IRKAP Langfassung - REGKLAM
IRKAP Langfassung - REGKLAM
IRKAP Langfassung - REGKLAM
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ENTWURF Integriertes Regionales Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden Version 1.7<br />
Teil II /3. Land- und Forstwirtschaft<br />
mer, wie z. B. Ackerfuchsschwanz, Klettenlabkraut, Taubnessel, Ehrenpreis und Stiefmütterchen<br />
Vorteile haben und z.B. im Frühjahr ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium erreichen. Dies<br />
kann zu Minderwirkungen beim Einsatz von Herbiziden führen. Des Weiteren können durch klimatische<br />
Veränderungen neue Unkrautarten aus wärmeren Klimaten auftreten. Nach LfULG (2009)<br />
lässt sich die Tendenz der Ausbreitung Wärme liebender Arten bereits heute am Beispiel der Arten<br />
Samtpappel, Weißer Stechapfel, Giftbeere oder Beifußblättrige Ambrosie erkennen. Hinsichtlich der<br />
Schädlinge könnten Wärme liebende Insekten (z.B. Kartoffelkäfer und Blattläuse) tendenziell zunehmen.<br />
Bei milderen Wintern wird eine zunehmende vitale Überwinterung von Schädlingen und<br />
damit ein höherer und früherer Befallsdruck im darauffolgenden Frühjahr erwartet. Dies kann im<br />
Frühjahr auch zu einer explosionsartigen Vermehrung mit der Folge einer stärkeren Selektion zur<br />
Anpassung an die Wirkmechanismen der Pflanzenschutzmittel führen. Bei hohen Temperaturen<br />
und zunehmender Trockenheit im Behandlungszeitraum von Pflanzenschutzmitteln wird deren Wirkung<br />
vermindert und unsicherer. Zum Beispiel wirken bei Trockenheit Blattherbizide schlechter<br />
wegen der Ausbildung einer starken Wachsschicht der Zielpflanzen und Bodenherbizide schlechter<br />
wegen verminderter Wirkstoffaufnahme. Ebenso erhöht sich auch die Gefahr von Phytotoxizität bei<br />
Anwendung unter trockenen Bedingungen (Herbizide, Wachstumsregulatoren, z. T. auch Fungizide,<br />
LfULG 2009). Die beschriebenen Auswirkungen werden v.a. in den Regionen der Sächsischen Heide-<br />
und Teichlandschaften mit vorwiegend sehr leichten Böden aber auch teilweise in den Sächsischen<br />
Lössgebieten auftreten. Die Vorgebirgslagen bzw. die kühleren und feuchten Verwitterungsstandorte<br />
im Süden Sachsens werden dagegen eher weniger betroffen sein.<br />
Im Bereich des Gartenbaus können eine längere Vegetationsperiode und höhere Temperaturen zu<br />
einer Änderung in der Anbauwürdigkeit wirtschaftlich interessanter Obstsorten führen (z.B. div.<br />
Apfel- und Rotweinsorten). Lange, warme Herbstperioden können z.B. beim Apfel für etwa 10 %<br />
größere Früchte sorgen (LfULG 2009), so dass der Ertrag und die Fruchtqualität steigen. Ein früherer<br />
Knospenaufbruch infolge milderer Winter erhöht jedoch die Spätfrostgefahr bei allen früh blühenden<br />
Obstarten, besonders bei Süßkirschen und Birnen. Gleichzeitig steigt jedoch mit dem Ausbleiben<br />
ausreichend langer Perioden mit Temperaturen unter 7 °C die Gefahr von Austriebsstörungen<br />
bei den Baumobstarten. Sommerliche Hitzeperioden mit extrem hohen Temperaturen können<br />
zu erheblichen Qualitätseinbußen durch Sonnenbrandschäden führen. Auf der anderen Seite werden<br />
sich durch die erhöhte Sonneneinstrahlung die Ausfärbung und der Zuckergehalt der Früchte<br />
erhöhen. Langanhaltende Hitzewellen im Sommer in Verbindung mit Trockenheit können zu Ertrags-<br />
