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Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...

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zeichnen sich das St. Johann (41.6%) <strong>und</strong> das G<strong>und</strong>eli (39%) durch hohe<br />

Ausländeranteile aus. Kle<strong>in</strong>basel <strong>und</strong> das St. Johannquartier werden <strong>unter</strong><br />

dem Begriff <strong>Basel</strong> Nord zusammengefasst. In diesem Wohngebiet ist die<br />

Bevölkerungsdichte im Vergleich zu den übrigen <strong>Stadt</strong>vierteln hoch, die<br />

Anzahl an Grünflächen ger<strong>in</strong>g <strong>und</strong> die Belastung durch den Verkehr stark.<br />

Die Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer s<strong>in</strong>d dagegen <strong>in</strong> den Landgeme<strong>in</strong>den<br />

Riehen <strong>und</strong> Bett<strong>in</strong>gen, im Bachletten <strong>und</strong> auf dem Bruderholz gemessen an<br />

ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung deutlich <strong>unter</strong>vertreten. 77<br />

Beobachtet man die demografische Entwicklung über e<strong>in</strong>en gewissen<br />

Zeitraum h<strong>in</strong>weg, so stellt man fest, dass die Ausländeranteile <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

„traditionellen“ Ausländerquartieren stetig abnehmen (z.B. im G<strong>und</strong>eli, im<br />

St. Johann, <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>hün<strong>in</strong>gen oder im Klybeck), während sie sich <strong>in</strong> anderen<br />

Quartieren (z.B. Matthäus oder Clara-Quartier) auf e<strong>in</strong>em hohen Niveau<br />

e<strong>in</strong>gependelt haben. Dagegen hat der Ausländeranteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen „gut situierten“<br />

Quartieren (z.B. R<strong>in</strong>g, St. Alban, Isel<strong>in</strong>) stark zugenommen. Der Trend<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er „besseren Verteilung der Migrantenbevölkerung“ auf dem<br />

städtischen Gebiet wird auch von den Daten des Statistischen Amts bestätigt<br />

(z.B. Moll et al. 2007).<br />

Dieses Phänomen kann durch mehrere Faktoren erklärt werden. E<strong>in</strong>erseits<br />

s<strong>in</strong>d die traditionellen E<strong>in</strong>wandererquartiere klassische Durchgangsquartiere,<br />

<strong>in</strong> denen sich die Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten nach ihrer unmittelbaren<br />

Ankunft niederlassen, weil der Wohnraum vergleichsweise billig <strong>und</strong> das<br />

Angebot an leer stehenden Wohnungen gross ist. Diese Tatsache spiegelt sich<br />

auch <strong>in</strong> der Aufschlüsselung der Zu- <strong>und</strong> Wegzüge pro Wohnviertel wider,<br />

die belegt, dass <strong>in</strong> diesen <strong>Stadt</strong>vierteln die grösste Anzahl der Neuzugezogenen<br />

aus dem Ausland kommt. Entscheidet sich e<strong>in</strong> Migrant bzw. e<strong>in</strong>e<br />

Migrant<strong>in</strong> jedoch für e<strong>in</strong>en längeren Aufenthalt <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> – <strong>und</strong> verfügt auch<br />

über die dafür benötigten f<strong>in</strong>anziellen Mittel – wird e<strong>in</strong> Umzug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

attraktiveren <strong>Stadt</strong>teil bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen Kanton <strong>in</strong> Erwägung gezogen.<br />

E<strong>in</strong> zweiter Gr<strong>und</strong> für die bessere Verteilung liegt dar<strong>in</strong> begründet, dass vermehrt<br />

deutsche <strong>und</strong> andere EU/EFTA-Staatsangehörige nach <strong>Basel</strong> ziehen,<br />

die sich durch e<strong>in</strong>en niedrigen „Segregations<strong>in</strong>dex“ auszeichnen (Grillon <strong>und</strong><br />

Thommen 2008: 14).<br />

Die Berechnungen des Segregations<strong>in</strong>dex des Statistischen Amtes <strong>Basel</strong>-<br />

<strong>Stadt</strong> zeigen <strong>in</strong> der Tat, dass die Tendenz zur Segregation <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Nationalitätengruppen variiert: Während die EU-EFTA Staatsangehörigen<br />

sich gleichmässig über die <strong>Stadt</strong> verteilen, leben die Personen<br />

