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Broschüre "Kernfusion" - KIT - PL FUSION

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14<br />

2.4.1. Der Tokamak<br />

In der Praxis handhabbar wird das<br />

magnetische Einschlussprinzip, wenn<br />

man das Plasmagefäß ringförmig<br />

gestaltet und diesen Ring (lateinisch<br />

„Torus“) mit starken Magnetfeldspulen,<br />

den so genannten „Toroidalfeldspulen“,<br />

umgibt (Abb. 9). Eine<br />

Transformatorspule auf der Symmetrieachse<br />

des Torus induziert einen<br />

starken elektrischen Strom von vielen<br />

Hunderttausend oder Millionen Ampere,<br />

indem die elektrisch geladenen<br />

Bestandteile des Plasmas (Elektronen<br />

und Ionen) in Bewegung gesetzt werden.<br />

Der Plasmaring wirkt dabei als<br />

einwindige Sekundärwicklung des<br />

Transformators. In Folge heizt sich<br />

das Plasma aufgrund seines elektrischen<br />

Widerstandes auf. Der Plasmastrom<br />

erzeugt seinerseits ein weiteres<br />

Magnetfeld, das konzentrisch<br />

zum Torus orientiert ist, das so<br />

genannte „Poloidalfeld“. Zur Stabilisierung<br />

des Plasmas wird schließlich<br />

noch ein weiterer Spulensatz hinzugefügt:<br />

die Vertikalfeldspulen. Insge-<br />

Transformatorjoch<br />

Plasmastrom<br />

Abb. 9:<br />

Stabiler Einschluss von<br />

Fusionsplasmen in einem<br />

Torus mit helikalem<br />

Magnetfeld und Plasmastrom:<br />

das Tokamak-Prinzip.<br />

(Grafik: FZJ)<br />

samt entsteht durch die vektorielle<br />

Überlagerung von Toroidalfeld, Vertikalfeld<br />

und Poloidalfeld ein helikales<br />

– d.h. schraubenförmig gewundenes<br />

– Summenmagnetfeld, welches<br />

das Plasma vollständig „umwickelt“.<br />

Die helikale Struktur des Magnetfeldes<br />

ist unverzichtbar für den stabilen<br />

Einschluss eines ringförmigen<br />

Fusionsplasmas.<br />

Die gerade beschriebene Anordnung<br />

nennt man „Tokamak“ (Abb. 9). Das<br />

Akronym steht für den russischen<br />

Begriff „TOroidalnaya Kamera s<br />

MAgnitnymi Katushkami“, frei übersetzt:<br />

„toroidale Kammer mit Magnetfeldspule“.<br />

Russische Forscher<br />

waren die ersten, die in den sechziger<br />

Jahren das Tokamak-Prinzip anwendeten<br />

und darauf beruhende Experimente<br />

in Betrieb nahmen. Seitdem ist<br />

der Tokamak zum erfolgreichsten<br />

Transformatorspulen<br />

Plasma<br />

Magnetfeldlinie<br />

Toroidalfeldspulen<br />

Vertikalfeldspulen<br />

und am weitesten fortgeschrittenen<br />

Konzept zur Realisierung der Kernfusion<br />

geworden. Alleine durch den<br />

Plasmastrom in Kombination mit<br />

dem elektrischen Widerstand des<br />

Plasmas lassen sich Temperaturen bis<br />

über 10 Millionen Grad erzeugen.<br />

Auch das im Bau befindliche internationale<br />

Experiment ITER wird ein<br />

Tokamak sein. Allerdings ist ein<br />

Tokamak vom Prinzip her zunächst<br />

einmal eine nur mit zeitlich begrenzten<br />

Pulsen betreibbare Maschine:<br />

Grund ist die nicht beliebig hohe<br />

Magnetisierbarkeit des Transformatormaterials,<br />

siehe Kapitel 3.1.1.<br />

Tokamak-Forschung betreiben in der<br />

Helmholtz-Gemeinschaft das Max-<br />

Planck-Institut für Plasmaphysik in<br />

Garching (Experiment ASDEX Upgrade)<br />

und das Forschungszentrum<br />

Jülich (Experiment TEXTOR).

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