und Qualitätsverlusten führen. Ein Anbau von qualitativ hochwertigen Früchten wird beim<br />
Kern- und Beerenobst nur noch mit Zusatzbewässerung möglich sein. Durch starken Regen während<br />
der Ernte wird die Qualität von Süßkirschen (Platzen der Früchte), Erdbeeren und Himbeeren<br />
enorm beeinträchtigt. Besonders gefährlich für alle Obstarten sind Hagelschläge. Der Schutz der<br />
Apfelanlagen vor Hagel wird ein zentrales Problem im Kernobstanbau. Beim Pflanzenschutz ist, wie<br />
im Ackerbau, mit der Einwanderung bisher in Sachsen nicht vorkommender Wärme liebender<br />
Schädlingsarten zu rechnen. Die Verlängerung der Vegetationsperiode führt bei Schädlingen auch<br />
zu einer Vervielfachung von Generationen sowie stärkeren Populationen. Beim Apfelwickler ist diese<br />
Tendenz schon heute nachweisbar (LfULG 2009). Ansteigen wird die Bedeutung von Krankheiten<br />
wie Feuerbrand und Apfeltriebsucht.<br />
Im Weinbau werden auf Grund des prognostizierten Temperaturanstiegs der Rebaustrieb und die<br />
Traubenreife in Zukunft tendenziell früher einsetzen. Bestehen bleibt die Gefahr durch Spätfröste.<br />
Die Anbauwürdigkeit von Sorten mit hohem Temperaturanspruch steigt. Der Rebsortenspiegel kann<br />
sich dadurch verändern. Spät reifende Sorten wie ’Riesling’ und ’Spätburgunder’ werden profitieren.<br />
Für Rotweinsorten wird sich die Anbaueignung in Sachsen verbessern. Hohe Temperaturen bei<br />
gleichzeitig lang anhaltender Trockenheit erzeugen jedoch Stresssituationen bei den Reben, die in<br />
Verbindung mit hohen Erträgen zu einer schlechteren Weinqualität führen können. Die Gefahr von<br />
Trockenstress wird besonders an Standorten mit flachgründigen Böden ansteigen. Auch im Weinbau<br />
könnte dadurch die Zusatzbewässerung zur Absicherung von Ertrag und Qualität unter veränderten<br />
Klimabedingungen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Durch die Zunahme von Starkregen<br />
erhöht sich die Erosionsgefahr besonders in Steillagen. Auf Grund von extremen Hagelereignissen<br />
sind hohe Ertrags- und Qualitätsverluste zu erwarten. Die Intensität der UV-B-Strahlung wird tendenziell<br />
zunehmen, was eine veränderte Zusammensetzung von Most- und Weininhaltsstoffen zur<br />
Folge haben kann. Hohe Einstrahlungen können auch hier zu Qualitätseinbußen durch Sonnenbrandschäden<br />
führen. Im Schaderregerspektrum ist mit der Zunahme des Auftretens von Zikaden<br />
und Traubenwicklerarten zu rechnen. Die Veränderungen in den Niederschlagsverhältnissen lassen<br />
eine Verschiebung der Gewichtung vom Falschen zum Echten Mehltau erwarten (LfULG 2009).<br />
Einhergehend mit den prognostizierten Temperatursteigerungen und der Verlängerung der Vegetationsperiode<br />
wird es im Gemüsebau zu einer Verlängerung der Anbaudauer sowie zur Ernteverfrühung<br />
bei vielen Gemüsearten kommen. Unter den Gemüsearten wird es Verschiebungen in Richtung<br />
Wärme liebender Arten geben. Der Anbau von Buschbohnen, Freilandgurken, Kürbisgewächsen,<br />
Tomaten sowie Spargel kann dadurch profitieren. Langanhaltende Hitzewellen und Trockenheit<br />
<strong>REGKLAM</strong> - Entwicklung und Erprobung eines Integrierten Regionalen Klimaanpassungsprogramms für die<br />
Modellregion Dresden, Förderkennzeichen: 01 LR 0802, www.regklam.de<br />
63