Broschüre "Kernfusion" - KIT - PL FUSION
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3.1.2. Die Neutralteilchenheizung<br />
Mit der Neutralteilchenheizung werden<br />
schnelle Atome in das Plasma geschossen,<br />
die im Plasma ionisiert und<br />
eingefangen werden. Die so entstandenen<br />
hochenergetischen Ionen übertragen<br />
ihre Energie durch Stöße mit<br />
den Plasmateilchen auf das Plasma.<br />
Ein Neutralteilchenheizungssystem<br />
besteht aus einer Ionenquelle, einer<br />
Beschleunigungsstrecke, einem Neutralisator<br />
und einer großen Eingangsöffnung<br />
im Plasmagefäß. Damit sie<br />
das Magnetfeld durchdringen können,<br />
müssen die beschleunigten Ionen<br />
neutralisiert werden. Die nicht neutralisierten<br />
Ionen werden durch Ablenkmagnete<br />
oder ein elektrostatisches<br />
Ablenksystem entfernt.<br />
Mit steigender Geschwindigkeit sinkt<br />
für positiv geladene Ionen der Wirkungsgrad<br />
für die Neutralisation<br />
stark ab, bei 300 Kiloelektronenvolt<br />
auf etwa 16 Prozent, so dass eine<br />
effiziente Heizung immer schwieriger<br />
wird. Dagegen hängt bei negativ<br />
geladenen Ionen die Neutralisations-<br />
rate für Energien über rund 200 Kiloelektronenvolt<br />
kaum von der Energie<br />
ab und beträgt etwa 60 Prozent.<br />
Daher werden zur Erzeugung hochenergetischer<br />
Neutralteilchenstrahlen<br />
negative Ionenquellen eingesetzt. Die<br />
heutige Entwicklung befasst sich daher<br />
vornehmlich mit negativen<br />
Ionenquellen sowie mit der Rückwandlung<br />
der kinetischen Energie<br />
der nicht neutralisierten Ionen in<br />
elektrische Energie.<br />
Ein Nachteil der Neutralteilchenheizung<br />
besteht darin, dass durch die<br />
zusätzlich eingeschossenen Teilchen<br />
die Plasmadichte am Einschussort<br />
steigt, und daher Teilchendichte und<br />
Temperatur nicht unabhängig voneinander<br />
sind. Zudem müssen sich die<br />
Ionenquellen in der Nähe des Plasmagefäßes<br />
befinden. Durch diese gerade<br />
Verbindung zum Plasma – ohne<br />
abdichtendes Fenster – sind die<br />
Ionenquellen in einem Kraftwerk direkter<br />
Neutronenstrahlung ausgesetzt,<br />
außerdem ist keine Barriere gegen<br />
eindringendes Tritium möglich.