77 Diese Angaben beruhen auf den Zahlen zur Wohnbevölkerung nach Wohnviertel seit<br />

2004 aus dem Statistischen Jahrbuch 2008 (Imhof 2008).<br />

162<br />

aus Serbien-Montenegro <strong>und</strong> Sri Lanka räumlich eher segregiert (Grillon <strong>und</strong><br />

Thommen 2008: 14). Die Angehörigen dieser beiden Nationalitätengruppen<br />

wohnen oft <strong>in</strong> den Wohnvierteln <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> Nord (Grillon <strong>und</strong> Thommen 2008:<br />

14; Moll et al. 2007: 19). Betrachtet man ausschliesslich die Zusammensetzung<br />

der ausländischen Wohnbevölkerung <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> Nord, so stellt man<br />

fest, dass Staatsangehörige aus der Türkei <strong>und</strong> Italien vor den Staatsangehörigen<br />

aus Serbien, Montenegro <strong>und</strong> dem Kosovo die grössten<br />

Nationalitätengruppen bilden (Moll et al. 2007: 18).<br />

Die <strong>in</strong>teraktiven Quartierporträts des Statistischen Amtes <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

enthalten auch Aussagen zur Altersstruktur <strong>in</strong> den verschiedenen Basler<br />

Quartieren. 78 Der grösste Teil der <strong>unter</strong> 19-Jährigen wohnt <strong>in</strong> den beiden<br />

Landgeme<strong>in</strong>den, auf dem Bruderholz <strong>und</strong> <strong>in</strong> den traditionellen<br />

Ausländerquartieren (Rosental, Klybeck, Kle<strong>in</strong>hünigen <strong>und</strong> St. Johann). Die<br />

über 65-Jährigen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Riehen, im Hirzbrunnen, am R<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> den<br />

Vorstädten, im St. Alban <strong>und</strong> auf dem Bruderholz stark vertreten. Der<br />

niedrigste Prozentsatz an älteren Menschen f<strong>in</strong>det sich zurzeit <strong>in</strong> den<br />

Kle<strong>in</strong>basler Quartieren Matthäus <strong>und</strong> Klybeck. Die grösste Dichte an<br />

Personen im Erwerbsalter (20 bis 64 Jahre) weisen dagegen die Quartiere<br />

Rosental, Matthäus, Altstadt <strong>und</strong> G<strong>und</strong>eld<strong>in</strong>gen auf.<br />

Wie schon <strong>in</strong> Kapitel 3 erwähnt, nimmt das Durchschnittsalter der<br />

Migrantenbevölkerung immer stärker zu. Diese Feststellung lässt den Schluss<br />

zu, dass viele Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten auch nach dem Ausstieg aus dem<br />

Erwerbsleben <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> bleiben. Zurzeit machen die Südeuropäer<strong>in</strong>nen –<strong>und</strong><br />

europäer aus Italien <strong>und</strong> Spanien den grössten Anteil der Migrantenbevölkerung<br />

im Rentenalter aus. E<strong>in</strong>e grosse Anzahl dieser Personengruppe<br />

entscheidet sich früher oder später für den Umzug <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Altersheim. Für die<br />

älteren Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten aus Südeuropa wurde beim Neubau des<br />

Alters- <strong>und</strong> Pflegeheims Falkenste<strong>in</strong> im G<strong>und</strong>eli e<strong>in</strong>e „mediterrane“<br />

Abteilung geschaffen, <strong>in</strong> der zurzeit elf Personen leben. Das Personal spricht<br />

– wenn möglich – Italienisch, <strong>und</strong> es wird auch italienisch gekocht. In der<br />

mediterranen Wohngruppe f<strong>in</strong>det wöchentlich e<strong>in</strong> Gottesdienst auf Italienisch<br />

statt, <strong>und</strong> wichtige italienische Festtage werden geme<strong>in</strong>sam gefeiert. Die<br />

lange Warteliste für die „mediterrane“ Wohngruppe zeigt, dass der Bedarf an<br />

e<strong>in</strong>em solchen spezifischen Wohnangebot bei der Migrantenbevölkerung<br />

gross ist.<br />

Aktuelle Daten zur Wohnsituation der Migrantenbevölkerung <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

gibt es ke<strong>in</strong>e. Dementsprechend beruhen die <strong>in</strong> der Tabelle 7 abgebildeten<br />

Angaben des Statistischen Amtes zur Wohnfläche <strong>und</strong> zur Anzahl der<br />

78 http://www.statistik-bs.ch/themen/01/karten-t01/cc01-6 (konsultiert am 07.04.2010).<br />

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