Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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6.3.2 Ausrichtung der arbeitsmarktlichen Massnahmen auf<br />
die „spezifischen Bedürfnisse“ der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Migranten<br />
Arbeitsmarktliche Massnahmen (AMM) bezwecken die Verbesserung der<br />
Vermittlungsfähigkeit von versicherten Personen auf dem Arbeitsmarkt. Die<br />
AMM s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die die meisten<br />
europäischen Staaten seit e<strong>in</strong>igen Jahren verfolgen. E<strong>in</strong>e Studie der<br />
Eidgenössischen Kommission für Ausländerfragen zum Thema Arbeit <strong>und</strong><br />
<strong>Integration</strong> (2003) schlägt vor, die <strong>Integration</strong> der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Migranten auf dem Arbeitsmarkt zu beschleunigen, <strong>in</strong>dem die<br />
berufsbezogenen Massnahmen (AMM) besser auf die Bedürfnisse dieser<br />
Personengruppe ausgerichtet werden (Egger 2003). Dar<strong>unter</strong> fällt <strong>in</strong>sbesondere<br />
die Sprachförderung. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) stellte<br />
<strong>in</strong> diesem Zusammenhang den Kantonen e<strong>in</strong> Rahmenkonzept zur Deutschförderung<br />
<strong>in</strong> den berufsbezogenen Massnahmen zur Verfügung (Andreas<br />
Maurer 2006).<br />
Der Bericht der <strong>in</strong>ter-departementalen Arbeitsgruppe „<strong>Migration</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Integration</strong>“ des B<strong>und</strong>esrates <strong>unter</strong>streicht, dass der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> erste<br />
Schritte zur E<strong>in</strong>führung des Rahmenkonzepts e<strong>in</strong>geleitet hat (B<strong>und</strong>esamt für<br />
<strong>Migration</strong> 2010: 18). Interface zeigt auf, dass seit e<strong>in</strong>igen Jahren die<br />
Basisprogramme <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> auf die Situation unqualifizierter oder<br />
fremdsprachiger Stellensuchender ausgerichtet worden s<strong>in</strong>d (Bieri et al.<br />
2004: 59). Das Amt für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit will durch die AMM sowohl<br />
zur beruflichen als auch zur gesellschaftlichen <strong>Integration</strong> der<br />
Migrantenbevölkerung beitragen. In diesem S<strong>in</strong>n war die wichtigste<br />
Massnahme <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> der Ausbau des Angebots an Deutschkursen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der AMM. In den letzten Jahren wurde ausserdem zunehmend<br />
Wert darauf gelegt, dass <strong>in</strong> den AMM auch mathematische Kenntnisse für<br />
den Alltag vermittelt werden. Dazu wurde im letzten Jahr auch e<strong>in</strong> Konzept<br />
ausgearbeitet (B<strong>und</strong>esamt für <strong>Migration</strong> 2010: 17). Durch die Vermittlung<br />
von Deutschkenntnissen <strong>und</strong> mathematischen Gr<strong>und</strong>fähigkeiten leisten die<br />
AMM e<strong>in</strong>en Beitrag zur „Nachholbildung“ <strong>in</strong>sgesamt. Die AMM können<br />
aber Deutschkurse nur im Anfängerbereich <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e beschränkte Zeit<br />
f<strong>in</strong>anzieren. 66 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass e<strong>in</strong> Grossteil der<br />
Bildungsmassnahmen Personen mit <strong>Migration</strong>sh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zugute kommt. 67<br />
66<br />
http://www.treffpunkt-arbeit.ch/dateien/Kreisschreiben/KS_AMM_d.pdf (siehe Punkt<br />
B5; konsultiert am 03.05.2010).<br />
67<br />
Berechnungen des Büro BASS zeigen, dass ungefähr 24% aller arbeitslosen Ausländer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Ausländer im Jahre 2003 e<strong>in</strong>en Sprachkurs besuchten, während 12%<br />
