Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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gleich gross, wobei auffällt, dass mehr ausländische Männer als Frauen das<br />
Lehrverhältnis auflösen. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass der<br />
Abbruch der Lehre nicht mit e<strong>in</strong>em „Ausstieg“ gleichzusetzen ist, da die<br />
meisten Jugendlichen anschliessend e<strong>in</strong>e andere Lehre absolvieren (Schmid<br />
<strong>und</strong> Stalder 2008).<br />
E<strong>in</strong>e Gruppe von Jugendlichen, die <strong>in</strong> den amtlichen Statistiken zurzeit nicht<br />
erfasst wird, s<strong>in</strong>d die „Schulabbrecher“. E<strong>in</strong>e von der Gebert Rüf Stiftung<br />
f<strong>in</strong>anzierte Studie hat versucht, die Anzahl der Schulabbrecher <strong>in</strong> der<br />
Schweiz zu erfassen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Profil der Schulabbrecher zu erstellen (Stamm<br />
2010). Die Autoren kommen dabei zum Schluss, dass jährlich r<strong>und</strong> 5000<br />
Schüler die obligatorische Schule ohne Abschluss verlassen. Schulabbruch ist<br />
e<strong>in</strong> Phänomen, das vor allem junge Männer (68%) betrifft, die zuvor aus der<br />
Schule ausgeschlossen wurden (z.B. Placierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Time-Out Angebot).<br />
Generell gibt es zwei Typen von Schulabbrechern: zum e<strong>in</strong>en die Schulversager<br />
<strong>und</strong> zum andern diejenigen, die die Schule freiwillig verlassen<br />
(Stamm 2010). Viele der frühzeitigen Schulabgänger gehen e<strong>in</strong> hohes Risiko<br />
e<strong>in</strong>, arbeitslos zu werden. Tatsächlich ist die Arbeitslosenrate bei ausländischen<br />
Jugendlichen ohne Schulabschluss um r<strong>und</strong> 75 Prozent höher als bei<br />
der e<strong>in</strong>heimischen Referenzbevölkerung (Stamm 2010).<br />
5.3.2 Vorstellung der Massnahmen zur Verbesserung der<br />
Transition<br />
Um die Jugendarbeitslosigkeit zu senken <strong>und</strong> die Anzahl der Schulabbrüche<br />
zu m<strong>in</strong>imieren, hat der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong><br />
umfangreiches Massnahmenpaket erstellt. E<strong>in</strong>e der wichtigsten Massnahmen<br />
war sicherlich die Kampagne Lehrstellen – <strong>Basel</strong>s Zukunft, die vom Amt für<br />
Berufsberatung <strong>und</strong> Berufsbildung <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverband<br />
lanciert wurde. Dank dieser Initiative konnten viele neue Lehrstellen<br />
– vor allem auch Attestlehrstellen – geschaffen werden.<br />
Die Expansion auf dem Lehrstellenmarkt hat zweifelsohne dazu beigetragen,<br />
dass sich die Beschäftigungssituation bei den Jugendlichen verbessert hat.<br />
Die Schaffung neuer Lehrstellen war aber nur e<strong>in</strong>e der Massnahmen zur<br />
Senkung der Jugendarbeitslosigkeit. Es wurden beispielsweise auch die<br />
Betreuungsangebote <strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausserhalb der Schulen ausgebaut <strong>und</strong><br />
Hilfsangebote e<strong>in</strong>gerichtet, die bei e<strong>in</strong>er gefährdeten oder bereits gescheiterten<br />
beruflichen <strong>Integration</strong> zur Verfügung stehen. Im Folgenden sollen<br />
neben diesen generellen Massnahmen zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit<br />
auch e<strong>in</strong>e Reihe von spezifischen Angeboten für fremdsprachige Jugendliche<br />
vorgestellt werden.<br />
106<br />
5.3.2.1 Ausbau der Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsangebote<br />
Die E<strong>in</strong>richtung der Lehrkoord<strong>in</strong>ationsstelle im Rektorat der WBS hat zur<br />
