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Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...

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dass ausreichende Anschlusslösungen für die Absolventen der Attestlehren<br />

geschaffen werden müssten. 53<br />

Die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten stimmen dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, dass Arbeitgeber mit<br />

<strong>Migration</strong>sh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> vermehrt angehalten werden sollten, Lehrstellen für<br />

jugendliche Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten zu schaffen. In diesem Zusammenhang<br />

ist e<strong>in</strong>e Initiative der <strong>Stadt</strong> Zürich erwähnenswert. Der Ausländerbeirat<br />

der <strong>Stadt</strong> Zürich hat das Pilotprojekt <strong>Migration</strong>=Chance lanciert, <strong>in</strong> dem<br />

Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>sh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> Lehrstellen bei e<strong>in</strong>em von<br />

Migranten geführten Betrieb vermittelt werden. 54<br />

Die Evaluation des Gegenleistungsmodells weist auf Probleme bei der<br />

Umsetzung von „Sanktionen“ h<strong>in</strong>. Vor allem ist es relativ schwierig, die<br />

Grösse der Zielgruppe e<strong>in</strong>er solchen Massnahme im Voraus zu bestimmen.<br />

Bei der Umsetzung zeigte sich z.B., dass relativ viele Klient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Klienten nicht <strong>in</strong> das Programm aufgenommen werden konnten, weil sie sich<br />

bei näherer Betrachtung als „arbeitsunfähig“ erwiesen (Interview 5). Die<br />

E<strong>in</strong>führung des Stufenkonzepts ist <strong>in</strong>sofern <strong>in</strong>teressant, weil sie zeigt, dass<br />

der Betreuungsaufwand <strong>in</strong>tensiviert werden muss, bevor die Sanktionen<br />

greifen können. Im Grossen <strong>und</strong> Ganzen stellt sich also die Frage, ob sich<br />

Aufwand <strong>und</strong> Ertrag bei der Umsetzung des Gegenleistungsmodells die<br />

Waage halten (Götz 2009: 62).<br />

Die Zielgruppenerreichbarkeit stellt auch bei den <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Elternarbeitsprojekten e<strong>in</strong>e grosse Herausforderung dar. Sowohl der<br />

Elterntreff Berufswahl als auch die muttersprachlichen Führungen auf der<br />

Berufsmesse waren nicht besonders gut besucht. Obschon die Moderator<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Moderatoren e<strong>in</strong>en grossen Werbeaufwand betreiben, <strong>in</strong>dem sie<br />

bei den Eltern persönlich <strong>und</strong> telefonisch nachhaken, s<strong>in</strong>d die Teilnehmerzahlen<br />

sehr niedrig (Interviews 8, 12). Für die längerfristige Durchführung<br />

dieser Massnahme spricht jedoch die Tatsache, dass Angebote wie<br />

der Elterntreff erst nach e<strong>in</strong>er gewissen Zeit bei den Eltern bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

Die Tabellen 5 bis 7 im Anhang 2 fasst das Stärken-Schwächen Profil im<br />

Bildungsbereich zusammen.<br />

53 http://www.hkbb.ch/wDeutsch/Publikationen/Positionspapiere/PDF/Positionspapier_<br />

AttestausbildungNEU.pdf?navid=91 (konsultiert am 25.02.2010).<br />

54 http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/e<strong>in</strong>_kosovarischer_name_darf_ruhig_mal_e<strong>in</strong>_vorteil_se<strong>in</strong>_1.2609708.html<br />

(konsultiert am 26.02.2010).<br />

114<br />

6 Erwerbsarbeit <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit<br />

Zweifellos ist die Aufnahme e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit für die E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong><br />

die Gesellschaft von grosser Bedeutung, da sie mit e<strong>in</strong>er ökonomischen<br />

<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> damit auch e<strong>in</strong>er sozialen <strong>Integration</strong> verb<strong>und</strong>en ist. Doch<br />

nicht jede Arbeitsstelle trägt zur <strong>Integration</strong> bei, da die ökonomische <strong>und</strong><br />

soziale <strong>Integration</strong> auch von den Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen abhängt. Geht e<strong>in</strong>e<br />

Person z.B. e<strong>in</strong>er Arbeit nach, die es ihr nicht ermöglicht, ihren<br />

Lebens<strong>unter</strong>halt zu bestreiten (d.h. als Work<strong>in</strong>g Poor), bleibt sie weit gehend<br />

von der Gesellschaft ausgeschlossen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden <strong>in</strong> diesem<br />

Kapitel Indikatoren zur Teilnahme am Erwerbsleben, zu den<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen sowie zur Verbreitung der Erwerbslosigkeit <strong>in</strong> der<br />

Migrantenbevölkerung zusammengestellt. Im zweiten Teil werden<br />

verschiedene Massnahmen im Bereich Arbeit <strong>und</strong> Erwerbslosigkeit<br />

vorgestellt, die den Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten die berufliche <strong>Integration</strong><br />

erleichtern sollen. Das <strong>Integration</strong>sleitbild schreibt der Erwerbsarbeit e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Rolle bei der <strong>Integration</strong> der Migrantenbevölkerung zu, wobei zwei<br />

konkrete Vorgehensweisen vorgeschlagen werden: e<strong>in</strong>e Informationskampagne<br />

für den privatwirtschaftlichen Bereich <strong>und</strong> die Öffnung der<br />

staatlichen Institutionen durch die Schaffung von Arbeitsplätzen für<br />

Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten <strong>in</strong> der öffentlichen Verwaltung (Ehret 1999: 18-<br />

20).<br />

6.1 Teilnahme der Migrantenbevölkerung am<br />

Erwerbsleben<br />

6.1.1 E<strong>in</strong>ige Kennzahlen zur Erwerbstätigkeit<br />

Laut dem Kennzahlenbericht „<strong>Integration</strong>“ des Statistischen Amtes <strong>Basel</strong>-<br />

<strong>Stadt</strong> ist das Verhältnis der Erwerbstätigenquote von ausländischer <strong>und</strong><br />

Schweizer Bevölkerung im Kanton relativ ausgeglichen. So stieg die<br />

Erwerbstätigenquote der ausländischen Wohnbevölkerung im Jahre 2006 auf<br />

70% an, während der Schweizer Wert 70.3% beträgt (Grillon <strong>und</strong> Thommen<br />

2008: 30). Laut den SAKE-Daten nahm im Jahre 2008 die Erwerbstätigkeit<br />

der ausländischen Wohnbevölkerung schweizweit erneut zu <strong>und</strong> erreichte<br />

e<strong>in</strong>en Wert von ca. 74.3%. Betrachtet man jedoch die standardisierte<br />

Erwerbsquote, bei der die Altersstruktur mitberechnet wird, ist die Erwerbsquote<br />

der Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizer höher (Rausa <strong>und</strong> Reist 2008: 38).<br />

Dieser Wert weist auf e<strong>in</strong>e starke Beteiligung der ausländischen Wohnbevölkerung<br />

am Arbeitsmarkt des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> h<strong>in</strong>.<br />

Neben der Erwerbstätigkeit der ständigen Wohnbevölkerung spielt <strong>in</strong> diesem<br />

Grenzkanton auch die von den ca. 30‘000 Grenzgänger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Grenzgängern<br />

aus Frankreich <strong>und</strong> Deutschland geleistete Arbeit e<strong>in</strong>e wichtige<br />

115

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