132<br />
Bei der Konzipierung der AMM wird im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> auf e<strong>in</strong>e<br />
möglichst berufsbezogene <strong>und</strong> am Arbeitsmarkt ausgerichtete Orientierung<br />
geachtet. Dadurch erhofft man sich bessere Resultate bei der beruflichen<br />
E<strong>in</strong>gliederung der Stellensuchenden. Neben den Beschäftigungsprogrammen<br />
bieten auch verschiedene Sozialfirmen den Stellensuchenden <strong>in</strong> <strong>Basel</strong><br />
Arbeitsmöglichkeiten an. E<strong>in</strong>e „Vorzeige-Sozialfirma“ <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> ist die Job<br />
Factory, <strong>in</strong> der die praktische Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sozialfirma mit dem Besuch<br />
e<strong>in</strong>es durch die Stiftung Job Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g angebotenen Motivationssemesters<br />
gekoppelt wird. Da die Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen der Job Factory auf<br />
dem Markt konkurrenzfähig se<strong>in</strong> müssen, erhalten die Jugendlichen von<br />
Anfang an die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em betriebswirtschaftlichen Umfeld<br />
praktische Erfahrungen zu sammeln. Sie s<strong>in</strong>d daher nicht von Anfang an mit<br />
dem Stigma „Anstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sozialprogramm“ behaftet (Bieri et al. 2004:<br />
60). Angebote wie die Job Factory sprechen alle jugendlichen Arbeitslosen<br />
an, wobei ausländische Jugendliche ungefähr e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>und</strong>schaft<br />
ausmachen. 68<br />
6.3.3 <strong>Integration</strong>sförderung durch die Sozialhilfe<br />
Auch im Bereich der Sozialhilfe nimmt die <strong>Integration</strong>sförderung e<strong>in</strong>en<br />
vorrangigen Platz e<strong>in</strong>. Hierbei kann sie verschiedene Formen annehmen:<br />
f<strong>in</strong>anzielle Existenzsicherung, Vermittlung von menschenwürdigem<br />
Wohnraum, Beratung <strong>und</strong> Orientierungshilfe im Wohnalltag, Schaffung <strong>und</strong><br />
Vermittlung von Tagesstrukturen, Vermittlung von Beschäftigung, Sprach-<br />
<strong>und</strong> Kulturverständnisförderung, Sicherung <strong>und</strong> Organisation der <strong>und</strong> Triage<br />
bei der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Therapieversorgung, Arbeits<strong>in</strong>tegration <strong>und</strong><br />
Rückkehrberatung. Die Sozialhilfe <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ermöglicht zudem allen<br />
Asylant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Asylanten den Besuch e<strong>in</strong>es Deutschkurses. Wie im<br />
Kapitel zur expliziten <strong>Integration</strong>sförderung bereits beschrieben wurde, kann<br />
von der Sozialhilfe auch e<strong>in</strong> Teil der Kurskosten der Personen übernommen<br />
werden, die nicht unmittelbar dem Asylbereich angehören. Die<br />
<strong>Integration</strong>sförderungsleistungen variieren <strong>in</strong> Abhängigkeit von der<br />
Aufenthaltsbewilligung, so können Personen mit e<strong>in</strong>em gesicherten<br />
Aufenthaltsstatus mehr Leistungen <strong>in</strong> Anspruch nehmen als Personen ohne<br />
gesicherten Aufenthaltsstatus. Seit 2008 können die Personen mit e<strong>in</strong>er<br />
vorläufigen Aufnahmebewilligung (F-Status) an sämtlichen <strong>Integration</strong>sförderangeboten<br />
teilnehmen.<br />
der Schweizer <strong>und</strong> Schweizer<strong>in</strong>nen an e<strong>in</strong>em solchen Angebot teilnahmen (Spycher et<br />
al. 2006).<br />
68 http://www.bkb.ch/roth_robert.pdf (konsultiert am 03.05.2010).<br />
133