Verbesserung der Betreuung der Jugendlichen an den Schulen beigetragen.<br />
Sowohl die Klassenlehrer als auch die Schulsozialarbeiter können die<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler an diese E<strong>in</strong>richtung überweisen. Die WBS-<br />
Lehrstellenkoord<strong>in</strong>ation nimmt Kontakt zu den Lehrbetrieben auf <strong>und</strong> hilft<br />
den Arbeitgebern bei der Vorselektion der Bewerbungs<strong>unter</strong>lagen. Sie<br />
versucht <strong>in</strong>sbesondere „die meist ausländischen <strong>und</strong> schwer vermittelbaren<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>unter</strong>zubr<strong>in</strong>gen“ (Interview 3). Den Absolventen<br />
des A-Zugs bietet sie zudem Unterstützung bei der Erstellung des<br />
Bewerbungsdossiers. Insgesamt gesehen wird die Lehrstellenkoord<strong>in</strong>ation<br />
von allen Beteiligten als „W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Situation“ beschrieben. 50<br />
Zur Betreuung <strong>und</strong> Beratung der Jugendlichen wurde im Schuljahr 2007/8 an<br />
der WBS <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pilotprojekts die Stelle für Schulsozialarbeit<br />
e<strong>in</strong>geführt. Das Projekt wurde anfangs vom Erziehungs- sowie vom<br />
Justizdepartement <strong>unter</strong>stützt. Ursprünglich waren 225 Stellenprozente für<br />
die sechs WBS-Schulhäuser vorgesehen. Da aber das Angebot rege genutzt<br />
wurde, entschieden die Verantwortlichen des Projekts, die Schulsozialarbeit<br />
auf Angestelltenbasis zu etablieren, so dass heute an jedem der WBS-<br />
Schulhäuser e<strong>in</strong> Schulsozialarbeiter bzw. e<strong>in</strong>e Sozialarbeiter<strong>in</strong> fest angestellt<br />
ist. Zudem wurde auch an e<strong>in</strong>igen Primarschulhäusern, z.B. im St. Johann<br />
Schulhaus, <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong> Pilotprojekt für Schulsozialarbeit<br />
durchgeführt. Die Themen, die mit dem Schulsozialarbeiter besprochen<br />
werden, s<strong>in</strong>d sehr <strong>unter</strong>schiedlich: Es geht dabei um Schulprobleme,<br />
Probleme <strong>in</strong> der Familie, Gewalt <strong>und</strong> Ähnliches (Drill<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Stäger 2000).<br />
Interessant ist auch, dass die Schulsozialarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schulsozialarbeiter<br />
oft als Mediatoren bei Konflikten h<strong>in</strong>zugezogen werden. Insgesamt gesehen<br />
lässt sich sagen, dass durch die E<strong>in</strong>führung der Schulsozialarbeit an den<br />
Schulen Schulleitung <strong>und</strong> Lehrer bei diszipl<strong>in</strong>arischen <strong>und</strong> anderen<br />
Problemen im Schulalltag e<strong>in</strong>deutig entlastet werden.<br />
Im Rahmen des GAP-Programms, e<strong>in</strong>er Umsetzungsmassnahme des Case-<br />
Managements im Bereich Berufsbildung, wurde die Zusammenarbeit<br />
zwischen Schule <strong>und</strong> Sozialarbeit <strong>in</strong>stitutionalisiert. Das GAP-Programm<br />
beruht auf der Erkenntnis, dass die Präsenz e<strong>in</strong>er stabilen Bezugsperson e<strong>in</strong>en<br />
wesentlichen Beitrag zum Erfolg des beruflichen <strong>Integration</strong>sprozesses<br />
leisten kann. Neben der Kooperation mit den beteiligten Jugendlichen soll<br />
dadurch auch die Zusammenarbeit zwischen den diversen beteiligten Institu-<br />
50 Siehe Medienmitteilung: http://www.bbe-bs.ch/ueber_uns/medienmitteilungen/medienkonferenz-15-08.08<br />
(konsultiert am 19.02.2010).<br />
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