<br />
zum e<strong>in</strong>en die EU-Bürger <strong>und</strong> zum andern die Bürger aus Drittstaaten, wobei<br />
der Anteil an Drittstaatenangehörigen mit 43% im schweizerischen Vergleich<br />
ausgesprochen hoch ist. In den letzten zehn Jahren hat sich das Profil der<br />
Migrantenbevölkerung allerd<strong>in</strong>gs stark gewandelt, wobei <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>e<br />
Diversifizierung der Herkunftsländer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Zunahme des Bildungsniveaus<br />
beobachtet werden kann.<br />
Kapitel 4 widmet sich der spezifischen <strong>Integration</strong>sförderung. Dabei liegt der<br />
Schwerpunkt <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> auf dem <strong>in</strong>dividualistischen Konzept des<br />
Forderns (<strong>Integration</strong>svere<strong>in</strong>barungen) <strong>und</strong> Förderns (grosses Angebot an<br />
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Deutsch- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skursen, Potenzial-Pilotprojekte). Daneben gibt es<br />
e<strong>in</strong>e grosse Anzahl von Massnahmen, die auf die Öffnung der Institutionen,<br />
den Abbau von Diskrim<strong>in</strong>ierung, die Bildung e<strong>in</strong>er „Willkommenskultur“<br />
<strong>und</strong> auf mehr Partizipationsmöglichkeiten abzielen. Der grösste Schwachpunkt<br />
dieser Programme liegt <strong>in</strong> der fehlenden Fairness der verpflichtenden<br />
Massnahmen, denn die <strong>Integration</strong>svere<strong>in</strong>barungen können nur mit<br />
Drittstaatenangehörigen ohne Rechtsanspruch auf e<strong>in</strong>en Aufenthalt <strong>in</strong> der<br />
Schweiz abgeschlossen werden.<br />
Die Kapitel 5 bis 9 analysieren die Situation <strong>in</strong> den Bereichen Bildung,<br />
Arbeit/Erwerbsleben, Ges<strong>und</strong>heit, Del<strong>in</strong>quenz <strong>und</strong> Wohnen. Die Indikatoren<br />
zum Bildungssystem verweisen auf e<strong>in</strong>e Chancenungleichheit bei der<br />
Verteilung des Gutes „Bildung“, die sich bisweilen auch auf die nachfolgenden<br />
Zuwanderer-Generationen überträgt. Bei der Bewertung der<br />
Massnahmen im Schulbereich zeigt sich, dass das Konzept zur Frühförderung<br />
zwar überzeugt, doch dass die Ressourcen für e<strong>in</strong>e konsequente Umsetzung<br />
fehlen. Das Schulsystem <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> sche<strong>in</strong>t auf den ersten Blick<br />
<strong>in</strong>tegrativ zu se<strong>in</strong>, erweist sich aber bei näherer Betrachtung letztendlich als<br />
„segregierend“. Bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit können erste<br />
Erfolge verzeichnet werden, doch auch <strong>in</strong> Zukunft besteht <strong>in</strong> diesem Bereich<br />
e<strong>in</strong> grosser Handlungsbedarf.<br />
Kapitel 6 befasst sich mit der Situation der Migrantenbevölkerung im<br />
Erwerbsalter. Generell ist die Migrantenbevölkerung durch e<strong>in</strong>e hohe Quote<br />
sowohl an Erwerbstätigen als auch an unfreiwillig Erwerbslosen<br />
charakterisiert. Viele Betriebe versuchen <strong>in</strong>zwischen mit Hilfe des Diversity<br />
Managements <strong>und</strong> der Organisation von Sprachkursen am Arbeitsplatz e<strong>in</strong>en<br />
Beitrag zur <strong>Integration</strong> zu leisten, aber das Engagement der Arbeitgeber <strong>in</strong><br />
diesem Bereich ist sehr <strong>unter</strong>schiedlich <strong>und</strong> kann deshalb nicht als<br />
durchgehend zufrieden stellend beurteilt werden.<br />
Kapitel 7 belegt, dass der Ges<strong>und</strong>heitszustand der Migrantenbevölkerung<br />
<strong>in</strong>sgesamt schlechter ist als der der Schweizer Referenzbevölkerung. Bei der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung wurden verschiedene Massnahmen zur transkulturellen<br />
Öffnung konzipiert, die generell positiv aufgenommen wurden.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Pluspunkt <strong>in</strong> diesem Bereich ist das grosse Angebot an speziell<br />
auf die Bedürfnisse der Migrantenbevölkerung ausgerichteten Ges<strong>und</strong>heitsförderungskursen.<br />
Als Schwachpunkt ist dagegen die mangelhafte<br />
transkulturelle Öffnung der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung für ältere MigrantInnen<br />
zu nennen.<br />
In Kapitel 8 werden e<strong>in</strong>ige Indikatoren zur Del<strong>in</strong>quenz <strong>unter</strong>sucht, die<br />
aufzeigen, dass <strong>in</strong>sbesondere junge Ausländer häufiger Straftaten begehen als<br />
die Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizer. Allerd<strong>in</strong>gs ist diese Feststellung mit<br />
Vorsicht zu behandeln, da die Krim<strong>in</strong>alitätsstatistiken verzerrt s<strong>in</strong>d. Was die<br />
Prävention angeht, setzt der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> <strong>in</strong>sbesondere auf die mobile<br />
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